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ERINNERUNG AN ZWEI SIEGERLÄNDER KÜNSTLER-PERSÖNLICHKEITEN

4FACHWERK-MUSEUM PRÄSENTIERT THEO MEIER-LIPPE UND RUTH FAY

Zur jungen Tradition des Freudenberger 4Fachwerk-Museums gehört die Erinnerung an bekannte verstorbene Siegerländer Künstler. In dieser Reihe werden in diesem Jahr Werke von Theo Meier-Lippe und Ruth Fay gezeigt. Die Präsentation dauert bis zum 23. Januar 2022.

Viele Monate war Dr. Ingrid Leopold für die Ausstellungs-Vorbereitung unterwegs, um maßgebliche Stücke aus dem jeweiligen schöpferischen Schaffen der beiden Künstler zu erhalten: „Viele Menschen und Institutionen unterstützen uns mit Leihgaben und freuen sich, wenn die Werke so konzentriert einem größeren Publikum vorgestellt werden können.“ Ihr Dank galt dabei auch dem Kreisarchiv.

Die aktuelle Corona-Entwicklung ließ die Ausstellungseröffnung nur in eingeschränktem Umfang zu.

Jahrzehnte ist es her, dass bereits Werke von beiden zusammen in einer Ausstellung zu sehen waren. „Zeitgenössische Kunst in Westfalen“ hieß die Präsentation aus Anlass des Westfalentages 1954 in Siegen. Eine „Jury mit Abstand“ mit Kunstsachverständigen also u. a. aus Köln, Frankfurt und Paris hatten aus eingereichten Arbeiten eine Auswahl getroffen. Die Kritik sprach damals von einer „bemerkenswerten Ausstellung“ und von „dem rühmlichen Nachweis einer vergleichsweise starken, allgemeingültigen kunstschöpferischen Potenz in Westfalen.“ Ruth Fay stellte ein Knabenportrait und eine Keramik-Arbeit „Madonna“ aus. Über ihren Künstlerkollegen hieß es: „Die Bilder von Theo Meier-Lippe bilden einen der stärksten Anziehungspunkte und ragen durch ihre farbige Lebendigkeit und starke ästhetische Sprache hervor.“ Seine Bilder seien angelehnt an die großen Meister der Gegenwart.

„Beide, zugleich auch Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler (ASK), hatten sich schon früh einen Namen und Wertschätzung erarbeitet und sind es also mehrfach wert, ihr künstlerisches Wirken jetzt nachwachsenden Generationen vorzustellen,“ findet 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel, der selbst Theo Meier-Lippe in seiner eigenen Ausbildung noch als Dozenten erlebte. Insofern gestaltete sich sein Eröffnungsvortrag als eine Zeitreise in die eigene Jugend: 1956 wollte er bei Meier-Lippe in Kaligraphie ausgebildet werden. Daraus wurden drei intensive Jahre des Lernens einer ganzen Palette künstlerischer Ausdrucksformen. Dank Unterstützung seines Lehrers schloss sich dem die Werkkunstschule an. Noch heute verehrt Dieter Siebel den „älteren Herren im weißen Kittel“, der so intensiv Können und Ruhe ausgestrahlt habe: „Er setzte sich neben einen und widmete sich jedem Schüler mit großer Geduld, machte aus seinem Wissen und seinen Fertigkeiten kein Geheimnis. Es war ihm ein echtes Anliegen, junge Menschen zu fördern.“ Gerne erinnert sich Dieter Siebel ebenso an die zahlreichen Exkursionen mit ihm zu anderen Künstlern oder an die Zeiten, als Theo Meier-Lippe für das Apollo-Kino die großen Film-Außenplakate gestaltete.

Theo Meier-Lippe war 1934 ins Siegerland gekommen. In einem Turmzimmer auf Schloss Varenholz an der Weser hatte er zuvor, 1933, ein großes Atelier für seine künstlerische Arbeit genutzt. Er ist ein Kind des Lipper-Landes, wird am 17. Februar 1907 in Hohenhausen im Kreis Lemgo geboren.

