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Kunstgenuss im Alten Flecken

4Fachwerk lädt zu Sonderführungen „zwischen den Jahren“ ein

 „Zwischen den Jahren“ – für viele Menschen eine besondere Zeit: Die Tage nach Weihnachten bis zum Jahreswechsel beschreiben einen festlich-entspannten Zeitabschnitt, der sich so gut zum Treffen im Familien- und Freundeskreis wie zu gemeinsamen Unternehmungen eignet.

Ein Ziel für solche Aktivitäten könnte das Freudenberger 4Fachwerk-Museum sein. Für Mittwoch, den 28. Dezember 2022, 15:00 Uhr, wird zu einer zusätzlichen Führung durch die aktuelle Achenbach-Ausstellung eingeladen. Dr. Ingrid Leopold, die die Präsentation der Werke des Siegerländer Künstler-Ehepaars Hans und Hanna Achenbach zusammengestellt hat, wird über das Leben und die das künstlerische Schaffen der beiden berichten. Den ehrenamtlichen Freudenberger Museums-Aktiven ist es gelungen, eine sehr umfangreiche Auswahl von Achenbach-Malereien und -Monotypien zusammenzustellen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir sowohl von der Familie wie von Sammlern in so großer Zahl Leihgaben bekommen konnten,“ so Dr. Ingrid Leopold. Das schaffe eine wirkliche Sicht über die Bandbreite deren gestalterischen Wirkens. Die Ausstellung wird ansonsten noch bis zum 22. Januar 2022 gezeigt.  

Übrigens lassen sich nicht nur im Museum selbst Kunstwerke betrachten. Bis zum Heilig-Abend-Tag sind im Alten Flecken dann alle 24 Türen bzw. Fenster mit adventlichen Motiven geöffnet, so dass sich die gesamte Altstadt zum weihnachtlich-stimmungsvollen Kunst-Rundgang eignet. Dieter Siebel, der vor 20 Jahren diese Art eines begehbaren Adventskalenders in Freudenberg erfand, wird am Dienstag, 27. Dezember 2022, ab 16:00 Uhr, hierzu eine Führung anbieten und die Werke der 22 daran beteiligten Künstlerinnen und Künstler vorstellen. Treffpunkt hierfür ist das 4Fachwerk-Museum in der Mittelstraße 4-6.
„Wir freuen uns, wenn der Alte Flecken mit seiner besonderen Atmosphäre gerade in dieser Phase zwischen altem und neuem Jahr Raum und Zeit geben kann, Hektik beiseite zuschieben, um Kunst zu genießen,“ so die 4Fachwerker.

Adventliche Sonderführungen durch Achenbach-Ausstellung

„Der Museumsbesuch kann ein wundervoller Einstieg in die Vorweihnachtszeit sein“, zeigt sich Dr. Ingrid Leopold vom 4Fachwerk-Museumsverein überzeugt und freut sich auf den „Freudenberger Advent“. Am 1. Adventswochenende verwandelt sich der Alte Flecken wieder zu einem stimmungsvollen Treffpunkt. Und mittendrin bietet aus diesem Anlass das 4Fachwerk-Museum zwei Sonderführungen durch die Hans-und-Hanna-Achenbach-Ausstellung an.

Am Samstag, 26. November, wird Ulrike David den Gästen Leben und Wirken des bekannten Siegerländer Künstler-Ehepaars nahebringen, am Sonntag, 27. November, übernimmt diese Aufgabe Dr. Ingrid Leopold. Beide Veranstaltungen beginnen jeweils um 15:00 Uhr, der Eintritt beträgt drei Euro.

Vom bisherigen Zuspruch zu ihrer aktuellen Ausstellung zeigen sich die Museums-Aktiven sehr angetan. Traditionell wird die letzte Ausstellung eines Jahres Siegerländer Künstlern gewidmet. Entstanden ist diesmal eine einzigartige Präsentation mit Werken von Hans Achenbach ((1891-1972) und seiner Frau Hanna (1892-1982). Beide galten in ihrer Zeit als ganz bedeutende Künstlerpersönlichkeiten der Region. Ihr gestalterisches Erbe beinhaltet auch Werke, die der Winter- und Weihnachtszeit zuzuordnen sind. Zu den christlichen Motiven, denen sich seine Großeltern widmeten, sagte ihr Enkel Dr. Martin Grotepaß: „Die christliche Ethik war ihnen sehr wichtig, über das Zerwürfnis zwischen Katholiken und Protestanten haben sie sich jedoch sehr geärgert.“

Die Ausstellung wird noch bis zum 22. Januar 2023 gezeigt.

