Klezmer-Konzert – ein musikalisch-bewegendes Konzert

Am Schluss erklatschen sich die vielen Konzertbesucher zwei Zugaben. Das siebenköpfige Klezmer-Chai-Ensemble hatte zuvor einen begeisternden Einblick in die facettenreiche traditionelle jüdische Musik gegeben, die sich immer wieder weiterentwickelte.  Die Profi-Musikerinnen und Musiker absolvierten gekonnt alle Darbietungen ohne Noten: „Das gibt uns eine unendliche Freiheit,“ erläuterte Birgit Heydel, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester, Prof. Marion Heydel, den Violinen-Part übernimmt. Mit ihnen musizierten Silke Wiesmann und Petra Hartmann (Klarinette), Markus Grau und Claus Schmidt (Gitarre) sowie Andreas Kneip (Kontrabass).

Klezmer-Musik ist von Emotionen geprägt: Fröhliche Melodien beinhalten melancholischen Momente, traurige Klänge durchaus zuversichtliche Weisen. Die ganze Bandbreite menschlicher Stimmungen gaben die Arrangements wider: überschäumende Fröhlichkeit bis hin zum stillen Wiegenlied, im Ghetto angesichts von Not und Schrecken komponiert.

Die evangelische Kirche erwies sich wieder einmal als hervorragender Klangraum, in dem großartige Virtuosität der Musiker voll zur Geltung kommen konnte, sowohl die kraftvollen wie die schlichten, anrührenden Parts. Hier hatte zunächst Dr. Ingrid Leopold, die Vize-Vorsitzende des 4Fachwerk-Museumsvereins, die Gäste begrüßt und den Zusammenhang mit der gegenwärtigen Ausstellung „Der Maler und die Ärztin“ erläutert. Die Ehefrau des aus dem Siegerland stammenden Künstlers Carl Jung-Dörfler (1879-1927) war eine der ersten Frauen in Deutschland, die Medizin studieren konnte. Die jüdische Ärztin Hedwig Danielewicz, 1880 in Berlin geboren, wurde zunehmend  Opfer der Rassendiskriminierung, 1941 nach Minsk deportiert und ist hier im Ghetto umgekommen.

Ingrid Leopold dankte am Schluss den Musikern für den ganz besonderen Hörgenuss, ebenso Pastor Thomas Ijewski dafür, dass das Konzert in der Kirche stattfinden konnte. Lang anhaltender Beifall belobte die Musiker mit ihren Instrumental- und Gesangdarbietungen, wozu sich die Besucher von ihren Plätzen erhoben hatten, um ihre große Hochachtung für die Leistung des Ensembles auszudrücken.

Die Ausstellung im 4Fachwerk-Mittendrin-Museum ist dort noch bis zum 14. Januar zu sehen.