4. September, um 17 Uhr im 4Fachwerk Museum, Eintritt 3 Euro
In der „Leechtstonn“, also der Zeit nach der getanen Arbeit, wurden „im Flecken“ gerne Neuigkeiten ausgetauscht und Geschichten erzählt. Diese Tradition greift das Freudenberger 4Fachwerk-Mittendrin-Museum mit seiner Veranstaltungsreihe auf. In der jetzt 11. Ausgabe werden Dieter Siebel und Martin Quandel diesmal solche Begebenheiten aus einer Zeit zum Besten gegeben, als Mensch und so manches Tier unter einem Dach im Alten Flecken lebten, als Säen, Ernten, Heumachen oder Hausschlachtungen noch den Jahresablauf bestimmten.
So lautet der Titel der Veranstaltung auch „Der Flecken und das liebe Vieh“.
Die „Lechtstonn“ soll am Donnerstag, 4. September 2025, um 17:00 Uhr im 4Fachwerk-Museum stattfinden. Der Eintritt beträgt drei Euro.
Im Rahmen der Forschung zur „Landwirtschaft einst in Freudenberg“ tauchten neben Zahlen, Daten, Fakten immer witzige und bemerkenswerte Begebenheiten auf. Dieter Siebel sammelte diese und ergänzt damit seine eigene Flecker-Geschichten-Bibliothek. Damit ergeben sich wieder eine Fülle von kleinen erzählenswerten Ereignissen, mit denen er und Martin Quandel die Besucher der „Lechtstonn“ erfreuen wollen.
Historische Ausstellungsstücke, neue Erkenntnisse, digitale Präsentationen
4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth oblag diesmal nicht nur die Eröffnung der Vernissage, sondern er erläuterte zugleich die Inhalte der aktuellen Präsentation. Vorbereitet vom Arbeitskreis Stadtgeschichte des Museums gewährt die neue Sonderausstellung „Ackerbürger, Schloss und Höfe“ erstaunliche Einblicke in die frühere Bedeutung von Landwirtschaft in Freudenberg. „Bisher ist dieses Thema zu kurz gekommen und die Stadt wurde nur im Zusammenhang wirtschaftsgeschichtlich mit Leder, Leim und Stahl in Verbindung gebracht.“
Um 1540, so Siebel-Späth, hätten in Freudenberg unterhalb der Burg etwa 300 Leute gelebt. Steuerlisten dokumentierten zu dieser Zeit 450 Schafe, 350 Rinder und etwa 70 Schweine. Da stellte sich auch die städtebauliche und kulturhistorische Frage, wo die Tiere alle gewesen sind. „Die wohnten mit in den Häusern,“ so die aktuelle Forschung. „Die waren zugleich die Heizung.“ Möglich sei das nur gewesen, weil das Vieh eine deutlich geringere Körpergröße aufwies.
Verdeutlicht werden solche Angaben mit zahlreichen Grafik-Visualisierungen, die Manfred Flender für die Ausstellung entwickelte. Hier sind auch die Steuerlisten, die Auskunft über den Viehbestand geben, anschaulich aufbereitet. Auf einem zweiten Monitor zeigen die 4Fachwerker zahlreiche örtliche historische Landwirtschaftsaufnahmen, die zu diesem Zweck in der nahezu dreijährigen Forschungsarbeit gesammelt wurden.
Fotografien spielen auch deshalb eine Rolle, da sich der Freudenberger Fotograf Alfred Reppel (1900-1958) diesem Genre gewidmet hatte. Dem Museum war es gelungen, diese Bilder zu erhalten und aufzubereiten. Großflächig werden einige von diesen künstlerisch wertvollen Exemplaren gezeigt.
