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Spannende Details der „Pilgerreise“

Das Leben von Christian Stahlschmidt – vorgestellt von Thomas Ijewski und Dieter Siebel

Thomas Ijewski stellt am Schluss des spannenden Gesprächsabends über Johann Christian Stahlschmidts „Pilgerreise“ die Frage, ob jener wohl damit einverstanden gewesen wäre, dass seine Lebensgeschichte im Mittelpunkt steht. Vermutlich nicht. Denn, so zitiert der Freudenberger Pfarrer aus der 1799 erschienenen Erstausgabe, dort seien bezeichnender Weise nur die Anfangsbuchstaben seines Namens und Geburtsortes verzeichnet. Er habe eigentlich anonym bleiben wollen. „Das Leben sollte hinter seiner Botschaft zurückstehen.“

Wer war der am 3. März 1740 im Flecken geborene Johann Christian Stahlschmidt? Seinem Taufeintrag im Kirchenbuch fügte später ein Pfarrer den griechischen Begriff „Odysseus“ hinzu, um ihn als „Reisenden“ zu charakterisieren. Sich selbst verstand sich Stahlschmidt wohl eher als „Pilger“.

Eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Vater gibt den Anstoß zur Flucht aus seinem Elternhaus. Ein theologisches Thema ist der Grund für den Streit. Christian Stahlschmidt liest „verbotene Bücher“ von Jacob Böhme (1575-1624), der sich unzufrieden mit dem offiziellen Luthertum gezeigt hatte, die „Amtskirche“ kritisierte und der für eine unmittelbare Beziehung jedes Menschen zur göttlichen Botschaft eintrat.

Das missfiel Vater Johann Stahlschmidt (1711-1781), der Nachbar des Pfarrers war. Die Stahlschmidts bewohnten das größte Haus des Fleckens, in dem sich heute das „Hotel zur Altstadt“ befindet. Es entsprach dem bürgerlichen Status des Vaters, der sich als Landhauptmann und Notar wie als Besitzer zweier „Stahlfeuer“ einen Namen gemacht hatte. Über entsprechende Größe verfügte sein Hausstand: Neben den Eltern bewohnten acht Geschwister, sechs Stahlschmiede sowie drei Knechte und drei Mägde das Haus, in dem sich zudem ein Pferdestall befand. Auch dies in der „Pilgerreise“ nachzulesen.

Johann Stahlschmidt züchtigte seinen Sohn mit der Peitsche, dieser musste ihm versprechen, nicht weiter Böhmes Schriften zu lesen. Es blieb ihm nur die Flucht.

Thomas Ijewski beschäftigt sich seit 2015 ganz intensiv mit dem Buch und der Lebensgeschichte Christian Stahlschmidts, forschte im In- und Ausland und brachte dabei eine Fülle von Details zutage. So ist der 19-jährige Christian in der Nacht von Sonntag auf Montag am 5. August 1759 vom Flecken aus über die Brüderstraße oder über die Poststraße Richtung Erdingen, Denklingen, Drabenderhöhe und Köln-Deutz losgezogen. Für die etwa 75 Kilometer lange Strecke dürfte er mindestens zwei Tage unterwegs gewesen sein. Denn am darauffolgenden Dienstag bestieg er vor 10:00 Uhr ein Segelschiff, Richtung Amsterdam.

Von Amsterdam aus begannen die Reisen Christian Stahlschmidt nach Asien und zurück, der weitere nach Amerika folgten. Seine zum Teil bedrückenden Erlebnisse schildert das Buch eindringlich, manche setzen ihm so zu, dass er glaubte, seine letzte Stunde habe geschlagen.

1765 kehrt Stahlschmidt nach Europa zurück, auch nach Freudenberg, begibt sich dann erneut nach Amerika, versucht sich an der Produktion von Schnürriemen, nimmt eine Stelle als Hauslehrer bei einem amerikanischen Offizier und Richter an, widmet sich der theologischen Fortbildung. Als Pfarrer steht er sieben Landgemeinden vor, erlebt die amerikanische Revolution und landet 1779 nach neun Jahren in der „Neuen Welt“ wieder in Europa.

