Archiv der Kategorie: Kunstforum

„TIEFGANG“

WERKSCHAU VON VERA BECKER IN FREUDENBERG

Die in Siegen geborene und in Kreuztal lebende und arbeitende Künstlerin Vera Becker steht im sommerlichen Mittelpunkt des Freudenberger 4Fachwerk-Museums. Für ihre Präsentation wählte sie zahlreiche Bilder in Acryl- und Ölmalerei sowie kleinformatige Kunstwerke und einige Skulpturen aus.

Der Kunsthistorikerin und Autorin Dr. Sabine Henke (Wilnsdorf), die sich auch im Freundeskreis des Museums für Gegenwartskunst Siegen engagiert, kam bei der Eröffnung die Aufgabe zu, Wissenswertes über die Künstlerin und ihr Werk zu berichten.

Ein Markenzeichen von Verena Becker sei bereits die Vorbereitung ihrer jeweiligen Bildträger. Sie verteile darauf unterschiedliche Strukturträger, so dass eine bildhauerische, reliefartige und damit dreidimensionale Oberfläche entstehe.

Auch bei den Farben lege Vera Becker selbst Hand an: Sie mische sie aus Pigmenten oder Gesteinsmehlen. „Das ist etwas ganz anderes als einfach eine Farbtube zu öffnen und irgendein Industrieprodukt auf die Leinwand zu drücken,“ zitiert sie Vera Becker.

Sabine Heinke beschreibt deren kreativen Produktionsweg: „Zwar hat sie zu Beginn des Malprozesses einen Plan über das entstehende Bild, aber nicht immer reagieren die Materialien so, wie erwartet.  Wie im richtigen Leben entwickelt sich öfter etwas völlig Neues und Überraschendes.“

Große Experimentierlust, Geduld, Wissbegier und Disziplin zeichneten ihre künstlerische Handschrift aus. Sie stelle nichts Reales, Greif- oder Sichtbares in ihren Bildern dar, sondern erschaffe in Abstraktion seelischer Zustände. Dies erinnere an die ursprünglich in Frankreich definierte Kunstrichtung „Informel“ aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zu deren Grundidee zählt es, Malerei von Einschränkungen formaler Bedingungen zu befreien.

„Strukturgebende Materialien verleihen der jeweiligen künstlerischen Arbeit Beckers eine besondere Zeichenhaftigkeit,“ so Heinke. Vera Becker liege es daran, solche ästhetisch schönen Dinge, die sie als Kostbarkeit empfinde, in die Bilder einzupflegen, um sie inszenieren und archivieren.

Eine solche Vorgehensweise inspiriere zu einer neuen Wahrnehmungsweise: „Die Haptik der Werke fordert dazu auf, es zu berühren, ganz vorsichtig und nur mit den Fingerspitzen.“ Denn Becker habe mit ihren Bildern abstrakte Tastobjekte geschaffen, bei denen sich der Betrachter mit seinem ursprünglichsten und damit sinnlichsten Sinn, dem Tastsinn, an das Werk heranarbeiten könnte. Die Philosophin Mechthild Hass habe dafür den Begriff des „leiblichen Sehens“ erfunden.

Vera Becker selbst beschreibt ihre Arbeitsweise als eine experimentelle Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien und deren Schichtungen: „Aus zahlreichen Substanzen formt sich auf verschiedenen Ebenen letztendlich der Bildkörper mit einer reliefartigen Gestalt.“

4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth nutze eine alte Handglocke, um sich im vollbesetzten Museum Gehör zu verschaffen, damit er die Künstlerin formvollendet begrüßen konnte. Mit der Erklärung, dass diese Glocke einst sein Vorfahre beim Milch ausfahren genutzt habe, unterstrich er einmal mehr die gelebte Verbindung von Kunst und Geschichte im Freudenberger Museum. Dr. Ingrid Leopold, die im Verein für die Künste zuständig ist, erinnerte in ihrem kurzen Grußwort an das Ziel, in jedem Jahr sechs unterschiedliche Ausstellungen mit jeweils anderen Facetten anzubieten. „Das ist uns jetzt in zehn Jahren gelungen, und zwar alles mit ehrenamtlicher Arbeit.“

Die Werkschau von Vera Becker „Tiefgang“ ist bis zum 1. September 2024 zu sehen. Das Museum öffnet mittwochs, samstags und Sonntag von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Sonderführungen sind auf Nachfrage möglich.

