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Uhren-Vortragsreihe: Diesmal geht’s um Johann-Peter Stahlschmidt

4FACHWERK-Uhren-Vortragsreihe wird fortgesetzt

„Diesmal will ich endlich etwas über Stahlschmidt direkt erzählen“, kündigt Ian D. Fowler an. Der Uhrenhistoriker hatte bei seinen bisherigen Vorträgen den Weg des Uhrenbaues bis in unsere Region nachgezeichnet und dabei über die vielfältigen auch familiären Verflechtungen berichtet.

Am Mittwoch, 30. September 2015, steht ab 19:30 Uhr also Johann-Peter Stahlschmidt im Mittelpunkt der Betrachtung. „Es gibt so viel Material über ihn“, freut sich der für historische Uhren überaus sachkundige Referent. Stahlschmidt, am 18. Juli 1751 in Plittershagen geboren, aufgewachsen und hier zunächst wohl auch als Hirte tätig, begann im Alter von 23 Jahren bei Johann-Georg Spies in Siegen seine Ausbildung und begründete später „im Flecken“ die große Handwerkstradition der „Stahlschmidt-Uhren“.

 

Eine ganze Reihe von Stahlschmidt-Uhren sind im Dachgeschoss des Freudenberger Mittendrin-Museums zu besichtigen. Das Haus, das seit 1781 die Uhrenmanufaktur von Stahlschmidt beherbergte, befindet sich im Alten Flecken nur wenige Meter vom Museum entfernt (Oranienstraße 31). Auch das Exemplar, das heute als die „komplizierteste erhaltene Siegerländer Uhr“ gilt und von Stahlschmidt 1798 gefertigt wurde, ist im Freudenberger Museum zu bewundern. Sie zeigt durch zwei Zifferblätter die Zeit gleichzeitig in zwei Räumen an, stand in seinem Haus und galt offensichtlich als Normaluhr im Flecken, nach der also die Zeit der anderen Uhren eingestellt wurde. Der Uhrenmeister blieb bis in sein 76. Lebensjahr seinem Handwerk treu, bildete auch die Uhrmacher Johann Heinrich Gräff (1783-1860) und Johann Friedrich Müller aus. 1827 übergab er das Geschäft an seinen Sohn Tillmann Stahlschmidt.

Ian D. Fowler ist Experte für historische Zeitmesser, 1953 in Doncaster/England geboren, wohnte ab 1978 in Freudenberg und lebt heute in Friesenhagen (Kreis Altenkirchen), betreute die Uhren im Museum und gilt als einer der herausragenden Kenner der Stahlschmidt-Uhren wie des Uhrenhandwerks der Region.

Diesmal Interessantes zur Uhrmacherfamilie Spies

Ian D. Fowler, seines Zeichens Experte für Uhrengeschichte, konnte wieder vor vollem Haus sprechen: Auch zum zweiten Teil seines Vortrages zur Siegerländer Uhrengeschichte hatte sich die Uhren-Etage des Freudenberger 4FACHWERK-Museums bis auf den letzten Platz gefüllt.
Diesmal stand die Uhrmacherfamilie Spies aus Siegen im Zentrum seiner Betrachtungen. Dabei geht es um die Brüder Johann Georg Spies (1747-1795) und Johannes Henrich Spies (1751-1815). Ihr Vater war Hermanus Spies aus Gosenbach (1704-1773), ein damals offensichtlich angesehener Bürger, Schmied und Eisenhändler, der dort den Keppelschen Hof gepachtet hatte und auch Anteile an der Grube „Krautgarten“ in Niederfischbach besaß. Die verwandtschaftliche Linie führt zu seinem Vetter Hermann Achenbach in Neuwied, der – 1731 in Marienborn geboren – ab 1753 in der bekannten Neuwieder Uhrenwerkstatt von Christian Kinzing tätig war. Fowler vermutet, dass zumindest einer der Spies-Söhne hier eine Lehre absolvierte.

Bekannt sind in der Fachwelt etwa 40 Bodenstanduhren der Uhrmacher Spies, zumeist aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. Der Name Spies taucht zudem in den Siegener Stadtrechnungen für die Wartung der Uhren in der Nicolaikirche und am Rathaus auf. Einen interessanten Hinweis gab Fowler, der dann auch das Freudenberger Gebiet betrifft: So war 1783 in den „Dillenburger Intelligenznachrichten“ zu lesen, dass der ob seiner Geschicklichkeit bekannte Uhrmacher Spies in Siegen eine musikalische Tafeluhr mit Flötenwerk hergestellt habe. Der „in seiner Feinheit und Güte seiner Arbeit ebenfalls berühmte Klaviermacher Booß zu Niederndorf“ habe dazu eine Orgel gefertigt, die „zehn Stücke neuesten Composition“ spiele. Dieses Werk „nach neuestem Geschmack“ wird in der Zeitungsanzeige den „Landleuten und Liebhabern um einen billigen Preiß“ angeboten. Bei dem „Tonsetzer Booß“ dürfte es sich um Arnold Boos handeln, am 29. Januar 1751 in Oberfischbach getauft, u.a. Orgeln für die Kirchen Oberfischbach und Gebhardshain baute. Heute erinnert das „Boos-Hus“ in der Ortsmitte von Niederndorf an diesen berühmten Zeitgenossen.

