Alle Beiträge von Christian Berner

„TIEFGANG“

WERKSCHAU VON VERA BECKER IN FREUDENBERG

Die in Siegen geborene und in Kreuztal lebende und arbeitende Künstlerin Vera Becker steht im sommerlichen Mittelpunkt des Freudenberger 4Fachwerk-Museums. Für ihre Präsentation wählte sie zahlreiche Bilder in Acryl- und Ölmalerei sowie kleinformatige Kunstwerke und einige Skulpturen aus.

Der Kunsthistorikerin und Autorin Dr. Sabine Henke (Wilnsdorf), die sich auch im Freundeskreis des Museums für Gegenwartskunst Siegen engagiert, kam bei der Eröffnung die Aufgabe zu, Wissenswertes über die Künstlerin und ihr Werk zu berichten.

Ein Markenzeichen von Verena Becker sei bereits die Vorbereitung ihrer jeweiligen Bildträger. Sie verteile darauf unterschiedliche Strukturträger, so dass eine bildhauerische, reliefartige und damit dreidimensionale Oberfläche entstehe.

Auch bei den Farben lege Vera Becker selbst Hand an: Sie mische sie aus Pigmenten oder Gesteinsmehlen. „Das ist etwas ganz anderes als einfach eine Farbtube zu öffnen und irgendein Industrieprodukt auf die Leinwand zu drücken,“ zitiert sie Vera Becker.

Sabine Heinke beschreibt deren kreativen Produktionsweg: „Zwar hat sie zu Beginn des Malprozesses einen Plan über das entstehende Bild, aber nicht immer reagieren die Materialien so, wie erwartet.  Wie im richtigen Leben entwickelt sich öfter etwas völlig Neues und Überraschendes.“

Große Experimentierlust, Geduld, Wissbegier und Disziplin zeichneten ihre künstlerische Handschrift aus. Sie stelle nichts Reales, Greif- oder Sichtbares in ihren Bildern dar, sondern erschaffe in Abstraktion seelischer Zustände. Dies erinnere an die ursprünglich in Frankreich definierte Kunstrichtung „Informel“ aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zu deren Grundidee zählt es, Malerei von Einschränkungen formaler Bedingungen zu befreien.

„Strukturgebende Materialien verleihen der jeweiligen künstlerischen Arbeit Beckers eine besondere Zeichenhaftigkeit,“ so Heinke. Vera Becker liege es daran, solche ästhetisch schönen Dinge, die sie als Kostbarkeit empfinde, in die Bilder einzupflegen, um sie inszenieren und archivieren.

Eine solche Vorgehensweise inspiriere zu einer neuen Wahrnehmungsweise: „Die Haptik der Werke fordert dazu auf, es zu berühren, ganz vorsichtig und nur mit den Fingerspitzen.“ Denn Becker habe mit ihren Bildern abstrakte Tastobjekte geschaffen, bei denen sich der Betrachter mit seinem ursprünglichsten und damit sinnlichsten Sinn, dem Tastsinn, an das Werk heranarbeiten könnte. Die Philosophin Mechthild Hass habe dafür den Begriff des „leiblichen Sehens“ erfunden.

Vera Becker selbst beschreibt ihre Arbeitsweise als eine experimentelle Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien und deren Schichtungen: „Aus zahlreichen Substanzen formt sich auf verschiedenen Ebenen letztendlich der Bildkörper mit einer reliefartigen Gestalt.“

4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth nutze eine alte Handglocke, um sich im vollbesetzten Museum Gehör zu verschaffen, damit er die Künstlerin formvollendet begrüßen konnte. Mit der Erklärung, dass diese Glocke einst sein Vorfahre beim Milch ausfahren genutzt habe, unterstrich er einmal mehr die gelebte Verbindung von Kunst und Geschichte im Freudenberger Museum. Dr. Ingrid Leopold, die im Verein für die Künste zuständig ist, erinnerte in ihrem kurzen Grußwort an das Ziel, in jedem Jahr sechs unterschiedliche Ausstellungen mit jeweils anderen Facetten anzubieten. „Das ist uns jetzt in zehn Jahren gelungen, und zwar alles mit ehrenamtlicher Arbeit.“

Die Werkschau von Vera Becker „Tiefgang“ ist bis zum 1. September 2024 zu sehen. Das Museum öffnet mittwochs, samstags und Sonntag von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Sonderführungen sind auf Nachfrage möglich.

