„Lechtstonn“ wieder als humorvoller Rückblick

„Zu düster, um zu arbeiten, zu hell, um zu schlafen,“ Dieter Siebel erläuterte bei der zehnten Auflage der „Lechtstonn“ noch einmal das Empfinden der Flecker Vorfahren über diese besondere Tageszeit. Sie gab nach dem vollendeten Tagewerk die Gelegenheit, sich zu treffen, Neuigkeiten auszutauschen und witzige Begebenheiten zum Besten zu geben. Das geschah nun auch wieder im 4Fachwerk-Museum, bei der Dieter Siebel und Martin Quandel auch in die Rollen von „Henner und Frieder“ schlüpften. Diese Traditionsfiguren nahmen über Jahrzehnte öffentliches Leben aufs Korn, angereichert um so manche Geschichte zum Schmunzeln.

Nein, früher war nicht alles besser, viele Widrigkeiten mussten mit Humor ertragen werden. „Et gitt kene bessere Lüüh, allenfalls begütertere,“ so eine der vorgetragenen Weisheiten.
Die Zeiten waren andere, selbst mit Mäusen, die sich ausgerechnet in der Küchentisch-Schublade neben der Butter eingenistet hatten, mussten couragierte Großmütter umgehen. Gleichwohl galt den kleinen Nagetieren doch etwas Wohlwollen, denn „sie fangen keine Vögel und ‚bluffen‘ (bellen) nicht“.

„Man möge sie hegen und pflegen, solange sie steht,“ zitierte Martin Quandel aus dem Gedicht von Selma Quandel über den Flecken, dass diese zur Freudenberger 500-Jahrfeier dichtete. Zu Beginn zeigte er Leuchten und Lampen aus längst vergangenen Zeiten, die damals die Zimmer ein wenig erhellten.

Als Dieter Siebel in der Marktstraße seine Jugendzeit verlebte, waren alleine hier 38 Kinder zuhause. Die spielten zusammen, dachten sich aber auch so manchen Streich aus.
Viele lustige Begebenheiten entwickeln sich in dem Bemühen der Jüngsten, ihre „platte“ Umgangssprache ins schulische Hochdeutsch zu übersetzen. Der vorgelesene Aufsatz „Ein Gang durchs Jahr“ strapazierte deutlich die Lachmuskeln. 

Viele „Verzärrlcher“ hängen mit Freudenberger Originalen zusammen, deren Namen den vielen Gästen des Abends immer noch präsent waren. 4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth freute sich über den großen Zuspruch zu diesem Vortragsabend. Neben dem anhaltenden Beifall dürfte der vielfach geäußerte Wunsch nach „Fortsetzung“ bedeuten, dass den Besucherinnen und Besuchern der humorvolle Rückblick gefallen hat.

DIETER SIEBEL FÜR SEIN VIELFÄLTIGES ENGAGEMENT GEWÜRDIGT

„Mit der Auszeichnung durch die Ehrennadel schließen wir uns in großer Dankbarkeit der Anerkennung für Dieter Siebel ausdrücklich an,“ hieß es am Donnerstag Abend in der Aula des Schulzentrums Eicher Seite. Anlässlich des „Stadtgeburtstages“ am 7. November hatte die Arbeitsgemeinschaft Freudenberger Heimatvereine (ARGE) zu ihrem Jahresempfang eingeladen. Dort werden traditionell Freudenberger Bürgerinnen und Bürger für ihr ehrenamtliches Wirken gewürdigt. In diesem Jahr gehörte Dieter Siebel zu den Geehrten.

4Fachwerk-Vorsitzender Klaus Siebel-Späth gratulierte vor Ort seinem Amtsvorgänger, ebenso Bürgermeisterin Nicole Reschke.

In der vom ARGE-Vorsitzenden Bernd Brandemnann vorgetragenen Laudatio wurde besonders auf Dieter Siebels Initiativen für das ehemalige Stadtmuseum hingewiesen. Weiter hieß es darin: „Er liebt den Flecken als seine Heimat, hier ist er aufgewachsen und hat in diesen Gassen seine Jugend erlebt. Diese Verbundenheit wird deutlich bei den vielen Stadtführungen, bei denen er Besuchergruppen aus dem In- und Ausland das Besondere der Altstadt mit großem Eifer, Freude und Wissen nahe bringt.