Klaus Siebel-Späth geht in seinen Erklärungen intensiv auf den einstigen „Hof Herlingen“ ein. Die Straße „Am Hausplatz“ beschreibt den Platz, wo das Hofgut in Freudenberg gestanden hat. Der Besitz habe einst bis zum Asdorfer Weiher gereicht und umfasste etwa 100 Hektar Wiesen, Wälder und Hauberge. Zur Schatzung 1542 wurden hier alleine 107 Schafe, 33 Kühe, 37 Rinder, 24 Schweine und 4 Pferde gezählt. Schon 1342 taucht der Name Herlingen in Urkunden auf. „Der Raum Freudenberg war also schon vor dem Bau des Schlosses besiedelt, das 1389 erstmals erwähnt wird,“ so Siebel-Späth. Bis 1604 gehört das Hofgut zum Besitz der Herren von Bicken. In jenem Jahr erfolgte der Tausch mit den Nassau-Dillenburgern. Diese übernahmen im Tausch den Freudenberger Besitz, die Bicken erhielten dafür die Wasserburg Hainchen.
Apropos Schloss: Dieses erweist sich nach aktueller Recherche eher als Wirtschaftshof, denn als Funktion „Witwensitz“. Dazu war die Burg wenig bequem, aber sie verfügte ausdrücklich über Stall und Scheune. Solches dürfte auch notwendig gewesen sein, wenn alte Rentei-Rechnungen allein für 1465 den Kauf von 150 Schafen ausweisen.
Die Ländereien des Schlosses wie des Hofgutes fielen später an den preußischen Staat, der es 1820 an die Flecker Bürger verkaufte, die die Flächen zumeist schon gepachtet hatten. Mit dem Kauf erfolgte allerdings eine Neuaufteilung der Grundstücke, denn die Flächenanteile wurden an die 115 Mitglieder der neuen Genossenschaft zu gleichen Teilen verlost.
Zu weiteren Facetten der Landwirtschafts-Geschichte gehört das Hirtenwesen. Für Freudenberg besonders erwähnenswert, dass die Familie Weißgerber hier über 300 Jahre die Hirten stellte.
Musikalisch begleiteten Helge Gattwinkel und Richard Flender mit ihren Gitarren die Eröffnung. Sie hatten u. a. den passenden Hannes-Wader-Text „Nichts bleibt, wie es war“ gewählt und konnten sich über viel Beifall freuen.
Lange blieben die Eröffnungsgäste und diskutierten eifrig die Bildkunst wie die Geschichts-Aspekte. Den traditionellen Vernissage-Sekt ergänzte diesmal Anlass-bezogen „Sejerlänner Riewekooche“. Mit-Kurator Gottfried Theis dankte dem Freudenberger Stadtarchiv, der Firma Medientechnik Thomas aus Siegen sowie dem Siegerland-Museum für die Unterstützung zur Realisierung der Ausstellung.
Zu den Mitgliedern des Arbeitskreises Stadtgeschichte gehören (in alphabetischer Reihenfolge) Bernd Brandemann, Heinz Fischbach, Manfred Flender, Dr. Christoph Galle, Bodo Hoffmann, Rüdiger Jung, Rolf Kolb, Dieter Siebel, Klaus Siebel-Späth und Gottfried Theis. Sie treffen sich regelmäßig alle 14 Tage und freuen sich über weitere Interessierte, die Spaß daran haben, Licht ins Dunkle der Stadtgeschichte zu bringen. Die aktuellen Recherche-Ergebnisse „Landwirtschaft“ sind in einer Begleitbroschüre zusammengefasst, die die Museumsbesucher erhalten können.
Ausstellung des 4Fachwerk-Arbeitskreises Stadtgeschichte
„Welche Bedeutung hatte „Landwirtschaft“ eigentlich einst hier in Freudenberg?“ Auch diese Frage warfen die ausdrucksstarken Bilder mit landwirtschaftlichen Motiven des Flecker Fotografen Alfred Reppel (1900-1958) auf. Seinen künstlerisch anspruchsvollen Aufnahmen besitzen eine zusätzliche geschichtliche Wertigkeit, weil sie zugleich das Ende jener Zeit dokumentieren, in der Feldarbeit, Säen und Ernten und die Haltung von Vieh im Flecken eine gewichtige Rolle spielten.
