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Mittendrin-Museum „blüht“!

Da freuen sich die vielen Helferinnen im Freudenberger 4FACHWERK-Mittendrin-Museum: Wieder engagierte sich Matthias Krämer von Optik-Birkenbach in Freudenberg dafür, dass das Fachwerkhaus in der Mittelstraße mit einem ansehnlichen Blumenschmuck versehen werden konnte.

„Wir sind für die Spende außerordentlich dankbar, die erneut einen farbenfrohen und freundlichen Anblick des Museums ermöglicht“, so die beiden 4FACHWERK-Vorständler Dieter Siebel und Dr. Ingrid Leopold. Das Fachwerkhaus sehe jetzt noch einladender aus und erfreue letztlich alle Gäste im Alten Flecken. Für die fachgemäße Bepflanzung sorgte das Freudenberger Blumenhaus Beckmann.

Diesmal Interessantes zur Uhrmacherfamilie Spies

Ian D. Fowler, seines Zeichens Experte für Uhrengeschichte, konnte wieder vor vollem Haus sprechen: Auch zum zweiten Teil seines Vortrages zur Siegerländer Uhrengeschichte hatte sich die Uhren-Etage des Freudenberger 4FACHWERK-Museums bis auf den letzten Platz gefüllt.
Diesmal stand die Uhrmacherfamilie Spies aus Siegen im Zentrum seiner Betrachtungen. Dabei geht es um die Brüder Johann Georg Spies (1747-1795) und Johannes Henrich Spies (1751-1815). Ihr Vater war Hermanus Spies aus Gosenbach (1704-1773), ein damals offensichtlich angesehener Bürger, Schmied und Eisenhändler, der dort den Keppelschen Hof gepachtet hatte und auch Anteile an der Grube „Krautgarten“ in Niederfischbach besaß. Die verwandtschaftliche Linie führt zu seinem Vetter Hermann Achenbach in Neuwied, der – 1731 in Marienborn geboren – ab 1753 in der bekannten Neuwieder Uhrenwerkstatt von Christian Kinzing tätig war. Fowler vermutet, dass zumindest einer der Spies-Söhne hier eine Lehre absolvierte.

Bekannt sind in der Fachwelt etwa 40 Bodenstanduhren der Uhrmacher Spies, zumeist aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Der Name Spies taucht zudem in den Siegener Stadtrechnungen für die Wartung der Uhren in der Nicolaikirche und am Rathaus auf. Einen interessanten Hinweis gab Fowler, der dann auch das Freudenberger Gebiet betrifft: So war 1783 in den „Dillenburger Intelligenznachrichten“ zu lesen, dass der ob seiner Geschicklichkeit bekannte Uhrmacher Spies in Siegen eine musikalische Tafeluhr mit Flötenwerk hergestellt habe. Der „in seiner Feinheit und Güte seiner Arbeit ebenfalls berühmte Klaviermacher Booß zu Niederndorf“ habe dazu eine Orgel gefertigt, die „zehn Stücke neuesten Composition“ spiele. Dieses Werk „nach neuestem Geschmack“ wird in der Zeitungsanzeige den „Landleuten und Liebhabern um einen billigen Preiß“ angeboten. Bei dem „Tonsetzer Booß“ dürfte es sich um Arnold Boos handeln, am 29. Januar 1751 in Oberfischbach getauft, u.a. Orgeln für die Kirchen Oberfischbach und Gebhardshain baute. Heute erinnert das „Boos-Hus“ in der Ortsmitte von Niederndorf an diesen berühmten Zeitgenossen.

Johann-Georg Spies war im übrigen der Lehrmeister von Johann-Peter Stahlschmidt aus Plittershagen, der hier im Alter von 23 Jahren seine Ausbildung begann und später „im Flecken“ die große Handwerkstradition der „Stahlschmidt-Uhren“ begründete. Über ihn wird Ian D. Fowler am Mittwoch, den 30. September 2015, in seinem nächsten Vortrag sprechen.

Eine Reihe der „Stahlschmidt-Uhren“ sind im Obergeschoss des Freudenberger Mittendrin-Museums zu bewundern. Und der 4FACHWERK-Museumsverein legt großen Wert darauf, die Sammlung zu erhalten, zu erweitern und das Wissen um diese traditionsreiche Handwerkskunst und seine hiesigen Urheber für unsere Zeit aufzubereiten. Das Haus, in dem Stahlschmidt 1781 seine Werkstatt einrichtete, heute „Oranienstraße 31“, liegt nur wenige Meter vom Museum entfernt.

