Archiv der Kategorie: Kunstforum

VOLKSLIEDER-MITSINGKONZERT

Donnerstag, 8. November 2018, 19:00 Uhr

 
Die beiden Sopranistinnen Irene Carpentier und Manuela Meyer laden Menschen, die gerne singen ein, um mit ihnen gemeinsam zu musizieren. Zu Beginn des Abends stellen sich die Sängerinnen mit Liedbeiträgen von Felix Mendelssohn Bartholdy vor. Anschließend führen sie die Gäste durch einen entspannten musikalischen Abend mit gemeinsamem Singen von traditionellen deutschen Volksliedern und Kanons mal einstimmig, mal mehrstimmig. Alle können mitmachen, Texthefte werden bereitgestellt.

Die belgische Sopranistin IRENE CARPENTIER lebt seit 2016 in Freudenberg. Sie ist eine viel gefragte Konzert – und Oratoriums- sängerin. Ihre große Leidenschaft gilt geistlichen Repertoires, aber auch Lieder – und Opernrepertoires. Sie erteilt Gesangsunterricht und singt selbst im WDR-Chor in Köln. Irene Carpentier studierte am Königlichen Konservatorium in Antwerpen, im Opernstudio Flandern Gent, sowie an der Hochschule für Künste Tilburg (NL)

DieSopranistin MANUELAMEYER studierte Gesangspädagogikander Folkwang Hochschule Essen und zusätzlich Gesang mit Schwerpunkt Oper. Nach ihrem Diplom 2002 als Gesangspädagogin im Unterrichts- und Stimmbildungsbereich setzte sie ihr Studium im Fach Gesang an der Hochschule für Musik Köln fort. Über 5 Jahre war sie festes Mitglied im Opernchor der Oper Dortmund. Sie wirkte bei zahlreichen Konzerten im In – und Ausland mit und war Stipendiatin des Richard-Wagner Verbands. Beruflich arbeitet sie als Musiklehrerin und als Dozentin für Gesang an der Uni Köln.
 
Schon bei der letzten Ausstellungseröffnung hatten die beiden Sängerinnen ein begeistertes Publikum im 4Fachwerk-Museum gefunden.
Der Eintritt beträgt 5 Euro.

SONDERFÜHRUNGEN DURCH MARTIN-SCHULZ-AUSSTELLUNG

Gegenwärtig zeigt das 4Fachwerk-Mittendrin-Museum in seinem Kunstforum eine Werkschau über den Siegerländer Künstler Martin Schulz (1894 – 1968). Sehr intensiv mit dem Maler hat sich die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ingrid Leopold, beschäftigt. Ihr Wissen über das Leben und Wirken von Martin Schulz wird sie bei drei Sonderführungen gerne weitergeben.
 
Diese finden statt an den beiden Samstagen 3. und 17. November 2018, jeweils um 15:30 Uhr, und zur Finissage am Sonntag, 25. November 2018, 15:00 Uhr.
 
Der Eintritt beträgt 3 Euro.

Kunst und Kultur im Bergbau

KUNST UND KULTUR IM BERGBAU:
„dass es eben schön sei…“

AUSSTELLUNG VOM 1.12.2018 BIS ZUM 14.1.2019
VERNISSAGE AM 30.11.2018 UM 19 UHR

RUNDGANG MIT GOTTFRIED THEIS: 1.12.2018 UM 14.30 UHR

Das Jahr 2018 wird für den Bergbau im Ruhrgebiet den Schlusspunkt bilden. Für die einstige deutsche Schlüsselbranche ist dann endgültig „Schicht im Schacht“, die letzten Kumpels werden „unter Tage“ gewesen sein. Das Zeitalter der Kohle hat Industriegeschichte geschrieben, aber nicht nur dass: „Unabdingbar war eine Kultur der Hilfsbereitschaft, des Miteinanders und der gegenseitigen Toleranz in dieser Ära schwerster und gefährlicher Arbeit. Und diese Kultur hat auch in ganz besonderen Kunstformen ihren Ausdruck gefunden,“ erläutert Gottfried Theis.
„Kaum eine andere Berufsgruppe hat eine vergleichbar reiche kulturelle Tradition aufzuweisen, wie die Bergleute. Die Ursachen dazu liegen in der Haltung der Knappen zu ihrem Beruf. Sie waren sich bewusst, eine Tätigkeit auszuüben, die hohes Können erforderte und den Einsatz des ganzen Menschen, sogar des Lebens forderte,“ führt der Bergwerkskenner und Pädagoge weiter aus.

