Alle Beiträge von Christian Berner

YOU and ME

Stephanie Süßenbach

Vom Menschen und seinen Bewegungen, seiner Spontanität, aber auch von seiner Unvollkommenheit ist die Künstlerin Süßenbach nicht erst seit ihren Aufenthalten in Japan oder Afrika fasziniert. DU und ICH. Der Titel dieser Ausstellung bezieht sich auf drei Personen. Wieso drei? Eins und eins sind, nach Adam Riese, zwei. Inhaltlich trifft dies auch zu. DU und ICH bezieht sich im Wesentlichen auf die konturhaft zeichnerische und malerische Wiedergabe einer Person. Hinter DU und ICH verbirgt sich aber noch eine dritte Person. Nämlich DU als der Betrachter selbst. Ausgehend von ihren Arbeiten werden Parallelen zu von der Künstlerin selbst erlebten Situationen gezogen. Somit fungiert die portraitierte Person als Vermittler zwischen DIR und MIR.

 

Es sind zufällige und banale Alltagssituationen und -handlungen, die die Lehrerin für Englisch und Kunst auf Papier oder Leinwand festhält. Momentaufnahmen als eine Art Schnappschüsse, die das Leben für den Bruchteil einer Sekunde widerspiegeln. Dabei geht es nicht um Genauigkeit oder das Wiedererkennen der abgebildeten Menschen, sondern vielmehr um das Sichtbarmachen der beiläufig ausgeführten Handlung. Da diese Handlungen alltäglich sind, geradezu banal, kennt sie jeder von uns. Durch diesen Umstand findet sich der Betrachter selbst in diesen festgehaltenen Momenten wieder: er erkennt die Handlung und hält einen Moment inne, um sie sich vor Augen zu führen. Somit verschafft die Momenthaftigkeit ihrer Arbeiten dem Betrachter einen Augenblick der Vergegenwärtigung und Würdigung des Beiläufigen, Banalen und Alltäglichen.

Die Zeichen- und Malweise erfolgt dabei spontan, intuitiv und schnell, ohne vorherige Planung oder nachfolgende Verbesserungen. Die Momenthaftigkeit steht im Vordergrund. Die Werkzeuge Tuschepinsel und Farbrolle eignen sich für diesen Zeichen- und Malstil im Besonderen, da sie keine Details zulassen, skizzenhaft bleiben und einen Kontrollverlust bewirken, der beabsichtigt ist. Dabei entsteht zwangsläufig ein Zufallsprinzip, das mit einem Kontrollverlust einhergeht. Das 
grobe Werkzeug und die spontane, schnelle Aufnahme der einzelnen Situationen verleihen dem Zufall und der Intuition Raum, der gewollt und beabsichtigt ist.

Die Ausstellung  wird bis zum 19. August 2018 präsentiert. Zur Eröffnung am 6. Juli um 19 Uhr findet ein Gespräch zwischen den beiden Künstlerkollegen der ASK:  Stephanie Süßenbach und Ingo Schultze-Schnabl statt.

 

 

 

Eine einzigartige Bildsprache

Thomas Kellner – Ausstellung in Freudenberg eröffnet

Charmantes Understatement: „Ich bin nur ein Knipser!“ Thomas Kellner, eben noch vom 4Fachwerk-Vorsitzenden Dieter Siebel als „Weltkünstler der Fotografie“ begrüßt, verblüfft die zahlreichen Besucher im Freudenberger Mittendrin-Museum. „Klassische Fotografie habe ich nicht gelernt, aber Kunst studiert.“