„Im Wandel“ zeigt farblich gestaltete Bewegung

Ausstellung von Irmlind Vormann

„Es sind Bilder, die den Betrachter weder inhaltlich noch emotional einengen“, lobt Rosemarie Colpe die Werke ihrer Freundin Irmlind Vormann, die jetzt im Freudenberger 4FACHWERK-Museum zu sehen sind. Drei Gruppen von Exponaten hat die Limburger Künstlerin mit in den „Alten Flecken“ gebracht: Einmal sind es „informelle Werke“, bei denen der freie Umgang mit Farbe dominiert. Dann sind es Bilder, die „jeweils einen Spalt offen lassen“, wodurch Linie und Flächen besonders zum Ausdruck kommen. Und letztlich werden Zeichnungen von Cello-Spielern gezeigt, mit denen sie Augenblicke höchster Konzentration und Momente der Vertiefung in die Musik festhält.

Gerade diese Werke verdeutlichen den umfassenden künstlerischen Anspruch, den Irmlind Vormann an sich stellt und der über die Auseinandersetzung mit Form und Farbe weit hinaus geht.. So nahm sie selbst im letzten Sommer an einem Cello-Meisterkurs teil. „Ihre Werke sind verdichtete Empfindungen und Gedanken. Sie erschließen sich erst in vorurteilsloser Betrachtung“, so die Laudatorin Rosemarie Colpe zur Vernissage der Ausstellung „Im Wandel“. Eine Wertung, die 4FACHWERK-Vorsitzender Dieter Siebel in seinen Eröffnungsworten aufgriff: „Künstler sind diejenigen, die Unsichtbares und Emotionen sichtbar machen können“. Er freue sich, wenn viele Gäste sich diese beeindruckende Werkauswahl von Irmlind Vormann anschauen. Die Künstlerin ,1953 in Münster geboren, studierte dort wie auch an der Kunstakademie Düsseldorf.

Die Ausstellung ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr noch bis zum 31. Mai 2015 zu sehen. Den musikalischen Rahmen der feierlichen Eröffnung gestaltete wieder einmal Dominique Hindenberg mit seiner Jazz-Gitarre.

IM WANDEL – Malerei und Zeichnungen von Irmlind Vormann

Quasi „im Wandel“ befindet sich gerade das 4FACHWERK-Mittendrin-Museum. Denn die Räumlichkeiten gilt es für die nächste Ausstellung vorzubereiten. Und der Titel der neuen Präsentation lautet „Im Wandel“. Die Künstlerin Irmlind Vormann, als Lehrerin am Gymnasium Tilemannschule in Limburg tätig, wählte sich diesen Namen für die Vorstellung ihrer Werke in der Freudenberger Altstadt.

Es sind großformatige, farblich ausdrucksstarke Werke: „Oft sind die Bilder spontan-intuitiv entstanden, ohne eine festgelegte Bildaussage“, erläutert die 1953 in Münster geborene Malerin. Sie studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und legte als Kunsterzieherin ihr 1. Und 2. Staatsexamen ab. Vielfach wählt sie den Grenzbereich zwischen wirklichkeitsnaher und abstrakter Darstellung: „Der Betrachter erlebt so die Mehrdeutigkeit von Bildelementen und so wird seine Gefühlsempfindung und seine Assoziationen besonders herausgefordert“.

Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am Samstag, 2. Mai 2015 um 19:00 Uhr.
Zur Einführung wird Rosemarie Colpe aus Dietz sprechen, die auch als Fotokünstlerin bekannt ist und sich Motiven aus der Natur eng verbunden fühlt. Auch sie, die gebürtige Hamburgerin, ist von Hause aus Kunst-Pädagogin. „Nachdenken über die Prozesse der Entstehung, Animieren, selbst künstlerisch tätig zu werden, und sich mit der Natur auseinandersetzen“, nennt Rosemarie Colpe die Ziele, die sie beim Betrachter erreichen möchte. Musikalisch umrahmt wird die Vernissage von Dominique Hindenberg (Jazz-Gitarre).