Für das Freudenberger 4Fachwerk-Museum kurartiert er nun eine Ausstellung zur Bergbaukultur, die ab dem 1. Dezember 2018 dort zu sehen sein wird.  Die tiefe Verwurzelung der Knappen zu ihrem Beruf hätten zu ganz spezifischen Sitten und Bräuche in ihrem Arbeits- und Lebensumfeld geführt. Bergbaukultur zeige sich in gemeinsamem Liedgut, Musik, Tanz, Literatur, ebenso in der vom Bergbau geprägten gegenständlichen Kunst. Theis: „Und diese Ausdrucksformen werden weiter bestehen und uns an die Epoche sowie die besondere Gesinnung und das Bewusstsein der Menschen im Bergbau erinnern.“

Freudenberg selbst war keine typische Bergbaustadt. Zwar gab es hier eine Zeche, auch in den Nachbarorten Niederndorf, Oberfischbach, Mausbach oder Hohenhain, sie standen aber in keinem Vergleich zu den das Siegerland prägenden Gruben in Müsen, Siegen, Gosenbach, Eiserfeld oder Neunkirchen. Jedoch: Freudenberg bietet mit seinem ehemaligen Stadtmuseum einen würdigen und besonderen Rahmen, um all die Exponate zu präsentieren, die Gottfried Theis für diese Ausstellung zusammengetragen hat. Er lebt in Freudenberg, die facettenreiche Geschichte des Bergbaues, seiner Kunst und seiner Technik bewegt ihn schon lange und hat ihn zum ambitionierten Sammler und Experten entwickeln lassen. Zahlreiche bemerkenswerte Ausstellungen zu Bergbau-Themen sind unter seiner Regie entstanden.

Gottfried Theis fühlt sich durch Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ angesprochen.  Mit der Gestalt des Montanus (Montanprofessor Abraham Gottlob Werner) nimmt Goethes Spätwerk mancherlei Bezug zum Bergbau. Ein Zitat: „dass es eben schön sei, wie Kunst und Technik sich immer gleichsam die Waage halten und so nahe verwandt immer eine zu der andern sich hinneigt“ sieht Theis als ein Leitwort für die lebendige Tradition der bergmännischen Kunst. „Deshalb habe ich dieses Zitat als Titel dieser Ausstellung ausgewählt: „dass es eben schön sei“ Kunst und Kultur im Bergbau“.

Was zeigt die Ausstellung, ‚dass es eben schön sei‘?  Traditionelles und Spezifisches aus der bergmännischen Alltags- und Festkultur das sich erhalten hat. Aus fünf Jahrhunderten werden hier Kunstobjekte
verschiedener Epochen, Genres und Stile sowie Gebrauchsgegenstände aus der bergmännischen Lebenswelt gezeigt. Sakrales und Profanes wechseln sich dabei ab.

Mehrere Jahre Vorarbeit bedeutete diese Ausstellung über Kunst und Kultur im Bergbau aus vier Jahrhunderten, die  vom 1. Dezember 2018 bis zum 14. Januar 2019 in Freudenberg zu sehen sein wird.
 Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.
Gottfried Theis selbst wird bei der Vernissage am 30. November 2018, 19:00 Uhr, sprechen und am 1. Dezember 2018 ab 14:30 Uhr durch seine Präsentation führen, Erläuterungen geben sowie gerne Fragen beantworten.

 

Martin-Schulz-Ausstellung eröffnet

„Gesamtkunstwerk“ aus Bildern, Gesang und Erzählung

„Es wird heute eine Premiere geben,“ hatte 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel bei seiner Begrüßung der vielen Gäste zur Eröffnung der Martin-Schulz-Ausstellung angekündigt. Was dann geboten wurde, begeisterte die Besucher sichtlich. Erstmalig waren zur musikalischen Umrahmung zwei Sopranistinnen eingeladen. Die beiden Sängerinnen erwiesen sich aber keinesfalls nur als „Beiwerk“.