Die Ausstellungseröffnung mit seiner Werkserie „Tango Metropolis“ gestalten Thomas Kellner und Dr. Ingrid Leopold als „Kunst-Gespräch“. Wie er zur künstlerischen Fotografie gekommen sei, lautete die Frage. Da war zunächst die Kunst mit so vielen Facetten, die Thomas Kellner in Siegen studiert. Und das nicht unvorbelastet: „Meine Mutter war Kunstlehrerin. Ich bin zuhause mit allen künstlerischen Materialen aufgewachsen.“ Schon bald spürt der Student: „Lehramt ist ein falscher Job für mich. Ich habe mich für die Laufbahn als Künstler entschieden.“ Er experimentiert zunächst mit selbst gebauten Fotoapparaten – und erinnert sich an wunderbar-kreative Zeiten im Geisweider Brauhaus, dem Ateliergebäude des Departments Kunst der Universität. Aber: Fotografie als Kunst? Kellner: „Kunst hat etwas damit zu tun, etwas Neues zu erfinden. Was nicht neu ist, ist nicht Kunst!“ Lässt sich ein solcher Anspruch mit fotografischem Abbilden in Einklang bringen?
In Paris entwickelt Thomas Kellner die Idee mit den Film-Kontakbögen, die heute sein Markenzeichen sind und ihn zum international gefragten Künstler werden lassen. Erst teilen, dann wieder zusammensetzen, so gestaltet er seine künstlerische Betrachtung eines architektonischen Projektes. Dieses Prinzip, so führte Kellner aus, solle verdeutlichen, dass ein Bild nicht mit einem Blick zu erfassen sei, sondern dass die individuelle Wahrnehmung aus vielen visuellen und sonstigen Eindrücken entstehe. Das Neue: Fotografie wird jetzt genutzt, um eine Bildidee umzusetzen, Filmstreifen in Serie gesetzt, die erst in ihrer Gesamtheit wieder ein Bild ergeben.

 

Nein, es sind keine Zufallsprodukte, die entstehen: „Jedem Bild liegt ein ‚Storyboard` zugrunde“, erläutert der Künstler. Das sei ein „Drehbuch“ für ein später zusammengesetztes Werk, das nach wie vor, Bild für Bild, mühsam per Hand mit drei Millimeter breiten Klebestreifen zusammengesetzt werde. Der 35-Millimeter-Film als Ursprung sei ihm wichtig: „Das ist das Material, mit dem Hollywood Geschichte geschrieben hat.“ Die jetzt in Freudenberg gezeigten Exponate zählen zur Werkgruppe Metropolis, in der sich Kellner mit weltweit bekannten Architekturen auseinandersetzt. „Hier ist das Ende offen,“ berichtet Kellner. Da könnten immer neue Kompositionen hinzukommen: „Metropolis bleibt eine Lebensaufgabe. Da nehme ich immer neue ‚Weltwunder‘ wahr, die zum visuellen Gedächtnis dieser Welt gehören.“

Nach dem informativ-erfrischenden Wortwechsel stehen die aus dem Prozess einer „visuell-analytische Synthese“ entstandenen Kunstwerke im Mittelpunkt. Die Vernissage-Besucher nutzen intensiv die Gelegenheit, Thomas Kellner zu seiner eigenen Kunstrichtung innerhalb der Fotografie zu befragen. In der Tat, beim genauen Betrachten der zusammengesetzten Filmstreifen werden „Mauern zum Tanzen“ gebracht. Die insofern passend bezeichnete Ausstellung „Tango Metropolis“ ist in Freudenberg noch bis zum 1. Juli 2018 zu sehen.

Thomas Kellner, Jahrgang 1966, ist als Bildender Künstler in Siegen tätig, er gehört dem Kunstverein Siegen und der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstlerinnen und Künstler an. Er ist Mitglied der Deutschen Photographischen Gesellschaft, die Universität Gießen berief ihn zum Gastprofessor für Künstlerische Fotografie. Dem Museum für Gegenwartskunst ist er als Vorstandsmitglied des Freundeskreises und als Kurator für fotografische Ausstellungsprojekte verbunden. Kellners Werke wurden für öffentliche Sammlungen u. a. in den Vereinigten Staaten, Brasilien und England erworben.

Tango Metropolis

Fotoarbeiten von Thomas Kellner

Einladung zur Ausstellungseröffnung am 11. Mai 2018, 19:00 Uhr

Einen inzwischen weltweit bekannten Künstler präsentiert das Freudenberger 4Fachwerk-Museum mit seiner neuesten Ausstellung: Der Fotograf Thomas Kellner zeigt seine aktuelle Ausstellung „TANGO METROPOLIS“.

Der Fotokünstler, Erfinder der visuell-analytischen Synthese, steht für eine einzigartige Bildsprache, die in ihrer Wirkung über die bloße Realität hinausgeht. Besonders seine 2003 begonnene Serie der weltweiten Monumente im Stile eines Kontaktbogens, der die Architektur visuell dekonstruiert und sie scheinbar zum Tanzen bringt, fand großes internationales Interesse.