02. bis 31. Mai 2015, Mittendrin-Museum, Mittelstraße 4-6, 57258 Freudenberg (Alter Flecken)
Das frühere Stadtmuseum wird heute ehrenamtlich durch den Museumsverein 4FACHWERK Freudenberg e.V. geführt.
Öffnungszeiten: mittwochs, samstags und sonntags 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Eintritt 3,00 Eur

Mittendrin-Museum erhält weitere „Kriegskassenraub-Münze“

Hartmut Siebel übergab Exponate an den Freudenberger 4FACHWERK-Verein

Ein Stück weit fühlt er sich durchaus noch als „Flecker Jong“: Hartmut Siebel, Jahrgang 1939, Pfarrer im Ruhestand, der heute in Viersen lebt. Mit seinen Eltern teil-ausgebombt in Essen, war er in den Kriegswirren 1943 nach Freudenberg gekommen, wo die Verwandtschaft zuhause war. Die Familie lebte erst im „Haus Bergfreude“ am Schlagsberg, später an der Asdorfer Straße und auf der Krottorfer Straße.
Hartmut Siebel besuchte jetzt das Freudenberger Mittendrin-Museum, um dem 4FACHWERK-Verein einige Exponate zu überlassen, so auch eine Münze, die dem „Kriegskassenraub“ zuzurechnen ist.
Die Frage, wie der Mann geistlichen Stands an die „Beute“ gekommen ist, führt in die einigermaßen facettenreichen Familiengeschichte: Denn, der „Siebels“ gibt es in und um Freudenberg viele – und, um sie auseinander zu halten, wurden die einzelnen Familien mit Zweitnamen belegt. Aus Freudenberger Sicht gehört Hartmut Siebel zu den „Siebel-Böckings“. Sein Großvater, Gustav Böcking, war einst hier Chef des Kaiserlichen Postamtes und als solcher eine stadtbekannte Persönlichkeit. In Oberasdorf, was die Sache nicht einfacher werden lässt, heißt dieser Siebel-Stamm zugleich „Försters“, da ein Urgoßvater sich dort in einem Fachwerkhaus niederließ, als er einst als Ober-Förster zur Farnschlade berufen worden war.

Hartmut Siebel begann 1946 seine Schullaufbahn an der Gemeinschafts-Grundschule in Freudenberg, besuchte später in Siegen das Städt. Gymnasium und studierte in Marburg, Mainz, Bonn und Münster Theologie. 1966 legte er in Bielefeld sein theologisches Examen ab und kam als Pfarrer im Ruhrgebiet zum ersten Einsatz. Die Verbindung zu Freudenberg ist über die Familie, Klassenkameraden und den CVJM immer erhalten geblieben.
„Irgendwann hat mich der Heuschnupfen nach Borkum gebracht“, erzählt Siebel schmunzelnd. Er folgte dem ärztlichen Rat, aufgrund seiner Allergie besser an der See zu arbeiten. So kam ihm im Frühjahr 1977 eine Stellenausschreibung der Reformierten Kirchengemeinde auf der Nordseeinsel wie gerufen.

Auf Borkum traf er auf den Halbvetter seines Vaters, den Freudenberger Fabrikanten Ernst Siebel-Achenbach und dessen Ehefrau Catharina, die hier einen Bungalow besaßen und beständig zwischen Nordsee und Siegerland pendelten. Ernst Siebel-Achenbach, Inhaber der Firma Wilhelm Siebel, engagierte sich früher auch in der Flecker Kommunalpolitik und übte zeitweise das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters der alten Stadt Freudenberg aus.
Ernst Siebel-Achenbach schenkte seinem Anverwandten dann irgendwann die Münzen, die von Generation zu Generation als Sammelstücke weitergegeben worden waren. Der junge Pfarrer erhielt auch von der Verwandtschaft ein Gemälde, dass der Freudenberger Kunstmaler Riemer 1952 geschaffen und auf dem er die von ihm vermutete Ansicht des Flecker Schlosses dargestellt hatte.

Gemeinsam mit seiner Schwester Irmgard Erlbruch (geb. Siebel) übergab Hartmut Siebel diese Exponate im Stadtmuseum. „Das freut sich natürlich“, so Bernd Brandemann vom „Arbeitskreis Stadtgeschichte“ des 4FACHWERK-Vereins, „um so die Präsentation des Kriegskassenraubes, der sich in und um den Flecken im September 1796 zugetragen hat, ergänzen zu können“.
Zugegen war ebenso Stadtarchivar Detlef Köppen sowie der Vetter des Spenders, Helmut Krämer, für den es als früheren Vorsitzenden des Freudenberger Heimatvereins durchaus ein Anliegen ist, diese Gegenstände im Museum zu wissen: „Es wäre gut, wenn auch weitere Flecker Familien mit solchen Erbstücken das Museum bereichern würden“.