 

Als Dr. Ingrid Leopold in ihrem Eröffnungsvortrag über das Leben und Werk des Malers Martin Schulz (1894 – 1968) einging, sprach sie von dessen Begeisterung für die Schönheit der Natur. Er habe die Siegerländer Landschaft mit Wald, Bergen und dem weiten Ausblick in die Täler geliebt. Literarisch habe ein solches Empfinden Joseph von Eichendorff in seinem 1810 entstandenen Gedicht „O Täler weit, o Höhen“ eingefangen. Diesen Text vertonte 1843 Felix Mendelssohn Bartholdy und dieses Lied brachten Irene Carpentier (Freudenberg) und Manuela Meyer (Niederfischbach) stimmgewaltig und eindrucksvoll zu Gehör. Das hautnahe Erleben von Erzählung, visuellen Eindrücken durch die Vielzahl der Aquarelle und der musikalischen Hochleistung sorgte für ein mit viel Beifall aufgenommenes „Gesamtkunstwerk“.

Unter den Gästen erinnerten sich ehemalige Schüler an ihren Kunstpädagogen Martin Schulz, der 1964 nach 32-jähriger Tätigkeit vom Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium verabschiedet und als „Motor für kulturelles Leben“ gelobt worden war. Sein Wirkungsraum ging über das Klassenzimmer hinaus. Ingrid Leopold erinnerte an seine Malstunden in freier Natur, zu denen Lehrer wie Schüler mit Klappstuhl und Aquarellmal-Utensilien unterwegs waren. „Martin Schulz war Kunstlehrer, Künstler, wirklich ein Könner und ein durchaus engagierter Bürger,“ zog Ingrid Leopold ihr Fazit. Alle Bilder und Drucke sind für die Ausstellung in Freudenberg neu gerahmt worden, wodurch ihre Ausdruckskraft noch einmal gesteigert wurde. Viel Lob durfte Dieter Siebel für diese Arbeit entgegennehmen.

 

Gezeigt werden beeindruckende Werke, die einerseits durch ihre farbige Lebendigkeit überzeugen, andererseits durch ihre Motive in den Bann ziehen, wie beispielsweise die Darstellung der Siegener Feuersbrunst nach der Bombardierung im Jahr 1944. Jedenfalls, die Werkschau, die durch intensive Unterstützung von Frau Dr. Corinna Nauck vom Museum Wilnsdorf zustande kam, bietet für die Betrachter viel Gesprächsstoff.

Irene Carpentier und Manuela Meyer
Irene Carpentier und Manuela Meyer

Übrigens: Irene Carpentier, flämische Wahl-Freudenbergerin, studierte am Königlichen Konservatorium in Antwerpen und singt seit 2017 regelmäßig im WDR-Chor in Köln. Manuela Meyer, geboren in Kirchen, wirkt als Dozentin für Gesang an der Universität Köln, studierte in Siegen, an der Folkwang-Hochschule Essen sowie der Musikhochschule Köln und sang im Chor der Oper Dortmund. Mit dem „Abendlied“, ebenfalls von Felix Mendelssohn-Bartholdy, gaben die beiden Sopranistinnen der Vernissage ein stimmungsvolles Ende. „Wir sind ganz stolz, solche Künstlerinnen in unserer Nähe zu wissen,“ so Dieter Siebel.

Aquarelle von Martin Schulz

Ab 13. Oktober 2018 neue Sonderausstellung

Nein, bei dem Künstler, dessen Werke jetzt im Freudenberger 4Fachwerk-Museum zu sehen sind, handelt es sich nicht um den früheren EU-Parlamentspräsidenten aus Würselen. Der Name ist identisch, aber es geht um den 1894 in Wittstock/Brandenburg geborenen Maler Martin Schulz. Der Verein 4Fachwerk Mittendrin Museum in Freudenberg setzt mit der aktuellen Ausstellung seine Tradition fort, Kunstwerke verstorbener Maler, die im Siegerland wirkten, aus Depots und Archiven ans Tageslicht zu holen, um sie wieder neu zugänglich zu machen.

Blick auf Siegen, Aquarell
Blick auf Siegen, Aquarell

Martin Schulz arbeite in Siegen, zuletzt, bis 1964, als Kunstpädagoge am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium. Die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler nutze er für den Austausch mit Gleichgesinnten und für gemeinsame Aktivitäten, wie Ausstellungen, an denen er seit Anfang der 1930er Jahre teilnahm. 1946 zählte er zu den Mitbegründern des Kulturrings Weidenau. Dass er von 1949 bis 1965 den Vorsitz der Kulturgemeinde übernahm, belegt sein breites und ausdauerndes kulturelles Engagement im Siegerland.