Von Freudenberg führt ihn sein Weg über Elberfeld nach Mühlheim an der Ruhr, seinen Lebensunterhalt kann er durch eine lebenslange Jahresrente von 300 Gulden durch eine Gönnerin bestreiten.

1799 wird die „Pilgerreise“ veröffentlicht, im gleichen Jahr beteiligt sich Christian Stahlschmidt an der Gründung der Elberfelder Missionsgesellschaft.

Die zahlreichen Besucher des Vortragabends erlebten abwechselnd die Lesung von originalen Textstellen des Buches durch Dieter Siebel mit entsprechenden weiterführenden Erläuterungen durch Thomas Ijewski.

Diese spannende wie informative Zeitreise wird erneut am Donnerstag, 12. Oktober 2023 um 19:30 Uhr im 4Fachwerk-Museum angeboten.

Führungen durch die Ausstellung „Historische Wege und Straßen“

An folgenden Terminen werden Führungen durch die Ausstellung angeboten.

Mittwoch, 20. September 2023, 15:00 Uhr (Gottfried Theis)

Samstag, 23. September 2023, 15:00 Uhr (Gottfried Theis)

Sonntag, 1. Oktober 2023, 15:00 Uhr (Gottfried Theis)

Samstag, 21. 10. 2023, 15:00 Uhr (Klaus Siebel-Späth)

Samstag, 28. 10. 2023, 15:00 Uhr (Klaus Siebel-Späth)

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 29.10.2023 immer mittwochs, samstag und sonntag von 14 bis 17 Uhr im 4Fachwerk Museum zu bewundern. Der Eintritt kostet 3 Euro.

Ausstellung „Historische Wege und Straßen“ eröffnet

Ein nachgebauter „Handwieser“, wie solche Hinweisschilder in früher Zeit hießen, gibt die Entfernung vom „Flecken“ nach Köln mit 12 Siegerländer Meilen, nach Siegen mit 1,5 Meilen an. Manfred Flender hat ihn mit handwerklichem Geschick entstehen lassen.

Mit ihm wird bereits vor dem Freudenberger 4Fachwerk Museum deutlich, dass es bei der aktuellen Ausstellung um Verkehrsgeschichte geht. Auch die Silhouette eines alten Karrens, in der Region als Romp bezeichnet, kündet von der Präsentation „Historische Wege und Straßen“.

Anlass für die Arbeitsgruppe Stadtgeschichte des Museums, sich mit dem Thema zu beschäftigen, bot die Erwähnung des Hileweges vor 975 Jahren. In der Urkunde vom 28. April 1048 präzisiert Erzbischof Eberhard von Trier die Grenzen des Kirchsprengels Haiger und nutzt den Hileweg dabei als Linienbeschreibung. Jene überregionale Handels- und Heerverbindung zog sich im Süden von der Wetterau durch das Siegerländer Eisenrevier Richtung Essen an der Ruhr zum Westfälischen Hellweg. Im Freudenberger Raum verlief er von Plittershagen über Mausbach nach Hohenhain, dann gen Hühnerkamp und Römershagen.

In dieser Region stießen die drei Erzdiözesen Köln (Sauerland), Mainz (Siegerland) und Trier (Haiger/Dillenburg) aneinander, dokumentiert durch einen „Drei-Herren-Stein“. Später sind es die politischen Territorien Sayn-Altenkirchen, Chur-Köln und Nassau-Siegen, die hier einen Anknüpfungspunkt fanden. In unserer Zeit sind es die Kreise Altenkirchen, Olpe und Siegen-Wittgenstein.