Theo Meier-Lippe beginnt handwerklich eine Ausbildung zum Maler, dann führt den 19-jährigen sein Weg zur Kunstgewerbeschule in Kassel. Bereits zwei Jahre später,1928, beteiligt er sich an einer Gruppenausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf. Die Künstler-Ausbildung setzt sich klassisch fort: Nach dem Studium an der Rijksacademie für bildende Künste Amsterdam zieht es ihn nach Paris zur Academie Grande Chaumière. In beiden Städten begeistern ihn die Kunst der großen alten Meister, die er in den Museen dort intensiv studieren kann und die ihn maßgeblich beeindrucken. Zurück in Deutschland zieht ihn die „Neue Sachlichkeit“ in ihren Bann, es entstehen großflächige Landschaften und figürliche Kompositionen.

Später in Siegen wird er sich der abstrakten Malerei und der Grafik als seinem Ausdrucksmittel zuwenden. Ein weiteres Arbeitsfeld stellen zahlreiche Aufträge im Bereich „Kunst am Bau“ dar. Als Weiterentwicklung der Wandmalerei entdeckt er für sich die Sgraffito-Technik neu, eine Kratzputztechnik. Teile der oberen Putzschicht werden abgekratzt werden, um darunter liegende Schichten freizulegen. Eine gewünschte Darstellung wird so durch die unterschiedlichen Farbnuancen erzeugt. Ein Beispiel in Freudenberg dafür ist die Darstellung des Hirten mit den Schafen auf der Giebelseite des im 1. Juli 1957 bezogenen Mutterhauses „Friedenshort“ („Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“)

Theo Meier-Lippe ist es ein starkes Anliegen, sein Wissen weiterzugeben und Talente zu fördern. Gemeinsam mit Rudolf Fehling gründet er 1948 die Fachschule für Malen und Zeichnen in Siegen. Er unterrichtet an der Weidenauer Berufsschule, ihm wird das Fach „Kunsterziehung“ am Siegener städtischen Mädchengymnasium übertragen, ebenso wirkt er als Kunsterzieher am Löhrtor-Gymnasium. Theo Meier-Lippe stirbt am 1. Februar 1980. Seinen Siegerländern Kunst-Kolleginnen und Kollegen fühlte er sich eng verbunden, so übernahm er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler (ASK). Der Lippische Künstlerbund (LKB) nennt ihn einen der produktivsten und wegweisenden Künstler in seinen Reihen.

Der Künstler-Kollegin Ruth Fay widmete sich Dr. Ingrid Leopold in ihrem Eröffnungsreferat. Die letzten Jahre vor ihrem Tod am 3. Juli 2008 hatte Ruth Fay im Siegener Fliednerheim verbracht, wo bis heute ihre Kunstwerke aufgehoben werden.

Sie war geborene Siegenerin und erblickte am 5. Februar 1923 das Licht der Welt. Die ersten beruflichen Schritte führen in die Siegener Stadtverwaltung, dem Drang zum Künstlerischen folgend, besuchte die damals 25-jährige von 1948 an die Siegener Malfachschule. Direkt im Anschluss, ab 1951, setzte sie ihre Ausbildung an den Kölner Werkkunstschulen fort. Sie studierte bei Prof. Joseph Jäkel, Dozent für Metall-Bildhauerei.

Ihr erstes Atelier richtete sie im Hause ihrer Eltern am Siegener Rosterberg ein, in den 1970er Jahren verlegte sie es in die Marburger Pforte des Oberen Schlosses. Skulpturen, Bilder und textile Kunst sind nun die Schwerpunkte des gestalterischen Schaffens von Ruth Fay. Zu einer ihrer ersten Entwürfe zählt die Statue „Der Walzwerker“ bzw. „Der Jungarbeiter“. Zunächst 1951 als Gips-Modell gefertigt, entsteht ein 40 Zentimeter hoher Eisenguss und 1957 in der Glockengießerei Rincker ein 2,40 Meter hoher und 600 Kg schwerer Bronzeguss. Das Standbild hat bis heute seinen Platz im Siegener Berufskolleg Technik.