„Architekt(o)ur“: Christine Jantzen zeigt Architektur als Aquarell-Kunstwerke

4Fachwerk-Ausstellungeröffnung

Wenn Christine Jantzen auf Reisen geht, sind zwei Leidenschaften mit im Gepäck: Ihre berufliche Profession als Architektin und ihre Liebe zur Kunst. Ihr Faible entwickelte sie für die Aquarellmalerei, um damit Gebäude, Stadtansichten und Menschen darin zu porträtieren. Gemauerte Architektur und die Leichtigkeit der Wasserfarben ein Widerspruch? Nicht für die 1966 in Haiger geborene und in Burbach-Holzhausen aufgewachsene Künstlerin.

Im Gespräch mit Dr. Ingrid Leopold, die für den 4Fachwerk-Museumsverein federführend die Ausstellungen kuratiert, verdeutlicht sie bei der Ausstellungseröffnung, wie sie die interessante Balance zwischen ihren Motiven und dem Medium Aquarell findet. Es sei dann eine künstlerische Interpretation, die gleichwohl den Charakter der gebauten Umwelt zeigt.

In der Tat gehören Aquarell-Ansichten zur traditionellen Architektur-Darstellungstechnik, um wirkungsvolle Raumwirkungen darzustellen, die mehr bieten als ein fotorealistisches Abbild. Hier können Abstraktion sowie Licht- Schattenwirkungen pointiert abgebildet werden.

Das Ergebnis ihrer Darstellungstechnik können die Besucher des 4Fachwerk-Museums bis zum 7. Juli 2024 nachvollziehen. Christine Jantzen wohnt seit 1966 in Marburg und gründete ihr Architekturbüro, mit dem sie sich auch intensiv Aufgaben der Denkmalpflege widmet. Sie studieret an der Universität Siegen und am Kent Institute of Art und Design in Canterbury. Der Titel der Ausstellung „ARCHITEKT(O)UR“ verbindet ihre Profession mit jener Reiselust, mit der sie die vielfältigen Eindrücke des Lebens sammelt, um sie als künstlerisch gestaltete Impressionen in ihren Werken fortleben zu lassen.

Für den neuen 4Fachwerk-Vorsitzenden Klaus Siebel-Späth war es die erste Vernissage in dieser Funktion. Er, beruflich der Bautechnik verbunden, freute sich über den glücklichen Zufall, zur Premiere gleich eine Architektin als Ausstellungs-Künstlerin begrüßen zu können: „Kunst im Bau“.

Schon am ersten Abend konnte Christine Jantzen viel Lob für ihre malerisch interpretierten Gebäude- und Ortsansichten-Zeichnungen einheimsen.

Internationaler Museumstag am 19. Mai

Freier Eintritt und Sonderführung im 4Fachwerk-Museum

Der Internationale Museumstag wird in Deutschland in diesem Jahr am 19. Mai gefeiert.

Sein Ziel ist es, auf die thematische Vielfalt der mehr als 7.100 Museen in Deutschland aufmerksam zu machen.

„Wir beteiligen uns gerne daran,“ sagt 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth, „weil wir das Anliegen unterstützen wollen, auf die Bedeutung der Museen am kulturellen und gesellschaftlichen Leben hinzuweisen.“

Da sich das ehrenamtlich getragene Museum mitten im Alten Flecken auf viele Besucher freut, gilt an diesem Tag „freier Eintritt“.

Den Gästen wird dabei auch Besonderes geboten, so Dr. Ingrid Leopold. Sie bereitet maßgeblich die Sonderausstellungen vor und freut sich, dass die Künstlerin der neuen Ausstellung „ARCHITEKT(O)UR“ am Museumstag zu einer speziellen Führung einlädt.  Die Künstlerin Christine Jantzen zeigt Arbeiten in Aquarellmalerei und Mischtechnik. Thematisch hat sie Landschaften, Häuser und Stadtansichten im Blick. Inspiriert haben sie Reisen durch Europa und Asien, so verbinden sich „Tour“ und „Architektur“.