Märchenhaft, ursprünglich, den Menschen und der Natur nahe

4Fachwerk-Museum zeigt das künstlerische Erbe von Hans und Hanna Achenbach

Schon einmal schmückten Werke von Hans und Hanna Achenbach das 4Fachwerk-Museum in Freudenberg. 2014 begann der damals frisch gegründete Museumsverein mit seiner Ausstellung „Alte Meister“ eine bis heute fortgeführte Tradition: „Einmal im Jahr wollen wir verstorbenen Siegerländer Künstlerinnen und Künstlern Raum geben, die mit ihrem Wirken künstlerische Ausdrucksformen und -Ausbildung in unserer Region einst maßgeblich bestimmt haben,“ erklärt Dr. Ingrid Leopold, die auch wieder als Kuratorin der aktuell bevorstehenden Ausstellung wirkt.

War es 2014 noch Teil einer Übersicht, stehen 2022 Hans Achenbach (1891-1972) und Hanna Achenbach (1892-1982) allein auf dem Programm des ehrenamtlich geführten Museums mitten im Alten Flecken. „Wir sind sehr dankbar, dass wir eine solche Fülle von Arbeiten des Künstler-Ehepaars zeigen können,“ freut sich 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel. Das Museum sei so in der Lage, tatsächlich eine umfassende Palette ihres Könnens zu zeigen.

Ihren gemeinsamen Siegerländer Lebensweg begannen Hans und Hanna Achenbach in (Netphen-) Obernau. Ein wohl gesuchter und gefundener Sehnsuchtsort: „Ich liebe die stille Schönheit Deiner Heimat und ich würde gerne auf einem Dorf und in bäuerlicher Umgebung leben,“ zitiert in einem Bericht Erika Falkson aus einem von Hanna Achenbach in Gleiwitz verfassten Brief an eine Siegener Freundin. „Den Reichtum des einfachen Lebens hat Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht,“ porträtiert Hans Löw ihren Ehemann 1953. Die Wahl der Umgebung, die Einsamkeit des Siegerländer Lebens, dürfte ein Wesensbekenntnis sein, heißt es bei ihm weiter.

Am 25. November 1920 hatten Hans Achenbach und Hanna Junemann in Düsseldorf-Eller geheiratet. Beide lernten sich während ihres dortigen Kunststudiums kennen.

Zwei Jahre leben die Achenbachs bescheiden von ihrer künstlerischen Tätigkeit in Obernau. 1923 und 1924 werden ihre beiden Töchter (Karin 1923, Renate 1924) geboren. Ihr Zuhause wird Siegen. Sie wohnen im elterlichen Haus von Hans Achenbach, 1938 konnten sie in ihr eigenes Eigenheim in der Winschenbach einziehen.

Beide üben zugleich einen Lehrberuf aus: Sie unterrichten „künstlerisches Weben“ an der Siegener Auschule. Von 1933 bis 1937 leitet Hans Achenbach den Fachbereich Weben an der Berufsschule für Mädchen in Siegen.

Hanna Achenbach (Maria Johanna Junemann) erblickt am 2. Dezember 1892 in Dortmund das Licht der Welt – als Tochter des Fabrikdirektors Johann Konrad Junemann und seiner Ehefrau Maria.

Als 22-jährige nimmt sie 1914 ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf auf, das bis 1919 andauert. Hier lernt sie ihren Mitstudenten Hans Achenbach kennen und lieben. Wilhelm Ludwig Hans Achenbach, so sein vollständiger Name, entstammt ebenfalls einer Fabrikantenfamilie.

Sein Vater Caspar Gustav Achenbach (1858-1915) war Mitbegründer des „Ohler Eisenwerks Achenbach, Kölsche & Co. Er hatte Emilie Berta Schneider (1865-1944) geheiratet, Hans, geboren am 3. März 1891, ist ihr zweiter Sohn.