Johann-Georg Spies war im übrigen der Lehrmeister von Johann-Peter Stahlschmidt aus Plittershagen, der hier im Alter von 23 Jahren seine Ausbildung begann und später „im Flecken“ die große Handwerkstradition der „Stahlschmidt-Uhren“ begründete. Über ihn wird Ian D. Fowler am Mittwoch, den 30. September 2015, in seinem nächsten Vortrag sprechen.

Eine Reihe der „Stahlschmidt-Uhren“ sind im Obergeschoss des Freudenberger Mittendrin-Museums zu bewundern. Und der 4FACHWERK-Museumsverein legt großen Wert darauf, die Sammlung zu erhalten, zu erweitern und das Wissen um diese traditionsreiche Handwerkskunst und seine hiesigen Urheber für unsere Zeit aufzubereiten. Das Haus, in dem Stahlschmidt 1781 seine Werkstatt einrichtete, heute „Oranienstraße 31“, liegt nur wenige Meter vom Museum entfernt.

Alte Uhren faszinieren – Zeitmesser-Historiker Ian D. Fowler traf auf viele interessierte Zuhörer

Warum gab es Bodenstanduhren und durch wen und wie und wann kamen diese ins Siegerland? Das waren die Eingangsfragen des Uhenhistorikers Ian D. Fowler (Friesenhagen), der mit wissenschaftlichem Tiefgang „seinem Thema“ nachging.

Zunächst: „Form folgt Funktion“. Technisch funktionierten die frühen Uhren mit Gewichten und einem langen Sekunden-Pendel, und dies musste in einem Schutzgehäuse untergebracht werden. Und so ergibt sich Form und Größe der Bodenstanduhren.

Nach Fowler wurde dieses Prinzip erstmals ab 1656 durch Christian Huygens in England angewendet. Diese Bauweise blieb mit stilistischen Veränderungen in Nordeuropa bis Ende des 19. Jahrhunderts erhalten. Die erste deutsche Bodenstanduhr könnte nach englischem und niederländischen Vorbild durch den Meister Albinger in Münster um 1715 entstanden sein. Bis zum 30-jährigen Krieg, so Fowler, sei Süddeutschland führend im Uhrmacherhandwerk gewesen. Große Stückzahlen seien dann im Bergischen Land (um Solingen) produziert worden.

Der Historiker erinnerte daran, dass Deutschland damals ein Flickenteppich von Kleinstaaten gewesen sei und deshalb sei es auch zu regionalen Differenzierungen gekommen. Hauptabsatzgebiet für diese „bürgerlichen Bodenstanduhren“ sei der Norden und Westen gewesen. In ländlichen Gegenden sei die gewichtsgetriebene Uhr bevorzugt worden, sie waren nicht so reparaturanfällig wie „Federuhren“ – und Uhrenfedern herzustellen sei eine große Kunst. In Deutschland gehörten die Uhrmacher zunftmäßig traditionell zu den „Kleinschmieden“, die gerne mit Eisen arbeiteten.
Fowler charakterisierte die typischen regionalen Ausformungen der Uhren anhand von umfangreichem Bildmaterial und erläuterte, woran sich die Bergischen, Märkischen oder Siegerländer Uhren unterscheiden. Auch Neuwied könne als Uhrenzentrum bezeichnet werden, hier habe beispielsweise der Uhrmacher Klein aus Krämgen (zwischen Altenkirchen und Flammersfeld) gelernt. Bei dem Neuwieder Meister Christian Kintzing habe ebenso habe ebenso der 1731 in Marienborn geborene Hermann Achenbach seine Ausbildung erhalten. Und Achenbachs Vetter Hermann Spies aus Gosenbach habe zwei Söhne gehabt (Johann Georg 1748-1795, Johann Henrich 1751-1815), die dann beide als Uhrmacher in Siegen ihrem Handwerk nachgingen. Damit sei die Brücke der Uhrenmanufakturen ins Siegerland geschlagen worden. Über sie und die Uhrenproduktion von Stahlschmidt im Raum Freudenberg wird Ian D. Fowler an den nächsten Abenden seiner Vortragsreihe sprechen.