Vor 50 Jahren, am 25. Mai 1968, starb Martin Schulz. „Zeit, ihn als bedeutenden Künstler der Region in Erinnerung zu rufen,“ so Dr. Ingrid Leopold, 4Fachwerk-Vizevorsitzende, die die Ausstellung kuratiert und auch bei der Vernissage zu Werk und Leben von Martin Schulz sprechen wird. Sie zeigt sich von seinem künstlerischen Können beeindruckt: „Er besaß die Fähigkeit, über 100 Grün-Nuancen der Blätter des Waldes in ein Bild zu zaubern.“

Was wie „mit leichter Hand“ gestaltet aussah, erweist sich indes als das Ergebnis langjähriger Profession wie einer intensiven akademischen Ausbildung: 1916 begann Martin Schulz an der Akademie der Bildenden Künste in München das Studium der Kunsterziehung. Der dortige Lehrer und Landschaftsmaler Hermann Groeber prägte ihn offensichtlich mit seinem naturalistischen Stil und der lichtvollen Gestaltung. Sein Studium setzte er in Weimar und Berlin fort und beendete es 1926 mit dem Abschluss als Pädagoge für das künstlerische Lehramt.
Im ostpreußischen Mohrungen übernahm er eine erste Stelle als Lehrer, unterrichtete, war aber zusätzlich als freier Künstler tätig.  Ingrid Leopold: „Sein Schwerpunkt war die Aquarelltechnik, er schuf aber auch Ölbilder und Holzschnitte, die in ihrer Perfektion sein großes Können zeigten.“


Als sich das Leben in Ostpreußen sich immer schwieriger gestaltete, zog Schulz mit seiner jungen Frau und seinem Sohn westwärts und fand im Siegerland eine Anstellung als Kunstlehrer an der damaligen Oberrealschule für Jungen. Schon als Kind hatte Martin Schulz leidenschaftlich gerne gezeichnet. Er vermochte es, mit seinem Talent und Können sowie der intensiven Aus- und Weiterbildung erfolgreich einen Beruf zu entwickeln. Martin Schulz lernte die Siegerländer Landschaft lieben. Er erwanderte sie, den Aquarellkoffer in der Hand, um jederzeit die wechselnden Motive, An- und Aussichten darstellerisch festhalten zu können.

Viele seiner Werke, zumeist Aquarellblätter, sind nun in Freudenberg in einer Werkschau vereint. „Wir sind dem Museum Wilnsdorf sehr dankbar, dass es uns aus seinem Fundus so reichhaltig für die jetzige Ausstellung unterstützt hat,“ erklärt 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel.

Die Eröffnung am Freitag, dem 12. Oktober 2018, um 19:00 Uhr verspricht auch musikalisch ein Kunstgenuss zu werden: Irene Carpenter und Manuela Meyer werden Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy vortragen.

Die Ausstellung „Mit leichter Hand“ – Aquarelle von Martin Schulz – ist bis zum 25. November 2018 zu sehen. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet.
Der Eintritt beträgt 3 Euro. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

Puppen-Kunst im Alten Flecken

Ausstellung mit Werken von Ingrid Schwan und Cornelia Wiese eröffnet

„Nun sind wir ein Puppenhaus,“ schmunzelte 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel und konnte in eine große Runde von Eröffnungs-Besuchern blicken. Die Ausstellung mit Künstlerpuppen und Puppenhäusern galt es zu starten – und der Zuspruch war schon am ersten Tag überwältigend. Langanhaltender Beifall galten Dominik Stangier (Piano) und Celia Eichhorn (Cello), die die musikalische Einleitung übernommen hatten und dem Abend nahezu mit einem kleinen Konzert bereicherten. Sie rahmten den Eröffnungsvortrag von Dr. Ingrid Leopold ein, die sich mit Geschichte von Puppen überhaupt auseinandergesetzt hatte.

Dr. Ingrid Leopold führt mit einem historischen Rückblick in die Puppenausstellung ein.
Dr. Ingrid Leopold führt mit einem historischen Rückblick in die Puppenausstellung ein.

„Erste prähistorische Funde von puppenähnlichen Figuren aus Horn, Knochen, Ton oder Stein sind 35 000 bis 40 000 Jahre alt. Die Figuren waren vor allem Frauenkörper, welche die Mutter als Synonym für die Fruchtbarkeit verkörpern sollten,“ so die Vize-Vorsitzende des Museumvereins. Der Wandel zum Spielzeug habe sich erst im frühen 15. Jahrhundert vollzogen. In Nürnberg und in den Gemeinden Sonneberg und Waltershausen im Thüringer Wald sei eine regelrechte gewerbliche Produktion der Docken entstanden, wie man die Puppen zunächst nannte. Erst im Spätmittelhochdeutschen wurde der Begriff „puppa“ aus dem lateinischen „pupa“ für Mädchen oder Puppe abgeleitet und übernommen.