Demgegenüber entstehen andererseits abstrakte großformatige Wandteppiche, die als repräsentative Kunst in öffentlichen Gebäuden Verwendung finden.

Für die Stadt Freudenberg entwirft Ruth Fay 1962 ein Mahnmal für die Opfer der Kriege, 1967 erhält sie den Auftrag für ein solches Denkmal in Kaan-Marienborn. Für den öffentlichen Raum in Freudenberg gestaltete Ruth Fay das Bären-Standbild vor der im Mai 1964 eingeweihten Niederndorfer Volksschule und sie gewann mit der Kupferplastik „Schwingungen“ den Wettbewerb für ein Kunstwerk im Atrium des Schulzentrums Eicher-Seite vor Aula und Sporthalle.

Als Lehrerin begleitet sie Generationen auf ihrem Weg zur Verbindung von handwerklichem und künstlerischem Können. Sie unterrichtete von 1960 bis 1970 an der Siegener Volkshochschule, von 1975 bis 1984 leitete sie als Dozentin Kurse in „Plastischem Gestalten“ an der Berufsschule für Technik.

Sie vermute, so Dr. Ingrid Leopold, dass bei vielen Gästen bei der Betrachtung der Kunstwerke die Erinnerung an die Ausbildungszeiten bei Ruth Fay wach werden.

„Bisher haben sich die Ausstellungen, die den bekannten Siegerländer Künstlern gewidmet waren, eines großen Publikums-Zuspruchs erfreut. Gerade jetzt über die Advents- und Weihnachtszeit hinweg gibt es damit einen guten Grund, wieder einmal in den Alten Flecken zu einem Museumsbesuch zu kommen,“ wünschen sich Dr. Ingrid Leopold und Dieter Siebel.

Mit dem Charles Baudelaire Zitat „Lang ist die Kunst, flüchtig das Leben“ hatten Angehörige die Todesnachricht von Ruth Fay überschrieben. Die Freudenberger Ausstellung gibt nun Gelegenheit, Werke der beiden Künstlerpersönlichkeiten in kompakter Form ins Gedächtnis zurückzurufen und sich von der in der Tat langen mentalen Wirkung ihrer visuellen Ausdrucksformen in aller Ruhe neu zu überzeugen.

Im Museum gilt die 2-G-Corona-Regelung (Geimpft/Genesen) Das Haus ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Absprache möglich.

Corona: Jetzt 2-G-Reglung für 4Fachwerk-Museumsbesuch

Die aktuelle Pandemie-Situation mit einer bundesweit hohen Steigerungsrate von Covid-Erkrankungen und dramatisch angestiegenen Inzidenzwerten machen folgende Neuerung notwendig:

Um für Gäste und Aktive während der Corona-Pandemie den Aufenthalt so sicher wie möglich zu gestalten, gilt für den Besuch im 4Fachwerk-Mittendrin-Museum ab sofort die 2-G-Regelung.

Museumsbesucherinnen und -besucher müssen also geimpft oder genesen sein. Experten sehen darin eine entscheidende Option im Kampf gegen den Virus und seine Folgen. Auch für die 18 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gilt bereits die 2-G-Regelung, der sich der Museumsverein jetzt hier vor Ort anschließt.

Einzuhalten sind nach wie vor die üblichen Hygiene-Regeln wie 1,5 Meter Abstand und die Verpflichtung, einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Freudenberger 4Fachwerk-Kalender hält mit historischen Aufnahmen Erinnerungen wach

Freudenberg: Fachwerk, der Alte Flecken, historische Straßenszenen, damals und heute gegenübergestellt. Das sind die Leitmotive für den neuen 4Fachwerk-Kalender.