Eine erste historische Annäherung nach der dann begonnenen Forschung lässt folgende Schlüsse zu:
Bereits vor der Burggründung (Ersterwähnung 1389) kommt „Landwirtschaft“ in Freudenberg ein beachtenswerter Belang zu. Eine große Rolle dürfte dabei der „Herlinger Hof“ gespielt haben, der am Anfang des Asdorftales am „Hausplatz“ lag. Er dokumentiert die Herrschaft der „Bicken“, deren Einfluss ebenfalls für Freudenberg bisher kaum beschrieben ist.
Dem Freudenberger Schloss als nassauischem Besitz schreiben Historiker die Bedeutung eines „Wirtschaftshofes“ zu. Hier wurden ausdrücklich Stall und Scheune errichtet (1463) und z.B. 1465 allein 150 Schafe angeschafft. Von hier aus wurde auch die Siegener Residenz mit landwirtschaftlichen Produkten beliefert.
Nach der Burggründung und der unterhalb entstandenen Siedlung bedeutete Landwirtschaft „im Flecken“ Aktivitäten zur Selbstversorgung. Die Bürger des Fleckens benötigten, neben z. B. einer Handwerkstätigkeit, landwirtschaftliche Produkte für ihren Eigengebrauch. Sie galten als Bürger, die zusätzlich ein Feld und ihren Garten beackern mussten, als Ackerbürger. Nach einer Steuerliste vom 9. August 1563 lebten im Flecken 333 Einwohner, davon 55 Schatzungspflichtige, in 45 Häusern, die 414 Schafe, 361 Rinder und 15 Pferde hielten. In jedem Haus des Fleckens war „Vieh“ zuhause.
Den Hirten und dem Hauberg kam für landwirtschaftliches Leben hohe Bedeutung zu.
Die Ackerbürger sind nicht zu vergleichen mit Bauern auf den umliegenden Höfen. Aus zahlreichen einzelnen Hofstellen sind später ganze Dörfer entstanden.
Die Ausstellung „Ackerbürger, Schloss und Höfe“ ermöglicht Einblicke in die Landwirtschaft einst im Flecken, erzählt, wie anders die Häuser genutzt wurden und eröffnet neue Perspektiven zur Siedlungsgeschichte und Historie unserer Stadt. Sie beginnt am 29. August und ist bis zum 8. November zu sehen.
Dr. Alettha Bettina Schwacke übergab Familienbibel von 1726 an 4Fachwerk
Das 4Fachwerk-Museum darf sich über ein neues historisch überaus wertvolles Exponat freuen. Dr. Alettha Bettina Schwacke, die in Berlin lebt, übergab jetzt dem Verein die 1726 in Berleburg gedruckte Familienbibel. Diese begleitete über Generationen die Angehörigen der Familien Selzer und Siebel in Freudenberg. Bettina Schwacke, die Enkelin von Remko Walter Siebel (1894-1976), ist in Hamburg geboren und verbrachte oft ihre Ferien im Flecken im Hause ihres Großvaters. Ihm gehörte das markante Fachwerkhaus, Oranienstraße 33.
Siebel-Familienbibel von 1726Haus Siebel, Oranienstraße 33Remko Walter Siebel (1894-1976)
„Die Bibel wurde traditionell an die älteste Tochter in der Familie weitergereicht, um die christliche Erziehung der nächsten Generationen zu unterstützen,“ weiß Bettina Schwacke zu berichten. Beruflich verbrachte die studierte Juristin viele Jahre mit ihrem Mann in Düsseldorf.