 Dieter Siebel erfand das Erzählformat „Flecker Lechtstonn“, um Freudenberger Geschichte, Geschichten, Besonderheiten und Persönlichkeiten in Erinnerung zu behalten.

 Viele Zeit seines Lebens schenkte er den Menschen seiner Heimatstadt in vielen Funktionen: Er war sogar einmal ehrenamtlicher Stadtjugendpfleger, übte zahlreiche Aufgaben im CVJM aus und als kunstbeflissener Akteur förderte er so viele Freudenberger in Sachen Kunst und Kultur.“

Am 7. November 1456, vor nunmehr 568 Jahren, wurden dem Flecken Freudenberg seine Freiheitsrechte durch Graf Johann IV von Nassau-Dillenburg (1410-1475) erneut bestätigt. Dieses Datum bildete die Grundlage für mehrere Stadtjubiläen.

Poetische Bildersprache, die begeistert

Ausstellung „Traumwelten in poetischer Bildsprache“ eröffnet

Eine Sprache in Bildern, die anrührt, Raum für eigene Interpretation gibt, Emotionen weckt und Brücken baut, so verstehen Sergej Pisarenko und seine Frau Alla Strauta ihre künstlerische Arbeit. „Kultur ist eine Universalsprache, die Menschen verbindet,“ sagt der 1967 geborene Künstler in seiner kleinen Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung im 4Fachwerk-Museum.

„Es ist in der Tat gelungen, dass wir herausragende künstlerische Werke in unserer letzten Ausstellung in diesem Jahr zeigen können,“ freut sich Klaus Siebel-Späth, der Vorsitzende des Museumsvereins.
Die Aufgabe, das Künstlerehepaar vorzustellen, übernahm Kuratorin Dr. Ingrid Leopold. Sie pflegt seit vielen Jahren eine Freundschaft mit Sergej Pisarenko. Er ist oft in Freudenberg zu Gast, seine letzte Ausstellung hier liegt gut ein Jahrzehnt zurück. „Er ist als Kind bereits intensiv künstlerisch gefördert worden und hat sich prächtig weiterentwickelt,“ erzählt sie zu seinem Lebensweg. Der Dank für alle Anstrengungen sind nicht nur zahlreiche Auszeichnungen: „Ebenso der Umstand, dass viele seiner Bilder international in Ausstellungen gezeigt werden, unterstreicht sein Können und seine Bedeutung.“
Alla Strauta sagt, dass das Unterrichten von Kunst ihr Streben nach künstlerischem Selbstausdruck stärke und es ihr ermögliche, tiefes Wissen mit persönlichem kreativem Streben zu verbinden. „Mit jedem Bild habe ich eine Geschichte im Kopf“. Das Künstlerpaar verbindet eine traditionell intensive osteuropäisch-akademische Ausbildung.

Beide beweisen eine Meisterschaft des „feinen Pinselstrichs“. Die Arbeiten als Grafiken, Aquarelle oder Ölbilder zeigen gegenständliche Motive. Mit den in ihrer Farbigkeit reduzierten Bildern gelingt es ihnen, in besonderer Weise bemerkenswerte Stimmungen auszulösen. Ihre Werke öffnen den Blick auf viele Details und Nuancen, können in eine geheimnisvolle Traumwelt entführen.

Sergej Pisarenko liebt kleine Städte. „Hier finde ich Ruhe und Inspiration.“ Deshalb seien viele seiner künstlerischen Spuren in Deutschland zu finden. „Wir sind so dankbar, dass wir hier sein dürfen, wir fühlen uns hier in Freudenberg fast wie zuhause.“ Gut 23 Jahre sind Pisarenkos Werke in Aquarell-Technik entstanden, jetzt bringt er seine Motive mit Ölfarben auf die Leinwand.

Die zahlreichen Gäste am Eröffnungsabend zeigten sich angesichts der umfangreichen Werkschau begeistert und nutzten intensiv die Möglichkeit, sich über die Bilder auszutauschen. Die Ausstellung ist jetzt bis zum 12. Januar 2025 im Freudenberger 4Fachwerk-Museum im Alten Flecken zu sehen.