Kulturelle Angebote dienen auch touristischen Zielen

Daniel Letocha, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Siegen-Wittgenstein besucht 4Fachwerk-Museum

 „Wir wünschen uns eine gute Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Siegen-Wittgenstein,“ so die Kernbotschaft von Klaus Siebel-Späth beim Besuch von Daniel Letocha im 4Fachwerk-Museum. Der Verein hatte den neuen Geschäftsführer des Tourismusverbandes zu einem Besuch ins Museum mitten im Alten Flecken eingeladen. Es folgte ein intensiver Gedankenaustausch, wie Freudenberg ein noch interessanterer Besuchsort für Gäste werden kann. Was ist zu verbessern und wünschenswert, was schränkt mögliche Weiterentwicklungen ein und welche Perspektiven werden angestrebt – viele Aspekte galt es zu diskutieren.

Dr. Ingrid Leopold informierte das wechselnde Kulturangebot, das der Verein jetzt seit einem Jahrzehnt anbietet. 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth erläuterte die Besonderheiten der neu gestalteten Uhrenetage sowie die Zukunftsplanungen des Vereins. Christian Berner stellte die 4Fachwerk-Werbelinie vor und konnte zugleich als Altstadtbewohner die Wechselwirkungen von Tourismus zum Wohnquartier aufzeigen. Bernd Brandemann hatte zuvor über die Entstehungsgeschichte des ehrenamtlich getragenen Museums informiert.  

Fazit ist, viele kreative Ideen bedürfen für eine nachhaltige positive Wahrnehmung einer engagierten Vernetzung. „Ich habe mich sehr gefreut, das Museum und sein Team kennen zu lernen. Es soll der Anfang eines kontinuierlichen Austausches sein,“ so Daniel Letocha. Das Haus biete für Gäste auch die interessante Möglichkeit, die besondere räumliche Perspektive mitten in der Altstadt selbst zu erleben.

Titelbild: (v.l.n.r.) Christian Berner, 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth und seine Stellvertreterin Dr. Ingrid Leopold, Tourismus-Geschäftsführer Daniel Letocha.

„Architekt(o)ur“: Christine Jantzen zeigt Architektur als Aquarell-Kunstwerke

4Fachwerk-Ausstellungeröffnung

Wenn Christine Jantzen auf Reisen geht, sind zwei Leidenschaften mit im Gepäck: Ihre berufliche Profession als Architektin und ihre Liebe zur Kunst. Ihr Faible entwickelte sie für die Aquarellmalerei, um damit Gebäude, Stadtansichten und Menschen darin zu porträtieren. Gemauerte Architektur und die Leichtigkeit der Wasserfarben ein Widerspruch? Nicht für die 1966 in Haiger geborene und in Burbach-Holzhausen aufgewachsene Künstlerin.

Im Gespräch mit Dr. Ingrid Leopold, die für den 4Fachwerk-Museumsverein federführend die Ausstellungen kuratiert, verdeutlicht sie bei der Ausstellungseröffnung, wie sie die interessante Balance zwischen ihren Motiven und dem Medium Aquarell findet. Es sei dann eine künstlerische Interpretation, die gleichwohl den Charakter der gebauten Umwelt zeigt.

In der Tat gehören Aquarell-Ansichten zur traditionellen Architektur-Darstellungstechnik, um wirkungsvolle Raumwirkungen darzustellen, die mehr bieten als ein fotorealistisches Abbild. Hier können Abstraktion sowie Licht- Schattenwirkungen pointiert abgebildet werden.

Das Ergebnis ihrer Darstellungstechnik können die Besucher des 4Fachwerk-Museums bis zum 7. Juli 2024 nachvollziehen. Christine Jantzen wohnt seit 1966 in Marburg und gründete ihr Architekturbüro, mit dem sie sich auch intensiv Aufgaben der Denkmalpflege widmet. Sie studieret an der Universität Siegen und am Kent Institute of Art und Design in Canterbury. Der Titel der Ausstellung „ARCHITEKT(O)UR“ verbindet ihre Profession mit jener Reiselust, mit der sie die vielfältigen Eindrücke des Lebens sammelt, um sie als künstlerisch gestaltete Impressionen in ihren Werken fortleben zu lassen.

Für den neuen 4Fachwerk-Vorsitzenden Klaus Siebel-Späth war es die erste Vernissage in dieser Funktion. Er, beruflich der Bautechnik verbunden, freute sich über den glücklichen Zufall, zur Premiere gleich eine Architektin als Ausstellungs-Künstlerin begrüßen zu können: „Kunst im Bau“.