In die Theaterkunst hätten die Puppen vor allem in Italien Eingang gefunden. Sie standen hier als Marionetten stellvertretend für gesellschaftliche Charaktere, zum Beispiel den dummen Bauern oder den Spaßvogel. Auch der Kaspar habe hier seinen Ursprung. „Pupen waren nicht unbedingt Spielzeug,“ erläuterte Ingrid Leopold. In der Welt der Aristokratie, der höfischen Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts zu Zeiten des Barocks und des Rokokos sei den Puppen die Funktion von Kleidermodellen zugekommen. In wohlhabenden Familien war die Porzellankopfpuppe später ein idealisiertes Luxusgeschöpf mit vielerlei Accessoires, Besitz großbürgerlicher Töchter und Statusobjekt der stolzen Eltern. Die Namen Käthe Kruse und Margarete Steiff standen dann für eine neue Generation von Puppenmachern, die nun mit Stoffpuppen anschmiegsame, weiche und bewegliche Lieblinge für kleine Mädchen schufen, die sie „knuddeln“ konnten.

Die von Ingrid Schwan gefertigten Porzellanpuppen seien in die zeitgenössische Künstlerpuppenszene einzuordnen, die sich in den 80er Jahren des 20sten Jahrhunderts entwickelte. „Das Puppenmachen ist bei zur ernsthaften Profession geworden, die Einzelstücke sind begehrte Sammlerobjekte geworden,“ lobt Leopold die seit 2004 in Kirchen wirkende Künstlerin. Zwischenzeitlich habe sich unermüdlich aktive Künstlerin weitergebildet und neue Fertigkeiten in der Herstellung und dem Bemalen kunsthandwerklicher Objekte aus Porzellan erlangt: „Sie ist in der traditionellen und modernen Porzellanmalerei genauso anerkannt wie in der Künstlerpuppenszene.“

Mit viel Beifall bedacht: Die Musiker Dominik Stagniert und Celia Eichhorn.
Mit viel Beifall bedacht: Die Musiker Dominik Stagniert und Celia Eichhorn.

Mit Blick auf die Arbeiten von Cornelia Wiese gab Dr. Ingrid Leopold ebenfalls einen Blick in die Geschichte: „Parallel zur gewerbsmäßigen Herstellung der Puppen durch die Dockenmacher im 15. Jahrhundert in Nürnberg wurden vermutlich auch die ersten Puppenstuben bereits zu damaliger Zeit gebaut.“ Wenn man diese aufwendigen Puppenhäuser aus dem frühen 17. Jahrhundert betrachte, welche bis auf das letzte Detail komplett sind, so sei zu vermuten, dass sie weniger zum Spielen, denn zur Ansicht, zur Anschauung und Repräsentation dienten. In ihrer Vollständigkeit ermöglichen sie einen Rückblick in die vielfach verlorene Alltagsgeschichte der damaligen Zeit.

Cornelia Wiese habe berichtet, dass sie 1990 mit ihren Kindern eine Kreativmesse in Erfurt besucht habe. Die dort ausgestellten Puppenhäuser hätten sie so fasziniert, dass Sie ihrem Sohn und der Tochter gesagt habe: „Wenn Ihr groß seid, wird Eure Mama mit Puppenhäusern spielen.“ So ist es dann gekommen – und das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie schon das Interesse bei der Vernissage zeigte.

Ingrid Schwan und Cornelia Wiese - ihre künstlerische Welt sind Puppen und Puppenhäuser.
Ingrid Schwan und Cornelia Wiese – ihre künstlerische Welt sind Puppen und Puppenhäuser.

Leopold: „Ingrid Schwan und Cornelia Wiese gilt unsere Bewunderung und unser Dank. Sie führen uns in nostalgische Welten – in die Vergangenheit, mit der man sich als älterer Mensch immer häufiger gedanklich beschäftigt.“
Beide Künstlerinnen wurden anschließend regelrecht mit Fragen, aber auch Komplimenten, zu ihren „Kunst-Stücken“ bestürmt und so setzte sich ein langer Museums-Abend im „Alten Flecken“ fort.

Die Ausstellung ist bis zum 7. Oktober 2018 zu sehen. Das ehrenamtlich geführte Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.