Die Münze trägt eine Umschrift in lateinischer Sprache (SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM), übersetzt lautet sie „Der Name des Herrn sei gepriesen“ und zitiert damit einen Satz aus der bischöflichen Segensformel. Die Umschrift der Seite mit dem Portrait-Relief bedeutet „Ludwig XV. durch Gottes Gnade Frankreichs und Navarras König“. Sie erinnert an den 1710 in Versailles geborenen späteren französischen Herrscher, der 1774 starb. Die Bezeichnung der vermutlich 1730 geprägten Münze, Écu, leitet sich von dem auf der Rückseite abgebildeten Wappenschild (frz. Écu = Schild) ab.

Alte Uhren faszinieren – Zeitmesser-Historiker Ian D. Fowler traf auf viele interessierte Zuhörer

Warum gab es Bodenstanduhren und durch wen und wie und wann kamen diese ins Siegerland? Das waren die Eingangsfragen des Uhenhistorikers Ian D. Fowler (Friesenhagen), der mit wissenschaftlichem Tiefgang „seinem Thema“ nachging.

Zunächst: „Form folgt Funktion“. Technisch funktionierten die frühen Uhren mit Gewichten und einem langen Sekunden-Pendel, und dies musste in einem Schutzgehäuse untergebracht werden. Und so ergibt sich Form und Größe der Bodenstanduhren.

Nach Fowler wurde dieses Prinzip erstmals ab 1656 durch Christian Huygens in England angewendet. Diese Bauweise blieb mit stilistischen Veränderungen in Nordeuropa bis Ende des 19. Jahrhunderts erhalten. Die erste deutsche Bodenstanduhr könnte nach englischem und niederländischen Vorbild durch den Meister Albinger in Münster um 1715 entstanden sein. Bis zum 30-jährigen Krieg, so Fowler, sei Süddeutschland führend im Uhrmacherhandwerk gewesen. Große Stückzahlen seien dann im Bergischen Land (um Solingen) produziert worden.

Der Historiker erinnerte daran, dass Deutschland damals ein Flickenteppich von Kleinstaaten gewesen sei und deshalb sei es auch zu regionalen Differenzierungen gekommen. Hauptabsatzgebiet für diese „bürgerlichen Bodenstanduhren“ sei der Norden und Westen gewesen. In ländlichen Gegenden sei die gewichtsgetriebene Uhr bevorzugt worden, sie waren nicht so reparaturanfällig wie „Federuhren“ – und Uhrenfedern herzustellen sei eine große Kunst. In Deutschland gehörten die Uhrmacher zunftmäßig traditionell zu den „Kleinschmieden“, die gerne mit Eisen arbeiteten.
Fowler charakterisierte die typischen regionalen Ausformungen der Uhren anhand von umfangreichem Bildmaterial und erläuterte, woran sich die Bergischen, Märkischen oder Siegerländer Uhren unterscheiden. Auch Neuwied könne als Uhrenzentrum bezeichnet werden, hier habe beispielsweise der Uhrmacher Klein aus Krämgen (zwischen Altenkirchen und Flammersfeld) gelernt. Bei dem Neuwieder Meister Christian Kintzing habe ebenso habe ebenso der 1731 in Marienborn geborene Hermann Achenbach seine Ausbildung erhalten. Und Achenbachs Vetter Hermann Spies aus Gosenbach habe zwei Söhne gehabt (Johann Georg 1748-1795, Johann Henrich 1751-1815), die dann beide als Uhrmacher in Siegen ihrem Handwerk nachgingen. Damit sei die Brücke der Uhrenmanufakturen ins Siegerland geschlagen worden. Über sie und die Uhrenproduktion von Stahlschmidt im Raum Freudenberg wird Ian D. Fowler an den nächsten Abenden seiner Vortragsreihe sprechen.

Die Zuhörer lobten einen hoch informativen Abend und nutzten die Gelegenheit, mit ihren Fragen Fowler direkt anzusprechen. „Uns ist in der Vorbereitung noch einmal deutlich geworden, wie bemerkenswert die Uhrenausstellung ist“, erläuterte 4FACHWERK-Vorsitzender Dieter Siebel. Und deshalb gelte der Präsentation im Dachgeschoss eine hohe Aufmerksamkeit.
Die quasi „Zwangspause“ im Vortrag bildeten die Glockenschläge der vielen ausgestellten Uhren um 20:00 Uhr, die zu einer markanten „Ton-Sinfonie“ führten.

Am Mittwoch, 27. Mai, 19:30 Uhr, wird Fowler seinen Vortrag in der „Uhren-Etage“ des Mittendrin-Museums fortsetzen.