Ihre Verknüpfung nach Freudenberg beruht auf zahlreichen Familienzweigen: Dazu zählen zum einen die Siebels. Die Eltern von Remko Walter Siebel waren Walther Alfred Siebel (20.04.1867–11.10.1941) und Alettha Maria, geborene Wildeboer (31.08.1866 -23.11.1895). Deren Vater, Pastor Remko Wildeboer (18.09.1829 – 29.04.1897), stammte aus dem holländischen Delfzijl und brachte den Vornamen „Remko“ in die Familie. Er wurde auf dem Freudenberger Friedhof neben seiner jung verstorbenen Tochter beigesetzt: Alettha Maria verschied mit 29 Jahren, ihr Sohn Remko Walter hatte sein zweites Lebensjahr noch nicht vollendet. Julie (geb. Heuser), die zweite Frau von W.A. Siebel kümmerte sich dann um ihn. Remko Walter Siebel selbst heiratete Frieda Selzer, die Tochter des Fabrikanten Carl Selzer. Über diese Verbindung gelangte die Bibel von Selzers in die Familie Siebel. Der Großonkel von Bettina Schwacke, Walter Selzer, war es auch, der die jeweilige Weitergabe der Familienbibel zurückverfolgte und dokumentierte.
Der Vater von Bettina Schwacke war der in Hamburg lebende und in Freudenberg geborene Prof. Dr. med. Theodor Otto Lindenschmidt (1917-1982), über dessen Mutter Luise Pauline geborene Bettendorf (1881-1959) entwickelt sich eine weitere Verbindungsgeschichte in den „Flecken“. Der bedeutende Arzt war 1970 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und von 1969 bis 1982 Hauptschriftleiter der Fachzeitschrift „Der Chirurg“.
„Für uns ist die Bibel ein wichtiges Exemplar für unsere künftig neue zu gestaltende Gesichtsausstellung. Darüber sind wir hocherfreut,“ bedankte sich 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth für die Schenkung.
Für Bernd Brandemann vom Arbeitskreis Stadtgeschichte des Vereins ist es bedeutsam, dass die Bibel im Verlaufe der Generationen auch zum Haushalt von Johann Wilhelm Weiland (1760-1808) gehörte, der im Flecken als Arzt wirkte und dem eine besondere Rolle im Zuge des Französischen Kriegskassenraubes 1796 zukam. Weil er verwundete französische Soldaten behandelte, verhindert er letztlich, dass der Flecken nicht wie andere Dörfer in der Umgebung zur Vergeltung des Überfalls niedergebrannt wurde. „Das zeigt einmal mehr den geschichtlichen Wert dieser historischen Publikation,“ so Klaus Siebel-Späth.
Zur Übergabe der kostbaren Bibelausgabe war auch Pfarrer Thomas Ijewski ins Museum gekommen. Er konnte erläutern, dass es sich bei dem gewichtigen Werk um einen von ursprünglich acht Bänden handelt. „Das außergewöhnliche daran ist, dass einerseits der Bibeltext widergegeben wird, im Besonderen aber die umfangreichen Kommentare eine Rolle spielen,“ so Ijewski. Führender theologischer Kopf für die Berleburger Bibel-Ausgabe sei der Straßburger Theologe Johann Friedrich Haug (1680-1753) gewesen. Mit seinem Bruder, dem Verleger Johan Jakob Haug (1690-1756), kam er um 1720 nach Bad Berleburg. Die Grafschaft unter dem Regenten Graf Casimir galt in jener Zeit als Hochburg des „radikalen Pietismus“. Die Kommentierungen stammten von mehreren Autoren. „Ursprünglich haben diese mit Bibelausgaben Christen mit einer kirchenkritischen Tendenz genutzt, sie waren typisch für eine ganz besondere Frömmigkeit,“ berichtet Thomas Ijewski. Nach der pietistischen Literatur der Erweckten aus der damaligen Zeit habe auch Wilhelm Weiland zur der „frommen Elite“ gehört.
„Die Bibel und auch weitere historische Sammelstücke sind eine außerordentliche Bereicherung für die Freudenberger Stadt- und Kirchengeschichte,“ wertet Klaus Siebel-Späth den musealen Neuzugang.