Ihren Siegerländer Wurzeln folgend, ziehen die Eltern im Jahr 1900 nach Siegen. Nach dem Besuch des hiesigen Realgymnasiums studiert Hans Achenbach an der Königlich-Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, denen sich Ausbildungen an den Kunstgewerbeschulen Düsseldorf und Wuppertal anschließen. Im Jahr 1913 kehrt er zunächst nach Siegen zurück und begibt sich ein Jahr später nach München, um hier aktuelle Kunstentwicklungen mitzuerleben. Der I. Weltkrieg bestimmt dann Hans Achenbachs Biografie. Es heißt, er meldet sich 1915 freiwillig als Soldat und nimmt am Kriegsgeschehen bis 1918 teil. Nach seiner Heirat mit Hanna Junemann sind beide bald dem Siegerland fest verbunden.

Hans Achenbach engagiert sich früh beim 1922 gegründeten Arbeitskreis Siegerländer Künstler (ASK). Eine Zeitungsanzeige (SZ 09. 12. 1922) nennt Hans und Hanna Achenbach-Junemann als Ausstellende („Malerei und Graphik“) bei der „Weihnachtsausstellung des Siegerländer Kunstvereins“ in der „Gesellschaft Erholung“. In den Nachkriegsjahren sind beide dann über Jahrzehnte bei den ASK-Ausstellungen regelmäßig vertreten, Hans Achenbach bezeichnet die Presse als „Nestor der Siegerländer Künstlergemeinschaft“ (SZ 5. 12. 1972). „Er ist als Künstler konsequent seinen Weg gegangen,“ sagt sein Kollege Theo Meier-Lippe über ihn.

Die Betrachtung der Natur, von Landschaften und Tieren, das Beobachten des nahen Umfeldes der Menschen, ihre Arbeitsgewohnheiten im Jahresverlauf verbinden Hans und Hanna Achenbach, die jedoch zu jeweils ganz eigenständigen charakteristischen Ausdrucksformen finden.

Löw zitiert aus einem Brief Achenbachs aus dem Jahr 1947: „Für mich ist das Märchen die Urform aller Kunst.“ Märchen und Mythen hätten seinen Bildern die Signatur gegeben. „Achenbach bleibt immer im Märchenhaften, im Lebendigen, von der Phantasie Beflügeltem,“ unterstreicht die Siegener Zeitung (09. 10. 1954) dieses Merkmal. Seine Werke seien „klar und kindlich, aber nicht kindisch.“ Ähnlich „wie trauliche Volksmärchen, feinfühlig ausgearbeitet, lebendig“ werden seine Monatsblätter beschrieben (SZ 03. 11. 1952). Den Reichtum des einfachen Lebens habe Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht.

Hier zeigt sich die Seelenverwandtschaft des Künstlerehepaars. Denn: „Das einfache Leben in ihrem Umkreis regte sie zu vielen starken Bildern an,“ heißt es über Hanna Achenbach. „In ihren Portrait- und Genrebildern von Kindern und einfachen Menschen, Bäuerinnen und Marktfrauen, zeigt sie sich immer wieder als Heimatchronistin,“ schreibt Erika Falkson über sie weiter. Ihre Bilder seinen dem Leben „abgelauscht“, ein Ergebnis intensiver Beobachtung. Hanna Achenbachs Credo: „Ich möchte das (meine Bilder) für alle verständlich sind. Man soll spüren, dass mich die Menschen und das Leben intensiv beschäftigt haben.“

Apropos Heimatchronist: Das vielfältige Siegerländer Leben verewigt Hans Achenbach ebenso auf zahlreichen Kalenderblättern, die in den Ausgaben des „Siegerländer Heimatkalenders“ erschienen sind. In einer bemerkenswerten Artikelfolge haben Alfred Becker, Kirsten Schwarz und Cornelia Becker(-Bartscherer) die Zeichnungen inhaltlich zu- und künstlerisch eingeordnet (SIEGERLAND 2008, 2009) und damit eine wichtige Retrospektive auf sein Werk vorgenommen. „Sein vielfältiges Werk wurde bestimmt von Naturverbundenheit, Tierliebe und der Faszination guter Geschichten,“ so ein Fazit von Kirsten Schwarz (SIEGERLAND 86, 2009).

In Freudenberg wird eine umfängliche Werkschau die nachhaltige Erinnerung an das Ehepaar Achenbach ermöglichen, die Zeitzeugen bereits zu den „profiliertesten Vertreter der Siegerländer Künstlerschaft“ zählten (SZ 01. 12. 1962). Die Besucher werden Werke aus einer anderen Epoche vorfinden, die konzentriert auf das Wesentliche visuelle Informationen vermitteln, wie Emotionen zu wecken vermögen, die ausdrucksstark und charakteristisch spezifische Handschriften erkennen lassen. Auch nach Jahren haben sie von ihrer Wirkung nichts eingebüßt und zeigen bis heute, wie vielschichtig und tiefgründig gerade schlichte Darstellungsweisen sein können. Darin beweist sich die gestalterische Stärke von Hans und Hanna Achenbach, die ein großes künstlerisches Erbe hinterlassen haben, das wert ist, wieder einmal in den Mittelpunkt gerückt zu werden.