Die Ausstellung im 4Fachwerk-Museum zeigt Arbeiten der so bezeichneten „Neuen Weltwunder“, wie das Brandenburger Tor in Berlin, die Basilius-Kathedrale in Moskau oder die Golden Gate Bridge in San Francisco. Erst teilen, dann wieder zusammensetzen, so gestaltet er seine künstlerische Betrachtung eines architektonischen Projektes. Dieses Prinzip, so führte Kellner aus, solle verdeutlichen, dass ein Bild nicht mit einem Blick zu erfassen sei, sondern dass die individuelle Wahrnehmung aus vielen visuellen und sonstigen Eindrücken entstehe.

Die Ausstellung mit den ganz markanten Fotoarbeiten wird bis zum 1. Juli 2018 präsentiert. Zur Eröffnung wird ein Gespräch mit dem Künstler stehen: Die Worte begleiten den Weg zu der ganz eigenen Bildsprache.

Großes Interesse an Flurnamen-Gespräch

Die „Flecker Lechtstonn“ hatte sich diesmal eines speziellen Themas angenommen: Im Mittelpunkt standen die überlieferten Flurnamen, die lange vor offiziellen Katasterbezeichnungen die Örtlichkeiten im allgemeinen Sprachgebrauch benannten. Dieter Siebel und Bodo Hoffmann verbanden den Wissensaustausch über die historischen Nennungen mit interessanten Begebenheiten und Geschichten von Flecker Originalen.

Eine hervorragende Grundlage über das Flurnamen-Wissen schaffte im Jahre 1988 der Freudenberger Lehrer Erhard Volmer. Er übertrug damals die ihm bekannten Flurnamen in die Deutsche Grundkarte und fügte ihr eine Liste mit Erklärungen zu den Bezeichnungen bei. Er ergänzte den Plan mit Erkenntnissen, die er aus intensiven Wanderungen gewonnen hatte. So finden sich dort auch Angaben zu Wällen oder Stollenmundlöchern.


Für die interessierten Besucher war der Kernraum-Plan vergrößert worden und bot somit Gelegenheit, sich schwarz auf weiß der Erinnerung von Ortsbezeichnungen zu vergewissern.Die Volmer-Unterlagen gehören übrigens jetzt zum festen Bestand der kleinen Museums-Bibliothek.

Ein von Dieter Siebel vorbereitetes Quiz „Wer weiß denn, wo…“ belebte die Lechtstonn außerordentlich. Und die alten Namen transportierten geschichtliche Hintergründe. Beispielsweise bezeugt der „Gossengraben“, dass früher im Flecken auch Glocken gegossen wurden. Einen Wunsch gaben die Besucher den Aktiven des 4Fachwerk-Museums mit auf den Weg: Bitte die Reihe „Lechtstonn“ weiterführen. Und Dieter Siebel versprach: „Fortsetzung folgt!“

„Lechtstonn“ über alte Flurnamen

Die „Leechtston“ war im Flecken die gängige Bezeichnung für die Abenddämmerung. Diese Zeit nach der Arbeit wurde gerne genutzt, sich zu treffen, um sich über die Neuigkeiten des Tages auszutauschen oder einfach Geschichten zu erzählen. Nun verschiebt die aktuelle Sommerzeit die „Dämmerstunde“ zwar in den späteren Abend, doch Dieter Siebel und Bodo Hoffmann laden am 19. April 2018 wieder um 18:00 Uhr zu einer „Lechtstonn“ ins Freudenberger 4Fachwerk-Mittendrin-Museum ein. Die Gäste des letzten Erzählabends hatten sich die baldige Fortsetzung ausdrücklich gewünscht.

Diesmal sollen alte Flurnamen im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. „..on wer hörlt de Knütze usem Paffensiefen“ heißt es entsprechend im „Flecker Platt“ einführend in der Einladung.
Bevor im perfekten Verwaltungshandeln jede Bereich des Ortes eine präzise Flurbezeichnung eben durch Nummern erhielt, bezeichneten die Bewohner entsprechende Grundstücke mit teils sehr blumigen und bildhaften Bezeichnungen, die oft Hinweise auf ursprüngliche Nutzungen, Begebenheiten oder geschichtliche Ereignisse vermitteln. Daher sind die alten Flurnamen für die Regionalgeschichte durchaus von besonderer Bedeutung. Bei der „Lechtstonn“ werden sie in Erinnerung gerufen mit lustigen Anekdoten oder kleinen Geschichten, die oft mit den Orten verbunden sind. Dieter Siebel und Bodo Hoffmann, beide mit Flecker Geschichte(n) gut vertraut, werden den Abend gestalten.