Christine Jantzen, 1966 in Haiger geboren, wuchs in Holzhausen auf, studierte Architektur an der Universität Siegen und am Kent Institute of Art and Design in Canterbury, lebt heute in Marburg und arbeitet u.a. als zertifizierte Architektin für die Denkmalpflege. Kein Wunder also, dass sie auch den Alten Flecken bei ihren künstlerischen Arbeiten im Blick hatte. Ihre Ausstellung in Freudenberg ist bis zum 7. Juli 2024 zu sehen. Sie wird am 17. Mai abends mit einer kleinen Feier eröffnet. Die Führung am Museumstag (19. Mai 2024) beginnt um 15:00 Uhr.

Talente aus den eigenen Reihen

Gemeinschaftsausstellung einer 4Fachwerk-Künstlergemeinschaft

Zur Vernissage Dieter Siebel in Doppelfunktion: Als 4Fachwerk-Vorsitzender begrüßte er die zahlreichen Gäste, war zugleich aber einer der „anwesenden Künstler“. Er selbst und vier weitere Künstlerinnen aus dem 4Fachwerk-Umfeld bestreiten aktuell eine vielgestaltige Ausstellung im Kunstforum des Museums.  Schließlich galt es auch, zehn Jahre 4Fachwerk ein wenig zu feiern.

Kurz ging Siebel auf die Geschichte des ehrenamtlich getragenen Museums ein, die 2014 begann: „Wir haben das Haus übernommen und zugesagt, alle Kosten zu tragen.“ Dies sei geschafft worden mit einem großartigen Team. „Es war eine tolle Zeit und wir haben viele neue Leute kennengelernt, denen es Freude bereitet, sich für Kultur, Kunst, Geschichte und Tradition einzusetzen.“

Für den musikalischen Zwischenstopp sorgte dann Julia Nickmann aus Hohenhain, jetzt ebenso dem 4Fachwerk verbunden. Die Sängerin und Gitarristin überzeugte mit „Sag mir wo die Blumen sind“, der deutschen Version des Songs von Peter Seeger. Am Ende zog sie dann das Publikum noch einmal in ihren Bann mit „Halleluja“ von Leonard Cohen, bedacht mit riesigem Beifall.

Ulrike David stellte Dieter Siebel als Künstlerin vor, die die große Gabe besitze, beeindruckende Menschenbilder zu gestalten. Bei Gitte Rößler dürften sich die Betrachter auf lustige, freche, ungewöhnliche wie tiefsinnige Werke freuen. Die Bilder von Ursel Thiel seien einfach gekonnt, man spüre die Freude am Darstellen und die Hingabe zu ganz unterschiedlichen Motiven. Doris Schneider warte mit der ungewöhnlichen Idee auf, präzise Zeichnungen auf Federn zu bannen, wobei wunderbare Miniaturen entstünden.

Und was sagt der Künstler zu sich selbst? Er erinnerte an seine zahlreichen Segeltouren, bei denen er an den Stränden immer gesammelt habe. Solche Steine und Muscheln oder Sand arbeitete er in Collagen ein. Ein solches Werk entstand aus „Mitbringseln“ von der Insel Borkum. „Nur ich, der Strand und der Himmel waren da und der Gedanke an Gottes Schaffenskraft zog sich an diesem Morgen wie ein roter Faden durch meine Betrachtungen.“

Dem bekennenden Worpswede-Fan Dieter Siebel kam dann das 1899 entstandene Gedicht von Rainer Maria Rilke in den Sinn „Ich lebe mein Leben mit wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.“

Dieter Siebel lud so die vielen Gäste zu einer „Entdeckungsreise“ durch die Ausstellung ein. Die Gelegenheit, sich mit den Künstlerinnen und dem Künstler auszutauschen, konnte intensiv genutzt werden. Die Anerkennung für die gelungene Werkschau brachte Kuratorin Dr. Ingrid Leopold in einem kurzen Grußwort zum Ausdruck.

Von der Toskana zur Trupbacher Heide

Aquarell-Kunstreise mit Eberhard Meiswinkel

Schon als Jugendlicher zeichnete Eberhard Meiswinkel, geboren 1940, aufgewachsen in Flammersbach. Heute lebt der Künstler in Trupbach. An der Technischen Hochschule in Achen studierte er einst Kunst und Gestaltung. Damit legte er den Grundstock, aus seinem frühen Faible den beruflichen Lebensinhalt zu formen. Dies sehr erfolgreich, denn er leitete er von 1975 bis 1995 die Schule für Gestaltung an der Beruflichen Schule für Technik in Siegen.