Frau Dr. Leopold machte die interessierten Besucherinnen und Besucher im Detail mit den ausgestellten Kunstwerken vertraut. Die umfangreiche Präsentation zeigt, dass Hans Achenbach sich in seinem schöpferischen Wirken mit fast allen Techniken der bildenden Kunst beschäftigte. Er war Maler, Zeichner und Grafiker – schuf Landschaften und Darstellungen aus der Arbeitswelt der Siegerländer, dem Hauberg und der Landwirtschaft, Tiere in expressionistisch beeinflusster Monotypietechnik – Bilder mit christlichen Motiven und Aussagen – Illustrationen zu Büchern (in einer Vitrine finden sich Zeichnungen zur Autobiografie von Jung Stilling: „Henrich Stillings Jugend“).

Hanna Achenbach Junemann war beständiger in ihrer Kunst. Ihre Bilder – vorwiegend in Öl –  sind Momentaufnahmen des Alltags. Sie war naturverbunden, liebte die Siegerländer Landschaft, – Blumen, – ihre Mitmenschen, und insbesondere die Kinder. Entsprechend suchte sie ihre Motive aus und fand bald begeisterte Abnehmer ihrer Kunst. Ihre Blumen – und Kinderbilder waren gefragt, sie sind zeitlos und finden selbst in der Moderne  noch Liebhaber und Liebhaberinnen.

Die gegenständliche Kunst aus der Vergangenheit, die wir Ihnen zeigen, wurde uns von Sammlern bereitwillig zur Präsentation zur Verfügung gestellt. Die meisten Bilder wurden uns von dem Enkel des Künstlerehepaares , Herrn Dr. Grotepaß , überlassen. Sie können zum Teil künstlich erworben werden. Zum Ende der Veranstaltung hat er eine humorvolle „Laudatio“ auf seine Großeltern gehalten. Den persönlichen Worten konnte man entnehmen, dass er sie verehrt und geliebt hat, sowohl den Großvater „Henner“, als auch die Großmutter „Ömi“, die Beide sehr genügsam waren. Die Kunst sei ihr Lebensinhalt gewesen!

Die Ausstellung „Hans und Hanna Achenbach – ein Künstlerehepaar aus dem Siegerland“ beginnt am 5. November 2022 und wird bis zum 22. Januar 2023 im 4Fachwerk-Museum zu sehen sein.

„ART INJEKTION“ erlebte beeindruckende Eröffnung

Gemeinschaftsausstellung von Sabine Helsper Müller und Lena Reifenhäuser im 4Fachwerk-Museum

Begeisterung ist übertragbar, letztlich auch ohne tatsächliche „Injektion“. Dafür sorgte im Freudenberger 4Fachwerk-Museum die Kölner Kunstexpertin Sabine Klement. Mit Inbrunst stellte sie die beiden Künstlerinnen Sabine Helsper-Müller und Lena Reifenhäuser vor, die ihrer gemeinsamen Ausstellung den Titel „ART INJEKTION“ gaben. Ihr gelang eine genaue wie kurzweilige Anamnese von dem, wie beide an ihr künstlerisches Wirken herangehen. Müller-Helsper und Lena Reifenhäuser haben sich beim gemeinsamen Studium an der rheinischen Alanus-Kunsthochschule kennengelernt und sie verbindet zu dem eine zupackende und herzliche Zugewandtheit, mit ihren Mitmenschen ins Gespräch zu kommen. Ihre ausgestellten Arbeiten sind aktuelle Werke, die durchaus Corona-Bedingungen reflektieren.

„Dabei sind die Beiden in ihrer Herangehensweise sehr unterschiedlich,“ diagnostizierte Sabine Klement. Während Lena Reifenhäuser intuitiv und impulsiv agiere und ihre Kunst von innen heraus fließe, sei der Ausgangspunkt von Sabine Helsper-Müller zunächst nachdenklich und überlegt. Die Vorstellung von Natur arbeite sie in einer abstrahierenden Wirklichkeit künstlerisch aus.