„Ich bin froh darüber, dass dieses Familienerbstück wieder seinen Weg zurück nach Freudenberg gefunden hat und hier demnächst als Ausstellungs-Exponat eine bleibende Verwendung findet,“ zeigt sich auch Bettina Schwacke zufrieden.
Remko Walter Siebel, auf ihn weisen noch heute die Initialen RWS am Gittertor seitlich des Hauses hin, hatte nach dem Krieg wesentliche Verantwortung für Freudenberg übernommen. So heißt es in dem von Amtsdirektor Dr. Helmut von der Nahmer 1955 herausgegebenen Verwaltungsbericht „Das Amt Freudenberg in der Nachkriegszeit“:
„Schon vor dem Einmarsch der Amerikaner in Freudenberg, der am 8. April 1945 erfolgte, hatte der damalige Amstbürgermeister Bald die Geschäfte an den stellv. Bürgermeister der Stadt Freudenberg, Herrn Remko Walter Siebel, abgegeben. Herr Siebel bemühte sich in den kritischen Tagen mit Erfolg, die Lebensmittelversorgung so gut wie möglich in Ordnung zu halten, die von der NSDAP gewünschte Zwangsevakuierung der Bevölkerung und die Sprengung lebenswichtiger Werke (Wasserwerk Freudenberg) und Brücken zu verhindern.“
Beruflich leitete Remko Walter Siebel mehr als drei Jahrzehnte als Geschäftsführer die Firma Albrecht Bäumer Maschinenfabrik in Freudenberg. Er starb am 26. April 1976 im 83. Lebensjahr.
Sein Vater, und damit der Urgroßvater von Bettina Schwacke, war der ebenfalls als Unternehmer in Freudenberg tätige Lederfabrikant Walter Alfred Siebel (20. 04. 1867-11. 10. 1941). Ihm wurde im Oktober 1930 „im Besonderen wegen seiner erfolgreichen Bemühung um das rechte Verhältnis zwischen Gemeinschaftsbewegung und Kirche“ von der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster der Titel des Ehrendoktors der Theologie verliehen. Sein stattliches Wohnhaus mit Kontor im unteren Teil der Oranienstraße (Nr. 9) wurde im Vorfeld des Kleinkaufhaus-Neubaues (HIT/Globus) im Juni 1985 abgerissen.
„Zu düster, um zu arbeiten, zu hell, um zu schlafen,“ Dieter Siebel erläuterte bei der zehnten Auflage der „Lechtstonn“ noch einmal das Empfinden der Flecker Vorfahren über diese besondere Tageszeit. Sie gab nach dem vollendeten Tagewerk die Gelegenheit, sich zu treffen, Neuigkeiten auszutauschen und witzige Begebenheiten zum Besten zu geben. Das geschah nun auch wieder im 4Fachwerk-Museum, bei der Dieter Siebel und Martin Quandel auch in die Rollen von „Henner und Frieder“ schlüpften. Diese Traditionsfiguren nahmen über Jahrzehnte öffentliches Leben aufs Korn, angereichert um so manche Geschichte zum Schmunzeln.
Nein, früher war nicht alles besser, viele Widrigkeiten mussten mit Humor ertragen werden. „Et gitt kene bessere Lüüh, allenfalls begütertere,“ so eine der vorgetragenen Weisheiten. Die Zeiten waren andere, selbst mit Mäusen, die sich ausgerechnet in der Küchentisch-Schublade neben der Butter eingenistet hatten, mussten couragierte Großmütter umgehen. Gleichwohl galt den kleinen Nagetieren doch etwas Wohlwollen, denn „sie fangen keine Vögel und ‚bluffen‘ (bellen) nicht“.
