„Lechtstonn“: Geschichten rund ums Essen und Trinken

Die Sommerausgabe der „Lechtstonn“ im 4Fachwerk-Museum kombinierte „Schwitzen und Schwätzen“. Die Temperaturen waren hoch, das Besucherinteresse groß.

Dieter Siebel hatte unter dem Motto „Prost. Mahlzeit.“ interessante Geschichten ums Essen und Trinken aus dem „Flecken“ und seiner Umgebung zusammengetragen. Viele Episoden aus dem Umfeld der Familie Siebel kamen zu Gehör.

Da gings ums „Abkochen“ des Flecker CVJM, der sich in den 1950er Jahren auf große Fahrrad-Tour Richtung Sieg- und Ilsequelle begeben hatte und Schmidt’s Theo als Chefkoch für die Erbsensuppe seinen Dienst tat – mit zahlreich spontan gesuchten Gewürzen aus Wald und Feld. Eine Herausforderung, denn „wenn’s nett schmackt, zahlen mer nix“, hatten die Jungs erklärt.

Noch in der Nachkriegszeit hielten sich viele Flecker im Haus oder Scheune ein Schweinchen, gefüttert mit den übrig gebliebenen Essensresten, wusste Dieter Siebel zu berichten. Unverständnis herrschte im Hause Achenbach „am Platz“, wenn die Kinder das dortige „lustige und quicklebendige kleine Borstenvieh“ mit auf den Schlossplatz zum Ballspielen nahmen. So könne es doch nicht fett werden!

Hausschlachtungen gehörten damals im Winter noch zum üblichen Geschehen, eben wenn’s „saukalt“ war. Auch der durch Anekdoten allseits bekannte Lehrer Albus aus Mausbach wollte bei Metzger Schneider sein geschlachtetes Schwein verwursten lassen und verfolgte die Handlung mit einem eigenen Rezeptbuch. Doch offensichtlich passten die Angaben des Rezeptes nicht zur Menge des Fleisches, worauf der Metzger mehrfach hinwies. Albus wies alle Einwände energisch beiseite: „Es steht geschrieben, es kommt hinein…“ Auch wenn die Wurst anschließend kaum genießbar war.

Schmunzelgeschichten ergaben sich auch rund ums Kaffetrinken, wenn nach dem Krieg der erste Bohnenkaffe wieder aufgebrüht werden konnte – und die Gastgeberin klammheimlich die Anzahl der jeweils getrunkenen Tassen ihrer Besucher-Damen im Blick hatte. Ein Aufatmen, da die Zeit des „Muckefuck“, des aus Eicheln gerösteten Ersatzkaffees, endlich vorbei war.

Auch zu dieser Zeit war das Thema „Abnehmen“ schon aktuell. Dieter Siebel konnte von dem überlieferten wohlmeinenden Rat des bekannten Dr. Schrenk an seine Hausgehilfin erzählen, doch mal einen „Obsttag“ einzulegen. Diese hatte sich dann interessiert erkundigt, ob das Obst vor oder nach der Mahlzeit gegessen werden sollte.

Viele Besucher erinnerten sich gerne an „Franzenbrot“, „Eierkäs“ und die „Dong mit Schmer“ oder die vielen Bäckereien, die es einst im Flecken mit ganz unterschiedlichen Spezialitäten gab. Zu denen zählte auch der „Riewekooche“, den „Nachtwächter“ Richard Flender mit einem speziellen Lied zum Abschluss würdigte.

Gerne nahmen die Gäste die Gelegenheit wahr, sich intensiv über die historischen Fotoansichten aus dem Alten Flecken zu unterhalten, die gegenwärtig mit der Ausstellung „Vom Glas zum Bild“ gezeigt werden und die den Arbeiten des Fotografen Alfred Reppel (1900-1958) gewidmet ist.