Reifenhäusers Arbeiten auf Buchholzplatten zeigten eine hohe physische Präsenz, entwickelten sich zum Objekthaften und sorgten mit Überhöhung profaner Gegenstände für ein besonderes Spannungsverhältnis. Mit experimenteller und sinnlicher Freude greife sie Struktur und Haptik ihrer Umgebung auf. „Lena Reifenhäusers liebstes Symbol-Tier ist der Frosch,“ verriet die mit Kunstgeschichte so vertraute Referentin. Der Frosch stehe in der asiatischen Kunst für Glück und Wohlstand, für ein neues Lebensgefühl. Wenn sie den Frosch bildhaft in ihren Werken verwende, bringe sie damit Mut zum Ausdruck, loszuspringen und zu sehen, welche Möglichkeiten die Welt biete. „Ihre erstaunliche Bildkraft spricht emotional an, ihre ‚Vorzeichnung im Kopf‘ setzt sie mit solider und gekonnter Handwerklichkeit um.“

Sabine Helsper-Müller ordnete Sabine Klement als „Landschaftsmalerin“ ein. Sie reise, um zu arbeiten in die Natur, sei angezogen von Ortsqualitäten. Zu solchen besonderen Plätzen baue sie eine lange und intensive Beziehung auf, weil diese sich lohnten, immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten beobachtet zu werden. Auf Dauer ändere sich der Blick, entstünden neue Nuancen. Helsper-Müller nenne Landschaften „Ansichten“ und arbeite das heraus, was ihr Freude bereite. „Sie lässt die Betrachter zu Teilhabern ihrer Eindrücke werden, ihre Arbeiten laden geradezu zum Dialog ein.“ Für ihre Bilder nutze sie hochpigmentierte Farben, die dann als komplexe Farbschichten den Werken eine enorme räumliche Tiefe gäben. Merkmal ihres Wirkens sei zudem die Verwendung von kostbarem Büttenpapier. Dieses ist zu erkennen, weil Helsper-Müller darauf oft mit Aussparungen arbeite und so der Blick durch Reduktion auf besondere Details gelenkt werde.

„Es ist ein Genuss, sich diese Ausstellung anzusehen,“ schwärmte Sabine Klement und lobte zugleich die wunderbare Atmosphäre des 4Fachwerk-Museums. Dieter Siebel, Vorsitzender des Trägervereins, freute sich sichtlich über die so große Zahl von Gästen, die der Einladung zur Vernissage gefolgt waren. „Zwei starke Frauen, die beeindruckend Kunst können.“ Die Besucherinnen und Besucher nutzen ausgiebig die Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und ihrer Laudatorin zu sprechen und „nach Corona“ wieder ganz real Kunst genießen zu können. Einmal mehr zeigte sich das kleine Museum als vitaler Kulturtreff im Alten Flecken.

Die Ausstellung „ART INJEKTION“ wird bis zum 30. Oktober 2022 gezeigt. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Der Eintritt beträgt drei Euro.

NATUR. KUNST. LANDSCHAFT.

Christine Steyer und Jürgen Strasser präsentieren ihre Foto-Kunst

Zum Glück: Das Unwetter, vor dem intensiv gewarnt worden war, trat an diesem Freitagabend nicht ein. So konnten die Gäste ohne Gewitter-Einschränkungen zur Ausstellungseröffnung ins 4Fachwerk-Museum kommen. Aber die Vorab-Warnmeldungen hatten dann doch einige Besucher abgehalten. „Bedauerlich, aber verständlich“, fand Vorsitzender Dieter Siebel bei der Begrüßung. Um so mehr zeigte er sich davon angetan, dass wieder „ein Hauch von Worpswede“ durch den Flecken weht. Denn er stellte das Künstler-Ehepaar Christine Steyer und Jürgen Strasser vor, das sowohl in Deutschlands bekanntestem Künstlerdorf wie auch in Wiesbaden aktiv tätig ist.

Beide widmen sich in beeindruckender Weise der Fotografie, jedoch mit ganz unterschiedlicher künstlerischer Handschrift und Ausdrucksform. Fokussiert auf die Thematik Natur und Landschaft zeigen sie ihre Werke „im Flecken“ in einer gemeinsamen Ausstellung. Wo Steyer fast röntgenscharfe Cyanotypien von Pflanzen und Blüten präsentiert, zieht Strasser Wälder und Baumgruppen ins abstrakt aufgelöste Unscharfe. 