Bernd Brandemann stellte am Eröffnungsabend der Ausstellung die Forschungsergebnisse des Geschichts-Arbeitskreises vor. Besucher haben nun die Möglichkeit an einem großen Bildschirm digital aufbereitet nachvollziehen zu können, welche Routen zu welchem Zeitpunkt durch Freudenberg genutzt wurden. „Wir haben neben dem Hileweg die Brüderstraße und die Koblenz-Mindener Chaussee in den Blick genommen.“

Hierfür wurde eigens eine Übersichts-Karte generiert, in die die einzelnen Straßenrouten sortiert nach Zeitverläufen „einfließen“, programmiert von Manfred Flender.

Hilweg und Brüderweg kreuzten sich in Hohenhain und machten den Ort zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. „Hohenhain war das Aachen des Mittelalters“, formulierte einst Denkmalpfleger Prof. Berthold Stötzel, der ebenso die Hohlwege als „Kulturnarben des Siegerlandes“ bezeichnete.

Das erste Wirtshaus entstand 1696 in Hohenhain, zwei weitere folgten 1770 und 1795 und ließen dem kleinen Ort große Bedeutung für die Fuhrleute zukommen. Einer alten Chronik zufolge hätten dort an die Hundert von ihnen in den drei Herbergen logiert. In dem Vortrag ging Brandemann auch auf die Lebens- und Reisebedingungen der Fuhrleute ein, zunächst „Kärrner“ genannt. Stötzel sieht in ihnen „Helden der Wirtschaftsgeschichte“, da sie erst den Handel der industriellen Produktion ermöglichten. Sie waren „Vertrauensleute“, da ihnen sowohl einerseits die Waren wie andererseits das dafür zu zahlende Entgelt anvertraut wurde.

Ein kleines handliches Buch zeigt in der Ausstellung, womit sich die Reisenden in früher Zeit informierten. Dem Museum ist es gelungen, eines der seltenen Exemplare des 1735 erschienenen Werkes „Jesus der getreueste Gefährte und Helfer zu Wasser und Lande“ zu erwerben, das theologisch Erbauliches enthält, aber auch Informationen zu Reisewegen, Entfernungen, Münz- und Gewichtsvergleichen wie die „nöthigsten Wörter und Redensarten in spanischer, französischer, italienischer, schwedischer, polnischer, ungarischer und türkischer Sprache“. Es enthält ebenfalls einen immerwährenden Kalender sowie Kartenmaterial.

Die in der Region so genannte Brüderstraße war Teil der „Brabanter Straße“, die Flandern im Westen mit Leipzig im Osten verband. Sie führte dabei geradlinig von Köln nach Siegen, wurde auch als Pilgerweg genutzt und verlief eben auch zuletzt durch den Ort Freudenberg: „Sie nahm den Weg über die Marktstraße, in der sich ebenso die Poststation und das Zollhaus befand.“

An der Brüderstraße lässt sich auch darstellen, wie politische Maßgaben ihren Verlauf in Freudenberg mehrfach veränderten. Zunächst führte sie von Wildenburg-Bahnhof über den Knippen zum Löffelberg, weiter über den Ischeroth zur Wilhelmshöhe. Danach änderte sich der Weg vom Knippen aus durch die Gambach, den Ohrndorfer Schlag in Richtung Anstoß wieder zur Wilhelmshöhe. Zuletzt, nach Entstehen der Burg Freudenberg verlief die Brüderstraße gemäß dem herrschaftlichen „Straßenzwang“ durch den Ort Freudenberg.

Als alte Heer- und Handelsstraße war die Brüderstraße ebenso Teil der „Via Regia“, der längsten und ältesten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa. Der Europarat zeichnete die Strecke 2006 als Sinnbild für die Einigung Europas als eine seiner „Kulturrouten“ aus. Auch dazu werden im Museum Informationen angeboten. Insgesamt ist eine umfangreiche Begleitbroschüre zur Ausstellung kostenlos erhältlich.