Zwölf großformatige Aufnahmen bestimmen den wertvollen Fotokalender, den der

Museumsverein für das Jahr 2022 wieder aufgelegt hat. „Er eignet sich gut als Geschenk an liebe Mitmenschen – oder auch für sich selbst,“ so Vorsitzender Dieter Siebel. Der Arbeitskreis Stadtgeschichte suchte Bilder aus, zu denen Christian Berner das aktuelle Gegenstück fotografierte.

Von jedem Kalender komme ein kleiner Betrag dem Erhalt und der Weiterentwicklung des ehrenamtlich geführten Museums zugute. „Jeder Kauf bedeutet also zugleich Unterstützung des Ehrenamtes.“

Der Bildkalender ist ab sofort für 15 Euro erhältlich:

4Fachwerk-Mittendrin-Museum, Mittelstraße 4-6
Tourist-Information, KulTourBackes, Kölner Straße 1
Stadtbücherei, KulTourBackes, Kölner Straße 1
Buchhandlung Filousophie, Bahnhofstraße 20
Holzwirtschaft, Marktstraße 15
Liebenswertes, Oranienstraße 20
Sowohnich, Kölner Straße 6
Galerie Neu & Alt, Olper Straße 1
Atelier Siebel, Kuhlenbergstraße 10

Jevgenij Kulikov: „Meine Kunst ist meine Sprache“

Ausstellung „Mein Universum“ des ukrainischen Künstlers im 4Fachwerk-Museum eröffnet

Wir sind sehr stolz, dass sie bei uns sind,“ begrüßte 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel den in der Ukraine geborenen Künstler Kulikov, der heute im AK-Nachbarkreis in Freusburg lebt und arbeitet. Ihn beschrieb Kuratorin Dr. Ingrid Leopold als „wissensdurstigen, fantasievollen Menschen, als Künstler und Philosophen“. Sie zeichnete dessen Lebensweg nach, von seiner Jugend und seiner künstlerisch-akademischen Ausbildung an der Kiewer Akademie der bildenden Künste und Architektur. 1981 schuf er eine etwa elf Meter große Prometheus-Skulptur am Gebäude der Technischen Universität in Ukraines Hauptstadt. Diese symbolische Darstellung des „Vorausschauenden“ für Wissenschaften und technischen Fortschritt sei besonders eindrucksvoll gelungen, so Ingrid Leopold. Dem folgte dann 1983 die Restauration des Kiewer Marienpalasts, der heutigen Residenz des Ukraine-Staatspräsidenten. Für seine Mitwirkung daran erhielt Kulikov den Taras-Schewtschenko-Preis, die höchste Auszeichnung der Ukraine für Kunst und Kultur. 1990 wurde er zum Professor berufen.

Vielfältige Ausdrucksformen entdeckte Jevgenij Kulikov für sich, die auch in der Freudenberger Ausstellung ihren Widerhall finden. Es sind Gemälde und Skulpturen, Fotografien und Informationsmaterial von großen Restaurationsarbeiten oder Bühnenbildern. Dr. Ingrid Leopold unternahm in ihrer Einführung eine „Wegbeschreibung“ durch die Ausstellung, um die verschiedenen Facetten der retrospektiven Ausstellung aufzuzeigen: „Es sind Kunst-Entwicklungen über fünf Jahrzehnte, die im freien Schaffen den Mensch in den Mittelpunkt stellen und sich mit Fragen an das Leben beschäftigen.“ Ihr Urteil: Eine außergewöhnliche Ausstellung, die Begeisterung und Bewunderung auslöse.

Kulikov kam 1993 nach Deutschland, 2003 zog er nach Freusburg, wo er heute mit seiner Familie lebt und ein großes Atelier unterhält. In diesem Mai feierte er seinen 75. Geburtstag. Der Künstler dankte allen, die diese Werkschau ermöglicht haben: „Das Konzept der Ausstellung ist der philosophisch-allegorische Versuch der Welt mit Mitteln der Kunst Sinnhaftigkeit zu verleihen.“ Sein Fazit: „Meine Kunst ist meine Sprache.“ Das Angebot zum Dialog über die Werke nahmen die Gäste gerne an, die sich sehr beeindruckt zeigten.