Meiswinkel selbst wandte sich in seinem eigenen künstlerischen Weg der Aquarell-Malerei zu. „Er zählt in dieser Fertigkeit zu den größten Könnern in der Region,“ begrüßte ihn 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel. In dem Freudenberger Museum ist jetzt eine umfangreiche Werkschau zu sehen.

Birgitt Reinhardt, eine der drei Töchter, die ihn zur Vernissage in den Alten Flecken begleiteten, übernahm die Aufgabe, ihren Vater und seine künstlerische Herangehensweise vorzustellen. „Er hat nicht nur geografisch seine eigene Wahrnehmung der Landschaften im Bild festgehalten,“ erläutert sie. Hermann Manskopf (1913-1985) sei es gewesen, der sein Interesse auf die Aquarell-Malerei gelenkt habe.
Das Lieblingsziel ihrer Eltern sei die Toskana gewesen, ähnlich wie Goethe inspirierten sie Landschaft, Lebensart und Kultur. Das habe den kreativen Blick ihres Vaters geschärft: „Nach der Ferne entdeckte er die Motivvielfalt seiner Heimat.“ Mit der Aquarell-Technik sei es ihm gelungen, Landschaften als Ausschnitte der Realität festzuhalten und dabei eigenen Interpretationen Raum zu geben. Experten sind sich einig, dass Eberhard Meiswinkel dabei Bilder mit unglaublicher Strahlkraft geschaffen habe, die sich mit dem kreativen Ineinanderfließen der Flächen durch einen ganz eigenen Charakter auszeichnen.

„Geraten sie in den Bann von Farbe und Raum,“ warb so auch Kuratorin Dr. Ingrid Leopold. Sie zeigte sich insbesondere über Meiswinkels Buch „Trupbacher Heide“ angetan. Die Geschichte dieser Traumlandschaft habe er treffend geschildert und das Druckwerk farbenprächtig durch seine Aquarelle visualisiert.
Sie hatte Eberhard Meiswinkel, wie er in seinen kurzen Dankesworten bestätigte, ausdrücklich zu der Ausstellung überreden müssen. Lange Zeit widmete er sich mit aller Kraft der Pflege seiner leider verstorben Frau, künstlerisches Wirken war zum Erliegen gekommen. „Jetzt, wo ich die Bilder hier so sehe, bin ich doch sehr froh, dass die Präsentation zustande gekommen ist.“ Ein Empfinden, dass die Besucher ausdrücklich bestätigten: „So konzentriert und vielfältig waren die Bilder selten zu sehen.“

Die Ausstellung „Von der Toskana zur Trupbacher Heide“ ist im 4Fachwerk-Museum bis zum 17. März 2024 zu sehen.

EIN LEBEN FÜR DIE KUNST

4Fachwerk-Museum präsentiert Siegener Künstlerin Carmen Klein (1890-1978)

Von der Künstlerin Carmen Klein zeigt sich Dr. Ingrid Leopold tief beeindruckt. Die letzten Monate hat sie sich mit ihr, ihrer Lebens- und Familiengeschichte sowie ihrem künstlerischen Nachlass intensiv beschäftigt. Denn es galt die Ausstellung „Ein Leben für die Kunst“ im 4Fachwerk-Museum vorzubereiten.



Die letzte Ausstellung im Jahr ist dort immer einer maßgebenden Siegerländer Künstler-Persönlichkeit gewidmet. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Carmen Klein, 1890 in Siegen geboren. Eine gemeinsame Ausstellung mit dem Künstler-Ehepaar Hans und Hanna Achenbach im Jahre 1928 legte später den Grundstein für die „Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler“ und lässt bis heute ihre Bedeutung deutlich werden.

Dr. Ingrid Leopold ist es als Kuratorin jetzt gelungen, viele Werke aus ganz unterschiedlichen Quellen zu einer Gesamtschau zusammen zu stellen, die die große Schaffenskraft und Kreativität von Carmen Klein in ganz konzentrierter Form präsentiert. „Ich bin beeindruckt von der Vielfalt ihrer grafischen Kunst,“ bekannte 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel bei der Vernissage.