Die Zuhörer lobten einen hoch informativen Abend und nutzten die Gelegenheit, mit ihren Fragen Fowler direkt anzusprechen. „Uns ist in der Vorbereitung noch einmal deutlich geworden, wie bemerkenswert die Uhrenausstellung ist“, erläuterte 4FACHWERK-Vorsitzender Dieter Siebel. Und deshalb gelte der Präsentation im Dachgeschoss eine hohe Aufmerksamkeit.
Die quasi „Zwangspause“ im Vortrag bildeten die Glockenschläge der vielen ausgestellten Uhren um 20:00 Uhr, die zu einer markanten „Ton-Sinfonie“ führten.

Am Mittwoch, 27. Mai, 19:30 Uhr, wird Fowler seinen Vortrag in der „Uhren-Etage“ des Mittendrin-Museums fortsetzen.

Die Zeit vergeht, die Uhren bleiben

Das Freudenberger 4FACHWERK-Museum beherbergt in seinem Dachgeschoss eine prägnante Uhrenausstellung. Und das kommt nicht von ungefähr: Freudenberg kann auf eine bedeutende Uhrentradition zurückblicken. Als Begründer der „Freudenberger Uhrmacherkunst“ gilt Johann Peter Stahlschmidt (18. Juli 1751 – 6. Oktober 1833). Eine Reihe der Stahlschmidt-Uhren sind hier im Museum, das nur wenige Meter vom früheren Haus des Uhrmachers in der Oranienstraße 31 entfernt steht, zu bewundern.

Aktuell lädt der 4FACHWERK-Museums-Verein zu einer Vortragsreihe mit dem Uhrenhistoriker Ian D. Fowler ein. Der Experte für historische Zeitmesser, 1953 in Doncaster/England geboren, wohnte ab 1978 in Freudenberg und lebt heute in Friesenhagen (Kreis Altenkirchen), betreute die Uhren im Museum und gilt als einer der herausragenden Kenner der Stahlschmidt-Uhren wie des Uhrenhandwerks der Region. Die Vortragsreihe beginnt am Mittwoch, 25. März 2015, 19:30 Uhr, im Museum. Ian D. Fowler stellt an diesem Abend dar, wie in Deutschland gegen Mitte des 18. Jahrhunderts die „bürgerlichen Uhren“ in Deutschland immer beliebter wurden und wie diese Mode auch ins Siegerland kam.

4FACHWERK-Vorsitzender Dieter Siebel: „Als Museumsverein legen wir großen Wert darauf, die wichtige Uhren-Sammlung zu erhalten, zu erweitern und das Wissen um diese traditionsreiche Handwerkskunst und seine hiesigen Urheber für unsere Zeit aufzubereiten“.

Die frühesten Uhren aus unserer Region stammen wohl aus der um 1770 gegründeten Werkstatt des Johann Georg Spies (1747-1795) in Siegen. Bei ihm begann 1774 Johann Peter Stahlschmidt aus Plittershagen seine Lehre, erstaunlicher Weise erst im Alter von 23 Jahren. Stahl schmieden und härten, ebenso Messing gießen und bearbeiten, gehörten zu den grundlegenden Fertigkeiten, die zu erlernen waren. Nach seiner Gesellprüfung am 28. Juli 1777 begab sich Stahlschmidt wenige Tage später (ab dem 1. August 1777) auf die bei den Handwerkern dieser Zeit übliche Wanderschaft („Muthsjahre“), die ihn u.a. nach Neustadt, Hamm, und Münster führten. Am 26. Juni 1781, kehrte er nach Freudenberg zurück. Seine erste hier gefertigte Uhr war 12. November 1781 fertiggestellt und wurde für 28 Taler an Johann Möller in Ferndorf verkauft. Vor den Freudenberger Hammerschmieden legte Johann Peter Stahlschmidt am 8. August 1785 seine Meisterprüfung ab. Die „komplizierteste erhaltene Siegerländer Uhr“, von Stahlschmidt 1798 gefertigt, ist ebenfalls im Museum ausgestellt. Sie zeigt durch zwei Zifferblätter die Zeit gleichzeitig in zwei Räumen an, stand in seinem Haus und galt offensichtlich als Normaluhr im Flecken, nach der die Zeit der anderen Uhren eingestellt wurde. Der Uhrenmeister blieb bis in sein 76. Lebensjahr seinem Handwerk treu, bildete auch die Uhrmacher Johann Heinrich Gräff (1783-1860) und Johann Friedrich Müller aus. 1827 übergab
er das Geschäft an seinen Sohn Tillmann Stahlschmidt.

Die weiteren Vortragsveranstaltungen mit Ian D. Fowler finden jeweils Mittwochs um 19:30 Uhr statt:
27. Mai 2015, 30. September 2015, 25. November 2015, im 4FACHWERK Mittendrin-Museum, Mittelstraße 4-6, 57258 Freudenberg.