In Freudenberg ist übrigens seine Bronze-Skulptur „Balance“ vor dem KulTourBackes am Marktplatz zu sehen. „Er ist im Flecken also kein Unbekannter,“ so Dieter Siebel.

Die Ausstellung im 4Fachwerk-Mittendrin-Museum ist bis zum 14. November 2021 zu sehen. Der Eintritt beträgt drei Euro. Sonderführungen sind nach Absprache möglich.

Museum mit umfangreichen Zukunftsplanungen

4FACHWERK-Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen

Auch eine Corona-Folge: Die Jahreshauptversammlung mit Rückblick auf zwei Jahre (2019 und 2020). 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel und seine Stellvertreterin Dr. Ingrid Leopold hatten den Vereinsmitgliedern im Ratshaus-Saal somit eine Menge zu berichten. Die Rückschau war Pandemie-geprägt. Von Mitte März bis Mitte Mai 2020 und von November 2020 bis Juni 2021 war das Museum entsprechend den Schutzverordnungen geschlossen. 2019 standen sieben Sonderausstellungen auf dem Programm, zu ihnen gehörte die geschichtliche Thematik „550 Jahre Asdorfer Weiher“. Ein Jahr später gingen nur noch zwei Ausstellungen planmäßig über die Bühne. Die große Worpswede-Präsentation „Alles mit Links“ war nur eingeschränkt in Etappen zu sehen, ebenso die Werkschau von F. Berndkaster. Lediglich eine „Lechtdonn“ konnte angeboten werden, mit der Dieter Siebel erzählender Weise Einblicke in die Geschehnisse im Alten Flecken gibt.

Wenn schon keine Gäste kommen konnten, so waren doch Handwerker im Museum aktiv. Das Treppenhaus wie die Fenster der Außenfassade konnten renoviert werden.

Und die Planungen für eine Umgestaltung der Uhrenausstellung im Dachgeschoss sowie gemeinsame Überlegungen mit dem LWL-Museumsamt für die Neukonzeption der „Stadtgeschichte“ wurden weiter vorangetrieben. Aktuelle Informationen über Programm und Angebote werden zudem über die Schaufensteranlage im Haus Oranienstraße 23 transportiert. „Für uns ist es zusätzliche Werbung und wir haben etwas gegen Leerstand in der Altstadt getan,“ so Ingrid Leopold.

In diesem Jahr wird 4Fachwerk noch zwei künstlerische Höhepunkte bieten. Ab 2. Oktober stellt sich unter dem Titel „Mein Universum“ der aus der Ukraine stammende und in Freusburg lebende Künstler Jevgenij Kulikov vor. Das Finale wird die Erinnerung an zwei Siegerländer Künstlerpersönlichkeiten bilden: Ab 20. November werden dann Werke von Theo Meier-Lippe und Ruth Fay im Freudenberger Museum zu sehen sein.

Alles in allem: Der Museumsverein 4Fachwerk Freudenberg e.V. hat sich noch viel vorgenommen und deshalb sollte auch die Zahl der Beisitzer im Vorstand von Vier auf Sechs erhöht werden. Eine Satzungsänderung, die einstimmig angenommen wurde. Ulrike David und Martin Quandel, zogen neu in den Vorstand ein, die weiteren Beisitzer sind Gero Gieseler, Marie-Luise Uhr, Christian Berner und Ulrich Tiede. Einstimmig wählten die 4Fachwerker ihren Vorsitzenden Dieter Siebel und seine erste Stellvertreterin Dr. Ingrid Leopold wieder. Neuer Vize-Vorsitzender ist darüber hinaus nun Klaus Siebel-Späth. Das einstimmige Votum „Wiederwahl“ galt ebenso für Schatzmeister Eckhard Günther und Schriftführer Bernd Brandemann. Kassenprüfer Gottfried Theis übernahm die Leitung der Wahlgänge. Für das künftige Prüfgeschäft wählten die Mitglieder Kasimir Zembala und Marli Bartling.