Im 17. Jahrhundert zählte nach dem „Nürnberger Fahrplan“ übrigens Siegen zu den 24 bedeutendsten Handelsstädten, die Reise zwischen beiden Städten dauerte allerdings 52 Tage.

Zum Straßenbau gehört die vorherige Planung, die notwendiger Weise auf einer Kartierung aufsetzt. Dabei stießen die jüngsten Freudenberger Forschungen auf eine Überraschung. Den 1816 vorgelegten „Qkularplan über den Amtsbezirk Freudenberg“ zeichnete Johann Weygand Siebel (1780-1844), der im Nebengebäude des heutigen Museums im Alten Flecken lebte. Als 1807 dessen Sohn Johannes geboren wurde, lautete im Kirchenbuch seine Berufsbezeichnung als Vater noch „Schuhmacher“, 1830 wird er dort dann als „Geometer“ geführt. „Als ‚Landmesser‘ dürfte er eine größere Bedeutung besessen, da später sein Sohn Johannes (1807-1867) stets mit dem Namenzusatz ‚Geometers Sohn‘ geführt wird.“

Dass Straßen der Gewerbeförderung dienten, wird an der „Koblenz-Mindener Chaussee“ deutlich. Die Straße, die vom Löffelberg über Büschergrund nach Freudenberg und weiter nach Kirchen führte, entstand in den Jahren 1830/31. Sie sollte zunächst als privat finanziertes Bauprojekt errichtet werden, woran sich allerdings die Stadt Freudenberg nicht beteiligen wollte. Er als Militärstraße konnte sie umgesetzt werden. Später, 1906, bezeichnete sie der Freudenberger Chronist Sterzenbach als „schönste Straße der Stadt“, da an ihr zahlreiche Bürgerhäuser aber auch Industriebauten entstanden waren.

Die Ausstellung zeigt eine Vielzahl historischer Karten und Abbildungen sowie widmet sich den „Landmessern“ mit ihren frühen Gerätschaften. Sie ist bis zum 29. Oktober 2023 zu sehen und bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Wanderungen und Lesungen.

Das Museum ist mittwochs, Samstag und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

Am Wochenende nach der Ausstellungseröffnungen begann bereits mit zwei Wanderungen das Rahmenprogramm.

Mitglieder des Arbeitskreises Stadtgeschichte, die Ausstellung und Broschüre vorbereiteten, sind in alphabetischer Reihenfolge Bernd Brandemann, Heinz Fischbach, Manfred Flender, Richard Flender, Dr. Christoph Galle, Detlef Köppen, Klaus Siebel-Späth und Gottfried Theis.

Ausstellung Historische Wege und Straßen

4Fachwerk erinnert an 975 Jahre Hileweg  

Das 4Fachwerk-Museum nimmt das Jubiläum der frühen Erwähnung des Hileweges zum Anlass, sich intensiver mit historischen Wegen und Straßen „rund um den Flecken“ zu beschäftigen. Drei geschichtsträchtige Verbindungen stehen dabei im Mittelpunkt: Der besagte Hileweg, die Brüderstraße und, als jüngste der betrachteten historischen Wege, die Koblenz-Mindener Chaussee.

Die Ausstellung „Historische Wege und Straßen“ zeigt eine Vielzahl historischer Karten, widmet sich den „Landmessern“ mit ihren frühen Gerätschaften und vermittelt mit animierter digitaler Straßenkarte visuell eindrucksvoll, welche Routen in verschiedenen Zeitepochen die Wege rund um Freudenberg nahmen. Erkenntnisse aus der Wegeforschung bietet zudem eine vom Museum aufgelegte umfangreiche Broschüre.