Schon am ersten Abend konnte Christine Jantzen viel Lob für ihre malerisch interpretierten Gebäude- und Ortsansichten-Zeichnungen einheimsen.

Internationaler Museumstag am 19. Mai

Freier Eintritt und Sonderführung im 4Fachwerk-Museum

Der Internationale Museumstag wird in Deutschland in diesem Jahr am 19. Mai gefeiert.

Sein Ziel ist es, auf die thematische Vielfalt der mehr als 7.100 Museen in Deutschland aufmerksam zu machen.

„Wir beteiligen uns gerne daran,“ sagt 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth, „weil wir das Anliegen unterstützen wollen, auf die Bedeutung der Museen am kulturellen und gesellschaftlichen Leben hinzuweisen.“

Da sich das ehrenamtlich getragene Museum mitten im Alten Flecken auf viele Besucher freut, gilt an diesem Tag „freier Eintritt“.

Den Gästen wird dabei auch Besonderes geboten, so Dr. Ingrid Leopold. Sie bereitet maßgeblich die Sonderausstellungen vor und freut sich, dass die Künstlerin der neuen Ausstellung „ARCHITEKT(O)UR“ am Museumstag zu einer speziellen Führung einlädt.  Die Künstlerin Christine Jantzen zeigt Arbeiten in Aquarellmalerei und Mischtechnik. Thematisch hat sie Landschaften, Häuser und Stadtansichten im Blick. Inspiriert haben sie Reisen durch Europa und Asien, so verbinden sich „Tour“ und „Architektur“.

Christine Jantzen, 1966 in Haiger geboren, wuchs in Holzhausen auf, studierte Architektur an der Universität Siegen und am Kent Institute of Art and Design in Canterbury, lebt heute in Marburg und arbeitet u.a. als zertifizierte Architektin für die Denkmalpflege. Kein Wunder also, dass sie auch den Alten Flecken bei ihren künstlerischen Arbeiten im Blick hatte. Ihre Ausstellung in Freudenberg ist bis zum 7. Juli 2024 zu sehen. Sie wird am 17. Mai abends mit einer kleinen Feier eröffnet. Die Führung am Museumstag (19. Mai 2024) beginnt um 15:00 Uhr.

Klaus Siebel-Späth neuer 4Fachwerk-Vorsitzender

Das ist für den Freudenberger Museumsverein ein bewegender Moment: Dieter Siebel, der die 4Fachwerk-Gründung mit initiierte und seit 2014 zehn Jahre lang an der Spitze stand, hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Zu seinem Nachfolger wählten die Vereinsmitglieder während der Jahreshauptversammlung am 19. April 2024 Klaus Siebel-Späth mit einem einstimmigen Votum.

Der neue Vorsitzende hatte sich die letzten Jahre bereits als „Vize“ quasi eingearbeitet. „Ich nehme die Wahl gerne an,“ verkündete er, um als erste Amtshandlung Dieter Siebel für seine so langjährige maßgebliche Arbeit zu danken. In insgesamt 99 Vorstandssitzungen unter seiner Leitung wurden die wesentlichen Beschlüsse für die Weiterentwicklung des Museums gefasst. Seit jetzt einem Jahrzehnt wird das ehemalige Stadtmuseum ehrenamtlich geführt – und seitdem ist eine Menge passiert. Der Service rund um die Besucherbetreuung wurde auf neue Beine gestellt, die Technik auf Vordermann gebracht, um Kosten zu senken und zuletzt konnte die Einweihung der neuen Uhrenabteilung im Dachgeschoss gefeiert werden. Jährlich bietet das Museum sechs wechselnde Ausstellungen an und ein „Arbeitskreis Stadtgeschichte“ trifft sich hier regelmäßig.

Dieter Siebel bleibt dem Museum herzlich verbunden, so sein eigenes Bekunden. Und Besucher dürfen sich auch weiter auf eine seine besonderen Begabungen freuen: Er erfand die „Lechtstonn“, um über Menschen und Begebenheiten im Alten Flecken zu berichten. Die nächste plant er für den Herbst. „Und ich will, soweit es meine Kraft und Zeit zulässt, gerne weitere Besuchergruppen durch den Flecken führen.“ In der aktuellen Ausstellung sind auch künstlerische Arbeiten von Dieter Siebel zu sehen.