Der Eintritt beträgt 3 Euro, zugleich kann die aktuelle Piet-Mondrian-Ausstellung im Museum (Mittelstraße 4-6, im Alten Flecken) besichtigt werden.

 

Sonderführung durch Piet-Mondrian-Ausstellung mit Kurator Michael Müller

Die aktuelle Ausstellung im Freudenberger 4Fachwerk-Museum präsentiert den niederländische Künstler Piet Mondrian (1872-1944). In zwei Sonderführungen werden Dieter Siebel am Sonntag, 15. April 2018, um 15:00 Uhr und Kurator Michael Müller am Sonntag, 6. Mai 2018, um 16:00 Uhr den bahnbrechenden künstlerischen Werdegang Mondrians anhand der ausgestellten Werke erläutern. Mondrian gilt als niederländischer Maler der klassischen Moderne, dessen Form- und Farbexperimente sich als wegweisend für die gesamte Kunstwelt erwiesen. „Die aufbereiteten Exponate erlauben eine visuelle Reise durch dessen künstlerische Entwicklung“, so Kurator Michael Müller.

 

Piet Mondrian (1872-1944) zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 20sten Jahrhunderts. Seine Theorien wirkten maßgeblich auf die zukünftige Entwicklung von Malerei, Grafik, Architektur und Design. Seinen Lebensweg mit den unterschiedlichen künstlerischen Stationen zeichnet Michael Müller, der die aktuelle Ausstellung im Freudenberger 4Fachwerk-Mittendrin-Museum kuratiert hat, sachkundig und informativ nach. Sein Vortrag stand im Mittelpunkt der Ausstellungseröffnung „Beziehungsweise blau-rot-gelb“ innerhalb der Mauern des wirkmächtigen Baudenkmals „Alter Flecken“.

Mondrian beginnt zunächst naturalistisch und impressionistisch zu malen, überwiegend als Landschaftsmaler. Sein persönlicher Stil wächst zu einer Darstellung, in der seine Linien gerade und entweder horizontal oder vertikal verlaufen. Er vermeidet diagonale Linienführung und bezieht sich damit auf das Konzept der „reinen“ Formen. Als bildnerische Mittel benutzt Mondrian die Primärfarben: Blau, Gelb, Rot, und als „Nicht-Farbe“ Schwarz, Weiß und Grau.

Die Stärke der Freudenberger Ausstellung dürfte darin liegen, dass Mondrians Entwicklungsschritte umfassend nachzuvollziehen sind. Insgesamt 35 Werke suchte Michael Müller für die Präsentation aus. Die Kunstdrucke wurden auf Trägerplatten kaschiert, mit einer Firnisspaste versiegelt, was ihnen eine gemäldeähnliche Struktur verleiht, und farblich passend gerahmt. In ganz besonderer Weise zeichnen so die Exponate den Werdegang des am 7. März 1872 in der Stadt Amersfoort in Provinz Utrecht geborenen Künstlers nach.

Piet Mondrian lernte bereits durch seinen Vater und Onkel als Kind das Malen. Im Alter von 20 Jahren entschied er sich für das Leben als Maler entschieden und begann ein Studium an der Kunstakademie in Amsterdam. Bedeutsam dürfte für ihn die Freundschaft mit dem Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesberg gewesen sein,“ so Kurator Michael Müller. Gemeinsam gründeten sie mit einigen anderen Künstler ein neues Kunstforum für abstrakte Kunst: „De Stijl“. Die De Stijl-Künstler bejahen eine Kunst die funktional ist: eine Kunst aus geometrischen Formen und in farblicher Klarheit. Müller: „Mondrians Werk ist bahnbrechend und inspiriert bis heute Mode, Architektur und Design.“ 

Einen niederländischen Künstler darzustellen, ist für das 4Fachwerk-Museum eine Facette der Erinnerung an die geschichtlichen Ereignisse von vor genau 450 Jahren, als die 1568 von Wilhelm von Oranien geleitete Geheimkonferenz auf dem Schloss Freudenberg einen diplomatischen Auftakt zur Befreiung der Niederlande von der spanischen Inquisition bedeutete.