Wege verbinden Orte und Menschen, sorgten früh für den Austausch von Wirtschaftsgütern, wurden als Pilgerwege genutzt, an ihnen entstanden Häuser und Siedlungen. Straßen und Wege führten in die Fremde, waren also auch Orte, an denen verängstigte Menschen Orientierung und Zuspruch bedurften, sei es ganz praktisch von Richtungshinweisen (Ortsschilder, Wegweiser, „Handwieser“) bis hin zu religiösen Bildstöcken oder Wegkreuzen. In einer großen Vielfalt zeigt sich also die geschichtliche und kulturelle Bedeutung von Straßen und Wegen für eine Region.

„Unser Ziel ist es auch, ein wenig Klarheit in die Vielfalt von Straßennahmen und Wegeführungen zu schaffen,“ heißt es vom 4Fachwerk-Arbeitskreis Stadtgeschichte. Menschen benannten Wege nach ihrem Gutdünken: Führen solche in Richtung Köln, dann hießen sie Kölner Straße, wurden auf ihnen Salz, Kohle oder Eisen transportiert, so nannte man sie „Salzstraße“, „Kohlenstraße“ oder „Eisenstraße“. Auch der Hileweg wird als Teil der so genannten Eisenstraße diskutiert. Nicht zu vergessen: Der Einfluss der Landesherren verursachte „Verschiebungen“, wenn zum Beispiel Straßen nicht um, sondern durch den Flecken Freudenberg oder die Wildenburg geführt wurden.

Seit mindestens 975 Jahren kommt dem Hileweg also eine Bedeutung für den Freudenberg Raum zu. In einer Urkunde von 1048 taucht diese Wegebezeichnung als Teil der Grenzbeschreibung des Kirchspiels Haiger auf. Dieses entscheidende Dokument stellte Erzbischof Eberhard von Trier (1010-1066, Erzbischof 1047-1066) am 28. April 1048 aus. Jene zweite Urkunde stützt sich auf die Verfügung Konrads I von 914 und präzisiert mit der Grenzbeschreibung ihren Inhalt. Bei Philippi heißt es, der Bischof habe nach der Weihe der dem Kloster Weilburg übertragenen Pfarrkirche zu Haiger den Umfang des Kirchspielsprengels bestätigt. 

Der Hileweg galt als wichtiges Verbindungsstück im fränkisch-karolingischen Straßensystem. Er verlief als überregionale Handels- und Heerverbindung am westlichen Rand des Gebietes der heutigen Stadt Freudenberg. Insgesamt wird als „Hileweg“ jene Straße bezeichnet, die im Süden in der Wetterau nördlich von Frankfurt a.M. begann, weiter durch das Siegerländer Eisenrevier führte und sein Ende in Essen an der Ruhr zum Westfälischen Hellweg fand.

Die Ausstellung wurde initiiert durch den Arbeitskreis Stadtgeschichte des 4Fachwerk-Museums. Ihm gehören aktuell an (in alphabetischer Reihenfolge) Bernd Brandemann, Heinz Fischbach, Manfred Flender, Richard Flender, Dr. Christoph Galle, Detlef Köppen, Dieter Siebel, Klaus Siebel-Späth und Gottfried Theis.

Die Ausstellung im 4Fachwerk-Museum ist vom 9. September 2023 bis zum 29. Oktober 2023 zu sehen. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Sonderführungen sind auf Nachfrage möglich.

Verbunden ist die Ausstellung mit einem umfangreichen Rahmenprogramm. Dieses finden Sie hier.

HISTORISCHE WEGE ERWANDERN UND HISTORISCHEN REISEBERICHT ERLEBEN

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung „Historische Wege und Straßen – 975 Jahre Hileweg“

HISTORISCHE WEGE ERWANDERN

Wanderung I, Sa., 9. September 2023, 14:00 Uhr,
„Vom Flecken hinauf zum Dicken Schlag“ – 6,1 km

Treffpunkt: 4Fachwerk-Museum, Mittelstraße 4-6,
im Alten Flecken (Parkplatz Kurparkstraße empfohlen)

Führung mit Dieter Siebel und Richard Flender

Erzählspaziergang als unterhaltsame Zeitreise nach Hohenhain, über Kurpark und Seelbachsecke in den Seelbachswald, dort entlang der von Büschergrund kommenden Hohlwege der Brüderstraße hinauf zu den Bollwerken des Dicken Schlages (nördlich der Kreisstraße), in Hohenhain Erläuterungen zu den Fuhrmannsherbergen und Pause beim Heimatverein, danach Rückweg durch die Schanzanlagen südlich der Kreisstraße.