Für 2022 ist das Ausstellungsjahr bereits mit sechs Präsentationen vorgeplant und die Corona-Auszeit des Arbeitskreises „Stadt- und Baugeschichte“ soll nun beendet werden. „Alle Etagen werden in Kürze mit Luftfiltern ausgestattet sein,“ kündigt Klaus Siebel-Späth an, in dessen Ressort die „Haustechnik“ fällt.

Dieter Siebel dankte allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die dem Museum ihre Zeit und ihr Wissen schenken. Großes Lob galt dem Service- und Kassenbereich: „Der sorgt für die gute Atmosphäre im Haus“.

„Mein Universum“

4FACHWERK-Museum stellt den ukrainischen Künstler Jevgenij Kulikov vor

Jevgenij Kulikovs Anspruch klingt wie ein Widerspruch: Dynamisch aktive Bewegung im Stillstand darstellen. Bei seiner Bronzefigur „Balance“, die seit September 2019 den Eingangsbereich der Freudenberger Altstadt schmückt, ist dies dem 1946 in Kiew geborenen Künstlers genial gelungen.

Die Skulpturen des Bildhauers strahlen in der Tat Emotionen aus, wecken Empfindungen. Seine Werke tragen die Bezeichnung Licht, Morgen, Nacht, Aufwachen, Geist, Sohn, Familie oder Leidenschaft. Und sie strahlen treffsicher eine visuelle lebendige Wahrnehmung aus, die überall verstanden wird. Ruhe, behütete Zuneigung oder energiegeladenes Erwachen, seine Schöpferkraft weiß präzise diese Situation so zu formen, so dass damit eine eindeutige visuelle Botschaft verbunden ist. Hohe Kunst, die auf wirklichem Können und akribischer Handfertigkeit aufbaut.

Jevgenij Kulikovs Anspruch klingt wie ein Widerspruch: Dynamisch aktive Bewegung im Stillstand darstellen. Bei seiner Bronzefigur „Balance“, die seit September 2019 den Eingangsbereich der Freudenberger Altstadt schmückt, ist dies dem 1946 in Kiew geborenen Künstlers genial gelungen.

Kein Wunder. Jevgenij Kulikov genoss eine klassische Ausbildung und seine vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten ließen seine Leistungsfähigkeit und Qualität beständig wachsen. Nach dem Besuch der Kunstschule (1958-1964) absolviert er sein Studium an der Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur in Kiew (1964-1970). Bekannt wird er durch Monumental-Plastiken an öffentlichen Gebäuden in seiner Geburtsstadt. 1981 entsteht eine elf Meter umfassende Prometheus- Skulptur für die Nationale Technische Universität, 1990 wird der hochtalentierte Bildhauer zum Professor ernannt, er kann seine Werke international auf Ausstellungen präsentieren.

Er arbeitet zudem als Bühnenbildner, entwirft Kostüme für Theateraufführungen, kreiert Lichtinstallationen. Eine innige Liebe zum Theater ist unverkennbar: Seine erste Bühnenarbeit am Nationaltheater Prag wird 1997/98 als die beste in Tschechien ausgezeichnet. Er erhält den Kritikerpreis für die beste Inszenierung auf dem Festival „Moskauer Frühling 89“, ebenso den Hauptpreis des internationalen Festivals in Washington „Deaf way“.

1995 zählt Kulikov zu den Mitbegründern des „Theaters der Poesie“ in Kiew, ein Projekt, das durch Verbot wegen des großen Interesses in der Bevölkerung schließlich endet.