Christine Steyer beschäftigt sich seit 2001 intensiv mit dem fast vergessenen analogen Verfahren der Cyanotypie, auch Eisenblaudruck genannt. Mit großer Tiefenschärfe und in fein nuancierten Blautönen lassen sich so surreale und dennoch fotorealistisch wirkende Bilder erzeugen. Sie nimmt mit empfindsamem Blick ein Detail oder eine Landschaft kreativ ins fotografische Visier. Anschließend sorgen ein handwerklicher Prozess und die Belichtung für Ergebnisse, bei dem kein Bild dem anderen gleicht. „Mich in dieser Weise einem Gedanken künstlerisch zu nähern, zu experimentieren, das gefällt mir.“

Strasser, Fotograf mit internationalem Selbstverständnis, findet überall in der Welt seine Motive, setzt „Natur“ anders ins Bild. „Ich möchte die DNA der Landschaft interpretieren,“ so Strasser. Er beginne mit klassischer Fotografie, die er in seiner „digitalen Dunkelkammer“ dann ausarbeitet. Hier entsteht die von ihm gewünschte Ästhetik, Struktur und Dynamik. Vertraute Mitwelt entwächst durch Gliederung, Linien und Flächen in abstrakte Kompositionen. Zumeist setzt er seine Motive als Serie in Szene. Werke wirken wie ein Barcode der Landschaft.
Strasser verantwortet in diesem Jahr zum ersten Mal die Wiesbadener Fototage. 2015 gründete er die „RAW Phototrienale Worpswede“, deren Leiter er bis heute ist und damit für die zeitgenössische Fotografie ein Ausrufezeichen setzt.

Beide sind mit ihren Werken auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Auch in Freudenberg durften sie sich bei der Eröffnungsfeier begeisterten Zuspruchs erfreuen. 
Für den musikalischen Rahmen zum Auftakt der vielversprechenden Ausstellung sorgte Roland Jung, der mit den Klängen seiner Gitarre zur besonderen Atmosphäre beitrug.

Die Ausstellung NATUR. KUNST. LANDSCHAFT. ist bis zum 10. Juli 2022 zu sehen. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich. 

NATUR. KUNST. LANDSCHAFT.

Fotografien von Jürgen Strasser und Christine Steyer

Das 4Fachwerk-Mittendrin-Museum beginnt im zu Ende gehenden Mai seinen Sommer-Fotografie-Schwerpunkt. In der ersten Ausstellung zeigen Jürgen Strasser und Christine Steyer ihre Werke.

Das sich in so besonderer Weise der Fotografie verschriebene Künstler-Ehepaar lebt in Worpswede und Wiesbaden. Christine Steyer beschäftigt sich seit 2002 intensiv mit Cyanotypie (Eisenblaudruck) aus der Frühzeit der Fotografie. Jürgen Strassers Arbeiten gehen von konkreten Fotografien aus, die er digital verfremdet und in eine andere Art von Landschaften transformiert. Er findet seine Motive überall in der Welt. Beide erfuhren bei internationalen Ausstellungen große Wertschätzung.

Scharf und unscharf – monochrom und farbig. Auf den ersten Blick offenbart die Ausstellung von Steyer und Strasser mehr Kontraste als Dialoge. Und doch sind sich die Blicke der beiden Künstler näher, als es Technik und Motive bei oberflächlicher Betrachtung nahelegen. Denn beide betrachten Landschaften nicht nur als Naturräume, sondern auch als Räume der Imagination.
Gemeinsam ist ihnen das virtuose Spiel zwischen Klarheit und Abstraktion, das Herauslösen von Landschaften aus dem Kontext reiner Naturbetrachtungen. Ihre Arbeiten laden ein, Details zu betrachten und den Blick auf einzelne Bestandteile des Gesamtbildes zu lenken.

Zur Vernissage wird sehr herzlich eingeladen für Freitag, 20. Mai 2022, 19:00 Uhr, Museum. Die beiden Künstler sind anwesend und erläutern ihr Werk.

Die Präsentation „NATUR. KUNST. LANDSCHAFT.“ Wird bios zum 10. Juli 2022 in Freudenberg zu sehen sein. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Der Eintritt beträgt drei Euro.Alle Museums-Gäste erhalten kostenlos eine Info-Broschüre mit Texten und Bildern zu dem Fotografie-Schwerpunkt.