Wanderung II, So., 10. September 2023, 14:00 Uhr,
„Von Schlag zu Schlag“ – 6,9 km

Rundwanderung vom Hohenhainer Schlag zum Ohrndorfer Schlag, Treffpunkt Wanderparkplatz „Alte Schanze“ Hohenhain

Führung mit Ortsheimatpfleger Heinz Fischbach und Ortsheimatpfleger Manfred Flender

Dicker Schlag, Gambach, Drei Eichen, Ohrndorfer Schlag, Schlag auf der Römershagener Höhe, Drei-Herren-Stein am Hühnerkamp, über die zeitweise gemeinsame Trasse von Hileweg und Brüderstraße zurück nach Hohenhain, dort Erläuterungen zu den Fuhrmannsherbergen und Erfrischung beim Heimatverein.

Wanderung III, Sa., 7. Oktober 2023, 11:00 Uhr,
„Rund um den Dreiherrenstein bei Oberstöcken“ – 10,9 km

Treffpunkt Alte Schule Plittershagen, An der Hallstadt,

Führung mit Burkhard Leidig

Oberstöcken, Hileweg, Hohlwege Weingrube, Wammesflöte, Engelshäuschen, Locherhof, Plittershagen

Wanderung IV, So., 8. Oktober 2023, 14:00 Uhr
„Hileweg und Eisenstraße“ – 6,2 km

Treffpunkt Alte Schule Mausbach, Mausbacher Straße,

Führung mit Ortsheimatpfleger Herbert Dietershagen

Hileweg, Oberstöcken, Niederstöcken, Alte Eisenstraße, zurück nach Mausbach.

Die Heimatvereine in Hohenhain, Plittershagen und Mausbach bieten vor Ort Rast und Erfrischungen an (Wanderungen II – IV).

Zu den Wanderungen ist die Anmeldung unbedingt
erforderlich unter der E-Mail: anmeldung@4fachwerk.de


HISTORISCHEN REISEBERICHT ERLEBEN

Der junge Freudenberger Johann Christian Stahlschmidt (1740-1826) floh nach einem Streit mit seinem Vater als 19jähriger aus seinem Elternhaus. Der Grund der Auseinandersetzung: Er pflegte Kontakte zu frommen Mitmenschen, die der Amtskirche sehr kritisch gegenüber standen. Aus dem Flecken führte J. C. Stahlschmidt sein Weg zunächst über Köln nach Amsterdam. Hier heuerte er auf einem Segelschiff an und reiste zweimal nach Südostasien. So kam er nach Südafrika, Indonesien, China, Indien und Ceylon. Er überlebte Stürme auf hoher See und sogar eine Meuterei. Später lebte er neun Jahre in Nordamerika, wo er sich zum Prediger ausbilden ließ. Zurück in deutschen Landen gehörte Johann Christian Stahlschmidt zu den Gründungsmitgliedern der Elberfelder Missionsgesellschaft. Sein bewegtes Leben und seine lange Auslandstouren fanden ihren literarischen Niederschlag in dem 1799 erschienenen Reisebericht „Die Pilgerreise zu Wasser und zu Lande“. Ein Buch, das zu einem europäischen Bestseller der Erweckungsbewegung wurde.

Anhand dieses Buches werden Thomas Ijewski und Dieter Siebel an zwei Vortragsabenden über diesen bemerkenswerten Weltreisenden vor mehr als 260 Jahren berichten. Es geht um eine Zeitreise, die im Flecken begann und viel über damalige Wege und Begebenheiten berichtet.