Groß war der Beifall, als Klaus Siebel-Späth ihn als erstes „Ehrenmitglied“ würdigte. Sein Dank richtete sich auch an Ulrich Tiede, der dem Vorstand seit Vereinsgründung angehörte.

Weiterhin als stellvertretende Vorsitzende wird sich Dr. Ingrid Leopold besonders um „Kunst und Kultur“ kümmern. Zum weiteren Vize-Vorsitzenden wurde Gero Gieseler gewählt. „Wiederwahl“ hieß es beim Schatzmeister Daniel Ermert und beim Schriftführer Bernd Brandemann. Als Beisitzer arbeiten im 4Fachwerk-Vorstand Christian Berner, Ulrike David, Julia Nickmann, Martin Quandel, Sigrid Reichenau und Gitte Rößler mit.

„Die Anfragen für Ausstellungen bei uns sind hoch, wir werden vielseitige und interessante Präsentation vorstellen können,“ freut sich Dr. Ingrid Leopold. Und auch die weitere inhaltliche Weiterentwicklung des Museums steht auf dem Plan. Als nächstes soll die „Geschichts-Etage“ eine Neukonzeption erfahren.

Talente aus den eigenen Reihen

Gemeinschaftsausstellung einer 4Fachwerk-Künstlergemeinschaft

Zur Vernissage Dieter Siebel in Doppelfunktion: Als 4Fachwerk-Vorsitzender begrüßte er die zahlreichen Gäste, war zugleich aber einer der „anwesenden Künstler“. Er selbst und vier weitere Künstlerinnen aus dem 4Fachwerk-Umfeld bestreiten aktuell eine vielgestaltige Ausstellung im Kunstforum des Museums.  Schließlich galt es auch, zehn Jahre 4Fachwerk ein wenig zu feiern.

Kurz ging Siebel auf die Geschichte des ehrenamtlich getragenen Museums ein, die 2014 begann: „Wir haben das Haus übernommen und zugesagt, alle Kosten zu tragen.“ Dies sei geschafft worden mit einem großartigen Team. „Es war eine tolle Zeit und wir haben viele neue Leute kennengelernt, denen es Freude bereitet, sich für Kultur, Kunst, Geschichte und Tradition einzusetzen.“

Für den musikalischen Zwischenstopp sorgte dann Julia Nickmann aus Hohenhain, jetzt ebenso dem 4Fachwerk verbunden. Die Sängerin und Gitarristin überzeugte mit „Sag mir wo die Blumen sind“, der deutschen Version des Songs von Peter Seeger. Am Ende zog sie dann das Publikum noch einmal in ihren Bann mit „Halleluja“ von Leonard Cohen, bedacht mit riesigem Beifall.

Ulrike David stellte Dieter Siebel als Künstlerin vor, die die große Gabe besitze, beeindruckende Menschenbilder zu gestalten. Bei Gitte Rößler dürften sich die Betrachter auf lustige, freche, ungewöhnliche wie tiefsinnige Werke freuen. Die Bilder von Ursel Thiel seien einfach gekonnt, man spüre die Freude am Darstellen und die Hingabe zu ganz unterschiedlichen Motiven. Doris Schneider warte mit der ungewöhnlichen Idee auf, präzise Zeichnungen auf Federn zu bannen, wobei wunderbare Miniaturen entstünden.

Und was sagt der Künstler zu sich selbst? Er erinnerte an seine zahlreichen Segeltouren, bei denen er an den Stränden immer gesammelt habe. Solche Steine und Muscheln oder Sand arbeitete er in Collagen ein. Ein solches Werk entstand aus „Mitbringseln“ von der Insel Borkum. „Nur ich, der Strand und der Himmel waren da und der Gedanke an Gottes Schaffenskraft zog sich an diesem Morgen wie ein roter Faden durch meine Betrachtungen.“

Dem bekennenden Worpswede-Fan Dieter Siebel kam dann das 1899 entstandene Gedicht von Rainer Maria Rilke in den Sinn „Ich lebe mein Leben mit wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.“

Dieter Siebel lud so die vielen Gäste zu einer „Entdeckungsreise“ durch die Ausstellung ein. Die Gelegenheit, sich mit den Künstlerinnen und dem Künstler auszutauschen, konnte intensiv genutzt werden. Die Anerkennung für die gelungene Werkschau brachte Kuratorin Dr. Ingrid Leopold in einem kurzen Grußwort zum Ausdruck.