Der eigentlich vorgezeichnete Erfolgsweg wird ausgebremst. Zunehmend empfindet er sein Land „als großes Gefängnis“. „Nach dem Zerfall der früheren UdSSR wurde dort alles andere gebraucht, nur nicht die Kunst“, äußert er sich in einem Interview. Und wenn doch, so habe ihm die künstlerische Freiheit gefehlt. „Ich will nicht die Ideen von Politikern verwirklichen, sondern meine,“ so sein eindeutiges Votum. „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu,“ formulierte Wolf Biermann in ähnlicher Situation.

Den hochangesehenen und begabten Künstler Kulikov führt sein Weg 1993 nach Deutschland. Hier arbeitet er wieder als Bildhauer und Restaurator. Die Restauration und Wiederherstellung des Skulpturenkomplex im Mausoleum der Grafen von Wied-Runkel in Dierdorf zählt dabei zu einer seiner wichtigen Aufgaben.

Bei seinem Aufenthalt im Westerwald lernte er seine Ehefrau Irina kennen. Der erste Wohnort für Beide war Unnau bei Bad Marienberg. Seit 2003 ist die Familie mit Töchtern in Freusburg beheimatet.

1995 schuf er eine Büste von Ernst Jünger (1895-1998) zum einhundertstem Geburtstag des Schriftstellers. Ein Bronze-Abguss davon ist im Jünger-Haus in Wilflingen (Landkreis Biberach, Oberschwaben) ausgestellt.

Zunehmend bringt der Künstler seine Gedanken als Maler zum Ausdruck. Seine wirkungsvollen Bilder entstehen zumeist mit Ölfarben auf Leinwand. Sie werden nun im Freudenberger 4Fachwerk-Mittendrin-Museum präsentiert. Aber auch Beispiele aus seinem Schaffen als Bildhauer oder Bühnenbildner werden gezeigt.

Und wenn ukrainische Gäste nach Freudenberg kommen, werden sie sich beim Anblick der Stadtfahnen womöglich sehr geehrt fühlen. Denn zufällig sind die traditionellen Stadtfarben Blau/Gelb identisch mit den Nationalfarben der Ukraine. Nach populärer ukrainischer Lesart handele es sich um die symbolische Darstellung der „Kornkammer Europas“, das kräftige Gelb symbolisiere reife Kornfelder, das Blau den Himmel darüber. Tatsächlich liegen die Ursprünge der ukrainischen Nationalfarben im mittelalterlichen Fürstentum Galizien-Wolhynien, dessen Wappen ein goldener Löwe auf blauem Feld darstellte. Die Siegerländer Farben blau/gelb gehen auf das Stammwappen des Fürstentums Nassau-Siegen zurück. Dort heißt es: „In Blau ein goldener Löwe“.

Die Ukraine erlangte 1991 ihre Unabhängigkeit, als sie sich aus dem zerfallenden Staatenbund der Sowjetunion löste. Seit 1992 verwendet sie wieder die Flagge in der heutigen Form. Sie bedeutet also geschichtliche Kontinuität wie Ausdruck des Wandels.

Ukraine und Deutschland verbindet Kunst: In diesem Sommer dirigierte mit der Ukrainerin Oksana Lyniv zum ersten Mal in der 145-jährigen Geschichte der Bayreuther Wagner-Festspiele eine Frau die Premieren-Aufführung. Sie stammt aus Brody in der Westukraine, wie auch der Schriftsteller Joseph Roth.

Im Bereich des Sports gehört der Ex-Profiboxer Vitali Klitschko zu den in Deutschland bekannten Gesichtern. Der frühere Wahl-Hamburger amtiert seit 2014 als Bürgermeister der Drei-Millionen-Stadt Kiew, der Metropole des Landes.

Katastrophen und Konflikte belasten die Ukraine. Der 1986 erfolgte Reaktorunfall von Tschernobyl hatte erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung.

