Ab 21. September 2019: Ausstellung „550 Jahre Asdorfer Weiher“

Wir schreiben das Jahr 1469. Graf Gerhard II. (4. Februar 1417- 17. Januar 1493) regiert die Grafschaft Sayn (1452-1493), das Gebiet, zu dem heute der Kreis Altenkirchen zählt. Nachbarn waren die Herrschaft Wildenburg und Nassau-Dillenburg. Im Landesteil, zu dem Freudenberg in jener Zeit gehörte, verantwortet Graf Johann IV. (1. August 1410 – 3. Februar 1475) von Nassau-Dillenburg das Geschehen.

Es ist jener Landesherr, der dem Flecken Freudenberg 1456 die Freiheitsrechte erneut verbriefte. Er kannte Ort und Burg: So belegt die Siegener Renteirechnung, dass Graf Johann IV. am 20. September 1468 mitsamt seinem Gefolge auf der Durchreise nach Breda in Freudenberg übernachtete.

Wenige Monate später – am 1. Mai 1469 – genehmigt ihm, dem „lieben Schwager“, Graf Gerhard II. zu Sayn auf seinem Gebiet einen Fischweiher im Asdorftal zu erweitern (…den Weiher größer zu machen). In Folge wird eine Talsperre genau an der beiderseitigen Landesgrenze entstehen. Mit Vertrag vom 20. Juni 1469 verkauft dann „Philipp von Werse von seinem Erbe an der Asdorf so viel Land an den Grafen von Nassau, als dieser zur Anlage seines Fischteiches benötigt.“

Es war eine friedliche Zeit: Auf den 18. Dezember 1466 datiert ein Landfriedensvertrag zwischen Landgraf Ludwig II. von Hessen, Graf Johann von Nassau, Graf Philipp von Nassau-Saarbrücken und dem Grafen Gerhard von Sayn für zwölf Jahre. Zudem waren beide Grafen miteinander verwandt.

Vier Jahre dauerten die Bauarbeiten zu einem Staudamm im Asdorftal, der bis heute quasi (Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) darstellt. Es entstand eine Talsperre, die zu den ältesten heute noch erhaltenen in Deutschland zählt, in Westfalen dürfte sie die älteste sein.

Warum war das Interesse damals an einem Weiher so groß? Der Landesherr wollte für eine ausreichende Fischzucht sorgen, damit die Verpflegung seiner Bevölkerung gerade in den Fastenzeiten gesichert war. Als Fastenzeiten mit dem Verzicht auf den Verzehr von Fleisch, Milchprodukten, Alkohol und Eiern galten die Phase zwischen Aschermittwoch und Ostern sowie im Advent ab dem Martinstag (11. November).

Sein Schwager, Graf Gerhard II. zu Sayn, dürfte für die kirchlichen Vorgaben großes Verständnis gehabt haben. Er war eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt und schon Domherr zu Köln und Probst zu Aachen, musste allerdings seine Karriere zum Erzbischof abbrechen und in den weltlichen Stand zurückkehren, als sein Bruder, der eigentliche Landesherr Graf Dietrich zu Sayn im Alter von 37 Jahren im Jahr 1452 ohne Erben verstarb. Unter der Regentschaft von Gerhard II. erreichte die Grafschaft Sayn höchstes Ansehen.

Johann IV. von Nassau stand ebenso in Diensten der florierenden Herzogtümer Brabant und Burgund. Der versierte Landesherr avancierte bereits im Spätmittelalter zu einem Protagonisten der länderübergreifenden Wechselbeziehung zwischen den Niederlanden und dem Siegerland. In beiden Gebieten bekleidete Graf Johann IV. verantwortungsvolle Posten und leitete diplomatische Missionen ins Ausland.

Eine umfassende Ausstellung im 4Fachwerk-Museum (21. 09. – 03. 11. 2019) „550 Jahre Asdorfer Weiher“ stellt diese als eine der ältesten noch erhaltenen Talsperren Deutschlands in den Mittelpunkt.

An und mit ihr lassen sich facettenreiche Entwicklungen aufzeigen. Der Asdorfer Weiher gilt seit 2003 als Naturschutzgebiet und weist eine vielfältige Vergangenheit auf. Diese einzelnen Aspekte werden in der Präsentation aufgegriffen:

  • Es geht um die historischen Hintergründe, die damals handelnden Akteure und ihre Überlieferung in Urkunden, Münzen oder Siegeln
  • Dargestellt werden Hinweise und Hilfsmittel der Kartographie und Landvermessung
  • Der Asdorfer Weiher im Bild, seine Darstellung in Literatur und Presse
  • Der Asdorfer Weiher als Biotop, Flora und Fauna in seinem Einzugsbereich
  • Der Asdorfer Weiher als Wirtschaftsfaktor, dessen Gründung auf die Aufzucht von Fischen zurückgeht und der später für den Betrieb von Mühlen und Hämmern sorgte, an dem sich Unternehmen niederließen, sich aber auch einst ein „Reichsgetreidelager“ befand.
  • Und letztlich hatte der Asdorfer Weiher einen Freizeitwert, galt als Ausflugsziel, in ihm wurde gebadet oder er wurde im Winter zum Eislaufen genutzt.

Am „Asdorfer Weiher“ lassen sich viele politische, technische und ökologische Entwicklungen aufzeigen, er steht für Geschichte, Raumentwicklung und Botanik wie Zoologie/Biologie und dürfte deshalb für die örtliche Historie von besonderem Interesse sein.

Kuratiert wird die Ausstellung von Gottfried Theis. Anfragen und Hinweise können gerne an ihn gerichtet werden (Telefon 02734/3728 oder Mail GottfriedTheis@gmx.de).