MUT ZU KULTUR NACH CORONA-STOP

Beeindruckt von der Werkschau des Künstlers Heini Linkshänder zeigte sich Wolfgang Suttner: „Eine Ausstellung, die wirklich zu empfehlen ist.“

Suttner, Sprecher des Deutschen Kunstrates in Berlin, besuchte ausdrücklich eines der ganz kleinen Museen, das Kunstforum im Freudenberger 4Fachwerk-Museum. Dieses präsentiert derzeit den Worpsweder Maler, Bildhauer und Aktionskünstler Heini Linkshänder (1938-2012). Anliegen des Kulturrates in der Bundeshauptstadt ist es aktuell, dass Kunst nach Überwindung der Pandemie weiterexistieren kann. Denn auch hier, bei Künstlern wie den Orten der Kunst sorgte COVID-19 für einen tiefen Einschnitt.

 „Wir sind sehr froh,“ so Suttner, „dass mit entsprechenden Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen jetzt Museen und Galerien schon wieder öffnen können.“ Das alles sei eine anspruchsvolle Aufgabe und deshalb gelte es auch den kleineren Häusern Mut zu machen.

4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel hatte Wolfgang Suttner begrüßt und ihm die Exponate vorgestellt.  „Ich finde es sehr aufschlussreich, wie Linkshänder die Gegenwartskunst und ihre Setzungen aufgenommen hat,“ so Suttner. Es gehe deutlich über ein Nachempfinden hinaus, Ansätze von Josef Beuys seien unverkennbar. Auch scheinbar gegenstandslose Darstellungen enthielten eine hohe Symbolkraft.

Der Kunst von Joseph Beuys fühlt sich Wolfgang Suttner eng verbunden, dem er bei der „documenta 6“ 1977 in Kassel assistierte. Beeindruckt ist er von dessen Klarheit, immer für seine Werk eine innere Haltung sowie eine Philosophie zu verfolgen und themenzentriert zu arbeiten.

Ländliche Räume sind für Suttner „Laboratorien“: „Eigentlich wenig sichtbar verbergen sich hier unglaubliche kulturelle Potentiale.“ Diese Faszination für Kunst und ihre oft jungen Akteure müsse vermittelt werden. Es gelte Angebote zu machen, um Leute zum Staunen zu bringen. Aber, auch dies gibt er als seine Erfahrung weiter, Kunst und Kultur könne nicht ausschließlich vom Ehrenamt getragen werden: „Kultur auf Dauer und nachhaltig sichtbar zu machen, bedarf einer wirklichen Organisation.“

Für den Moment sei es absolut wichtig, dass viele Bürgerinnen und Bürger endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben könnten. Dass gerade Ehrenamtler dazu wesentlich beitrügen, sei hoch anerkennenswert.

Heini Linkshänder zählt zu den bekannten Worpsweder Gegenwartskünstlern. Die Familien-Tradition in der bekannten Künstlerkolonie nahe Bremen setzt sein Sohn, der renommierte Fotokünstler Jürgen Strasser fort, der dort u. a. die RAW PHOTO TRIENNALE WORPSWEDE leitet.

Im Jahr 1983 führte ein Stipendium Linkshänder zum ersten Mal nach Worpswede. Schon ein Jahr später wählte er das Künstlerdorf zu seinem Lebensmittelpunkt, lebte, dachte und arbeitete hier bis zu seinem Tod 2012. Sein Bekenntnis „Ich habe meinen rechten Arm durch das Denken verlängert“ (1989 zielt auf dessen Lebensschicksal. Heinrich Strasser hatte 1960 durch einen Arbeitsunfall seinen rechten Arm verloren. Dieser dramatische Einschnitt führte zu einem Neuanfang: Als Heini Linkshänder widmete er sich letztendlich völlig der Kunst. Künstlerische Wegbereiter Linkshänders waren Fritz Wotruba (1907-1975, Wien und Salzburg), der als der bedeutendste österreichische Bildhauer des 20. Jahrhunderts gilt, der Maler und Grafiker Alfons Ortner (1907-1992) in Linz, der Bildhauer Heinrich Kirchner (1902-1984) in München oder auch Joseph Beuys (1921-1986) von der Kunstakademie in Düsseldorf.

Die Ausstellung „Alles mit links – Werke von Heini Linkshänder“ ist noch bis zum 16. August 2020 in Freudenberg zu sehen.

Deutscher Kunstrat (www.deutscher-kunstrat.de)

4Fachwerk-Museum, Mittelstraße 4-6, 57258 Freudenberg, mitten im „Alten Flecken“, Vorsitzender Dieter Siebel, dieter.siebel(at)web.de (www.4fachwerk.de).