„Man möge sie hegen und pflegen, solange sie steht,“ zitierte Martin Quandel aus dem Gedicht von Selma Quandel über den Flecken, dass diese zur Freudenberger 500-Jahrfeier dichtete. Zu Beginn zeigte er Leuchten und Lampen aus längst vergangenen Zeiten, die damals die Zimmer ein wenig erhellten.
Als Dieter Siebel in der Marktstraße seine Jugendzeit verlebte, waren alleine hier 38 Kinder zuhause. Die spielten zusammen, dachten sich aber auch so manchen Streich aus. Viele lustige Begebenheiten entwickeln sich in dem Bemühen der Jüngsten, ihre „platte“ Umgangssprache ins schulische Hochdeutsch zu übersetzen. Der vorgelesene Aufsatz „Ein Gang durchs Jahr“ strapazierte deutlich die Lachmuskeln.
Viele „Verzärrlcher“ hängen mit Freudenberger Originalen zusammen, deren Namen den vielen Gästen des Abends immer noch präsent waren. 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth freute sich über den großen Zuspruch zu diesem Vortragsabend. Neben dem anhaltenden Beifall dürfte der vielfach geäußerte Wunsch nach „Fortsetzung“ bedeuten, dass den Besucherinnen und Besuchern der humorvolle Rückblick gefallen hat.
Unerwartet ist Detlef Köppen aus Freudenberg im Alter von 69 Jahren gestorben. Seit 1972 gehörte er zum Team der Freudenberger Stadtverwaltung, zuletzt fast drei Jahrzehnte als Stadtarchivar. Als er am 31. Juli 2020 in den Ruhestand ging, bezog er wenig später, nunmehr ehrenamtlich, ein kleines Büro im 4Fachwerk-Museum. Denn nicht nur beruflich lag ihm, der auch zeitweise für die Denkmalpflege zuständig war, die Freudenberger Geschichte sehr am Herzen.
„Detlef Köppen hat unsere Diskussionen und Überlegungen im Arbeitskreis Stadtgeschichte ganz entscheidend geprägt,“ so 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth. Er habe immer auf Detailgenauigkeit und gesicherte Fakten gesetzt, viele Überlieferungen kritisch hinterfragt. „Da er wusste, wo zu suchen ist, hat er uns bei der Recherche von Hintergrundinformationen ganz maßgeblich unterstützt.“ Seine Arbeitskreis-Kollegen loben ihn „als wandelndes Geschichtslexikon“: „Bei Detlef Köppen hat sich über Jahre ein beeindruckendes geschichtliches Wissen zu unserer Region gesammelt, welches er gerne weitergegeben hat. Wir sind ihm deshalb zu großem Dank verpflichtet.“ Ständig habe er in seiner Hemdtasche ein kleines Notizbuch mitgeführt, um Termine und Stichworte zu sammeln, um die er sich dann kümmerte. Seine besondere Art, Dinge darzustellen und geschichtliche Entwicklungen zu erläutern, ließen ihn selbst zu einem Flecker Original werden.
Zuletzt lebte er in der Altstadt, just in dem Haus in der Mittelstraße, in dem einst der Freudenberger Geometer Wygand Siebel (1780-1844) wirkte, der als Feldmesser 1816 den „Okularplan über den Amtsbezirk Freudenberg“ aufgenommen und gezeichnet hatte. Hier ging nun der Lebensweg von Detlef Köppen zu Ende.
Den Übergang des Stadtmuseums zum ehrenamtlich getragenen Haus des 4Fachwerk-Vereins begleitete Detlef Köppen von Anfang an, zählte zu dessen Gründungsmitgliedern und beteiligte sich mit Rat und Tat bei den historischen Ausstellungen. Detlef Köppen hatte bereits das Autorenteam zu der 2006 von Bernd Steinseifer herausgegebenen Freudenberger Chronik betreut. Beteiligt war er ebenso, als im Kulturerbejahr 2018 die Aktion „Europa in Westfalen“ auch in den Alten Flecken führte.
Mittendrin-Museum
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