Der Weg von Carmen Klein ist durchaus von einem Siegerländer Emigranten-Schicksal geprägt. Ihr Urgroßvater mütterlicher Seite, der 1802 in Daaden geborene Johann Ermert, wanderte nach Mexiko aus, um als Bergmann die dortigen Silbervorkommen zu studieren. Er heiratete hier eine junge Mexikanerin. Aus dieser ersten Ehe gingen drei Kinder hervor, die zur Ausbildung nach Deutschland zurückkehrten. Eine Tochter, Cäcilie Ermert, lernte in Siegen ihren späteren Mann Heinrich Neff kennen. Deren Tochter Amalie heiratete den Siegener Kommerzienrat Heinrich Klein. In deren Haus am Hohler Weg Nr. 1 erblickte am 6. Mai 1890 Tochter Carmen als jüngstes von sechs Kindern das Licht der Welt.
Die Kinder wuchsen im großbürgerlichen Wohlstand auf. „Wir hatten eine fröhliche und unbeschwerte Kindheit,“ erinnerte sie sich. 

Schon als junge Schülerin entwickelte Carmen Klein Interesse an Kunst und Malerei, gefördert auch durch ihre Cousine, der Malerin Emmy Dresler.
Mit 21 Jahren konnte sie die Kunstgewerbeschule in Köln besuchen. Diese Ausbildung beendete der I. Weltkrieg. Von 1917 bis 1922 setzte sie ihr Studium in Berlin fort. Neben der Aquarellmalerei widmete sie sich Radierungen auf Kupferplatten, Tuschezeichnungen oder fein nuanciertem Steindruck. In dieser Technik sind in den 1930er Jahren die bekannten Siegener Stadtlithografien entstanden.

Nahezu 48 Jahre lebte Carmen Klein in ihrem großzügigen Elternhaus mit ausgemalten Räumen, großem Garten, Grotte und einer reichen Tierwelt. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1936 kam das herrschaftliche Anwesen in den Besitz von Dr. Oskar Waldrich. Ihr Elternhaus, später als „Villa Waldrich“ bekannt, bildete Carmen Klein künstlerisch ab. Auch diese Blatt ist in der Freudenberger Ausstellung zu sehen. 

Nach der Bombardierung Siegens verlor Carmen Klein alles Hab und Gut und fand in Bühl bei Freudenberg im Bauernhaus der Familie Stockhammer Unterschlupf. Ihre Erlebnisse hier vertraute sie ihrem Tagebuch an, aus dem sie später Inhalte im Siegerländer Heimatkalender veröffentlichte. In ihrer Bühler Zeit sind zahlreiche Blumenbilder und Landschaftsaquarelle entstanden, die nun auch in der Freudenberger Ausstellung gezeigt werden.

Zehn Jahre führte Carmen Klein ein „Wanderleben“, bis sie 1955 bei der Familie Kreutter auf dem Siegener Rosterberg einen Dauerwohnsitz fand und wieder in Ruhe arbeiten konnte. Im DRK-Altenheim in Neunkirchen Salchendorf verbrachte sie ihren Lebensabend. Am 10. Mai 1978 ist sie dort gestorben.

Carmen Klein ist Vielen als die große Blumenmalerin in Erinnerung geblieben. Wie umfangreich tatsächlich ihr künstlerisches Wirken war, lässt die 4fachwerk-Ausstellung deutlich werden. Sie ist dort bis zum 21. Januar 1924 zu sehen.

„Mit der Carmen-Klein-Ausstellung können wir zugleich einen herzlichen Gruß der Verbundenheit mit Siegen zum Ausdruck bringen, die 2024 ihr 800-jähriges Stadtjubiläum feiern wird,“ betont Dieter Siebel.

Die zahlreichen Eröffnungsgäste zeigten sich von der Reichhaltigkeit und Abwechselung der Kunstblätter sehr beeindruckt. Für den musikalischen Rahmen der Vernissage sorgte der junge Musikstudent Julian Pudelt aus Siegen mit seiner Gitarre. Viel Beifall bekamen seine Interpretationen von „Bunte Pyramiden“ (Querbeat & Bukahara) und „Golden Circle“ (Honig).