Russland annektierte 2014 die Krim-Halbinsel, in der Ost-Ukraine in den Gebieten Donezk und Luhansk stehen sich pro-russische Separatisten und ukrainische Regierungstruppen gegenüber. Aktuell befürchtet die Ukraine Nachteile durch das Gas-Pipeline-Projekt Nord Stream 2, wenn es damit die eigene Funktion als Gas-Transitland mit entsprechenden Einnahmen verlieren sollte. Gewünscht wird in der Ukraine von Deutschland mehr Unterstützung für seine Verteidigungsaufgaben.

Eine rege Reise-Diplomatie kennzeichnen die letzten Monate in den Beziehungen zwischen beiden Ländern. Bundeskanzlerin Merkel unterstreicht bei ihrem Besuch am 22. August ausdrücklich „die freundschaftliche Verbundenheit“. Sie ehrte in einer Kapelle die 2014 am Kiewer Maidan (Platz der Unabhängigkeit) getöteten proeuropäischen Demonstranten. Hier hatten im November 2013 die zunächst stillen Proteste gegen die fehlende europäische Perspektive der damaligen Regierung begonnen. Präsident Selenskyj trifft Angela Merkel im prachtvollen barocken Marienpalast, an dessen Restauration Jevgenij Kulikov so erfolgreich beteiligt war und wofür er 1983 mit dem renommierten Schwetschenko-Preis ausgezeichnet wurde.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj absolvierte im Juli 2021 einen offiziellen Deutschland-Besuch. „Die Ukraine ist ein wichtiger Partner in unserer unmittelbaren europäischen Nachbarschaft. Wir schätzen die klare Ausrichtung nach Europa und haben ein hohes Interesse an geopolitischer Stabilität, Souveränität und Modernisierung in der Ukraine. Deshalb unterstützen wir die Reformanstrengungen der Ukraine.,“ äußerte sich dabei der NRW-Ministerpräsident. In dem Gespräch zwischen Laschet und Präsident Selenskyj ging es um Möglichkeiten, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und der Ukraine zu vertiefen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing im April den Ministerpräsidenten der Ukraine, Dr. Denys Shmyhal, zum Gespräch und traf am 8. August mit Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj zusammen.

Die Ukraine ist nach Russland der größte Staat Europas. Am 7. Februar 2019 verankerte dessen Parlament mit einer Mehrheit von 334 der 450 Abgeordneten in der Verfassung eine „strategische Orientierung der Ukraine zum vollständigen Beitritt zur EU und der NATO“.

Das Schicksal seines Geburtslandes beeinflusste maßgeblich Biografie und Lebenslinie von Jevgenij Kulikov, der am 25. Mai 1946 in Kiew das Licht der Welt erblickte. Die Ereignisse seines Lebensweges und das daraus resultierende Denken und Handeln sowie sein facettenreiches künstlerisches Wirken summieren sich zu seinem „Universum“. An dieser Gesamtheit von Raum, Zeit, Materie und Energie lässt er die Besucher der Ausstellung zu seinem 75. Geburtstag nun teilhaben, die folgerichtig den Titel „Mein Universum“ trägt. Zwar stehen generell Kunstliebhabern die Türen in seinem Freusburger Burgatelier offen, die Freudenberger Ausstellung bietet nun jedoch konzentriert und umfassend einen Einblick in sein Lebenswerk.

Kulikov: „Das Konzept der Ausstellung ist der philosophisch-allegorische Versuch der Welt Sinnhaftigkeit zu verleihen, mit Mitteln der Malerei, der Bildhauerei und ebenso mit denen des Theaters.“ Die Gäste dürfen sich also auf eine vielfältige Werkschau freuen. Ein Gemälde trägt passend die Bezeichnung „Mein Universum“, andere „Geburt des Phönix“, „Das Oratorium der Zeit“ oder „Altar der Unsterblichkeit“. 

Das Museum zeigt die Ausstellung in der Zeit vom 2. Oktober bis zum 14. November 2021. Es ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Absprache möglich.