Am Donnerstag, 21. September 2023 und
am Donnerstag, 12. Oktober 2023,
jeweils um 19.30 Uhr im 4 Fachwerk Museum

Werner Seekamp: Deutliche Spuren seiner Kunst

Ausstellungseröffnung „SPUREN – ZUSTÄNDE DER VERGÄNGLICHKEIT“

Vor 27 Jahren, 1996, starb Werner Seekamp. Viel zu früh, er war nur 53 Jahre alt geworden. 1943 in Verden/Aller geboren, verbrachte er seine Jugendzeit in Bremen. Hier studierte er an der Hochschule für Gestaltung die Fächer Bildhauerei und Grafik-Design. Sein beruflicher Weg führte ihn nach Siegen, wo er 23 Jahre beruflich als Grafiker tätig war, zugleich wirkte er als Dozent an der Volkshochschule.

Das 4Fachwerk-Museum in Freudenberg präsentiert jetzt eine umfassende künstlerische Rückschau auf Werner Seekamp, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag hätte feiern können. Liebevoll hat seine Frau Helga Seekamp die Werke ausgesucht: „Es war mir eine Herzensangelegenheit.“ Helga Seekmap ist selbst Künstlerin, 2019 zeigte sie Beispiele ihres eigenen fotografischen Wirkens im Freudenberger Museum.


Werner und Helga Seekamp, also ein Siegerländer Künstlerehepaar, über das es heißt, trotz des frühen Todes des Ehemannes bestehe der ästhetische Dialog bis in die Gegenwart fort. Sie hätten gemeinsam gearbeitet, getrennt produziert und doch gab es Gemeinsamkeiten in der Bildsprache. Helga Seekamp erweist sich also als die beste Wahl als Gesprächspartnerin über die Kunst ihres Mannes.  Der Dialog mit Kurator Michael Müller bildet den Auftakt der Vernissage im Alten Flecken.

Zunächst gilt es, Gemeinsamkeiten festzustellen: Das Ehepaar Seekamp und Michael Müller verbindet die Mitgliedschaft im Arbeitskreis Siegerländer Künstler (ASK). Seekamp wie Müller stammen aus Norddeutschland und fanden aus beruflichen Gründen den Weg ins Siegerland. Ob die nachgesagte „Sturheit“ der Regionen das Verbindende war? Helga Seekamp stellt fest: „Es war gut hier!“ 

Werner Seekamp beflügelten Zufallsfunde, die er in seine Kunstwerke einbaute. Die Sammelleidenschaft „entwerteter Dinge“ können als Zuwendung zu „Spuren“ gewertet werden. Einzelne Fragmente, die er oft spontan verarbeitete, inspirierten ihn und bestimmten den Werdegang des Entstehens seiner Arbeiten. Die „Spuren der Vergänglichkeit“ prägten seine Collagen.  

Eine Parallelität im Kunstprozess, dem sich auch Michael G. Müller verbunden fühlt. Kunst aus gebrauchten Dingen, ästhetisch anspruchsvoll kombiniert: „Fundstücke sind Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für meine vielschichtigen Kompositionen. Spielerische Kombinatorik, Neugier und Ausprobieren bestimmen dabei meinen Schaffensprozess.“ Ab 18. August zeigt er die Ergebnisse während des Kunstsommers 2023 in der KuKu-Produzentengalerie.

Die Retrospektive über die Schaffensphase von Werner Seekamp ist in Freudenberg bis zum 3. September 2023 zu sehen. „Diese Ausstellung verdient viele Gäste,“ so 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel in seiner Begrüßung. Dass so viele Kunstinteressierte zur Vernissage gekommen seien, dürfe ein gutes Omen sein. Dominik Jung sorgte an dem Abend mit seiner Gitarre für einen gelungenen musikalischen Rahmen.