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Hermann Kuhmichel – Leben und Werk

4Fachwerk-Museum erinnert an bedeutenden Siegerländer Künstler

Das Freudenberger 4Fachwerk-Museum setzt seine Reihe „Erinnerungen an Siegerländer Künstler“ mit einer Präsentation zu Leben und Werk von Hermann Kuhmichel (1898 – 1965) fort.

Die Ausstellung wird am Freitag, 8. November 2019, 19:00 Uhr mit einführenden Worten von Dr. Ingrid Leopold eröffnet. Für die musikalische Umrahmung werden Daniela Hofer (Querflöte) und Thomas Höfer (Gitarre) sorgen. Die Kuhmichel-Exponate sind bis zum 12. Januar 2020 in der Freudenberger Altstadt zu sehen.

Große Schaffensvielfalt

Hermann Kuhmichel war ein hoch talentierter Künstler mit einer überaus vielfältigen Schaffenspalette. Von ihm entstanden Eisengussplatten und -skulpturen, Steinskulpturen und -reliefs, solche aus Holz und Metall, Wandputzbilder (Sgraffitos), Glasmalereien, Monotypien, Holzschnitte, Kohlezeichnungen oder sogar Wandteppiche.

Als „karg, kantig jedem überflüssigen Gerede abgeneigt, auf das Wesentliche konzentriert,“ beschreiben ihn Zeitzeugen. Er sei Künstler gewesen, der von tiefer Religiosität geprägt war. „Mein Vorbild sind die einfachen Leute, die sich mit dem Christentum wirklich ‚abschleppen‘“, wird er zitiert. Vielen hart arbeitenden Menschen habe er ein Denkmal gesetzt. Als Hermann Kuhmichel am 21. September 1965 stirbt, gilt er als anerkannter und großer Siegerländer Künstler.

Erst der Forst, dann die Kunst

Sein Lebensweg lässt zunächst die künstlerische Laufbahn nicht erkennen. Als Hermann am 4. März 1898 in Eiserfeld das Licht der Welt erblickte, war das achte Kind von Ferdinand und Katharina Kuhmichel. Der Vater (1859-1934) von Beruf Bergmann, machte sich später als kapitalkräftiger Gewerke einen Namen, gründete eine Sprengstofffabrik in Würgendorf und nahm 1920 die seit 1844 bestehende Peterzeche erneut in Betrieb.

Nach seiner schulischen Ausbildung an der Rektoratsschule in Weidenau (heute FJM) und dem „Einjährigen“ in Plettenberg, beginnt Hermann Kuhmichel eine Forstlehre, wird aber 18-jährig 1916 während des I. Weltkrieges als Frontsoldat einberufen. Sein Lazarettaufenthalt aufgrund einer schweren Verwundung endet erst 1920.

Den Forsten widmet er sich nun wieder, wird Forstlehrer und nimmt dann bis 1926 eine Stellung als Gutsverwalter in Meißen an.

Aber die Lungenkrankheit plagt ihn zunehmend, seine Arbeitsstelle muss er aufgeben. Es sind die Jahre der „Weimarer Republik“, in denen er sich 1927 zu einer beruflichen Neuorientierung entschließt.

Studium und Bildungsreise

„Wo immer es ging, knetete der Figuren aus Lehm,“ wird von Hermann Kuhmichel berichtet. Er will sich jetzt voll und ganz der Kunst widmen und der Mönchen-Gladbacher Bildhauer Hein Minkenberg, selbst ein Barlach-Schüler, wird einer seiner Wegbereiter. Minkenberg übernahm 1928 die Professur für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Aachen. 1934 wurde er wie alle Dozenten und Schüler auf Grund der Schließung der Kunstgewerbeschule entlassen, da die nun regierenden National-sozialisten deren Kunst als „entartet“ bewerteten.  

Die Werkkunstschule in Köln wie die Kunstakademie Düsseldorf sind weitere Stationen auf dem künstlerischen Ausbildungsweg von Kuhmichel.  Dazu gehört ebenso eine Studienreise, die ihn gemeinsam mit dem Arbeiterdichter Heinrich Lersch nach Italien führt. Lersch (1889 – 1936) wird 1933 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und erhält 1935 den Rheinischen Literaturpreis.

Ab 1929 mit Atelier in Siegen

Sein erstes Atelier richtet sich Hermann Kuhmichel 1928 in Köln ein. Er bezeichnet sich selbst als „Barlach-Schüler der zweiten Generation“. Doch schon 1929 ruft „die Heimat“ ihn in der Person von Dr. Hans Kruse, dem Direktor des Siegerlandmuseums, zurück. Sein neues Atelier entsteht in einem stillgelegten Fabrikgebäude in der Siegener Flurenwende. Er freut sich über erste Großaufträge und heiratet 1931 die Düsseldorferin Elisabeth Kind (08.03.1899 – 27.07.1969).

Gratwanderung in NS-Zeit

Die NS-Zeit wird für Hermann Kuhmichel zur existenziellen Herausforderung, eine Gratwanderung zwischen Anerkennung und Diffamierung seiner Arbeiten. Einerseits sind dort zahlreiche staatliche Aufträge für den freischaffenden Künstler oder auch die ihm anvertraute Gestaltung der Kassetten für die Ehrenbürgerbriefe der Stadt Siegen an Reichspräsident Hindenburg und Reichskanzler Hitler.  „Er musste eine vierköpfige Familie ernähren und hat den Kopf eingezogen“, heißt es über ihn. Andererseits werden 1937 im Rahmen Im Rahmen der Reichskulturkammer-Aktion „Entartete Kunst“ seine Holzschnitte „Untersuchung“ und „ausgesperrt“, sowie die Holzskulptur „Meine Eltern“ beschlagnahmt. Seine sozial-kritischen und christlich-religiösen Motive wie auch sein Briefwechsel mit Maxim Gorki wurden ihm vorgeworfen. Dem russischen Dichter war er in einer Lungenheilanstalt begegnet. Ein angedrohtes Ausstellungs- und Schaffensverbot kam durch Fürsprache seines Förderers Dr. Hans Kruse nicht zum Tragen.

Nach 1949 Neuanfang in Siegen

Erneut wird Hermann Kuhmischel 1939/40 als Soldat einberufen. Seine Kriegsgefangenschaft endet 1945. Sein Atelier und die Wohnung findet er zerstört vor und stemmt einen weiteren Neuanfang. Der Umzug in das eigene Haus und Atelier 1953 am Weidenauer Schneppenberg versinnbildlicht diese Phase erneuerter Kreativität und Schaffenskraft.  Diese beschert ihm bald hohe künstlerische Anerkennung und viele seiner Werke kommen beim Wiederaufbau als „Kunst am Bau“ zum Tragen. Überall im Siegerland sind seine Exponate zu finden. Als Künstler wie Leiter von Kunstkursen darf er sich der Wertschätzung erfreuen.

Für Kunst begeistern

Bis zu seinem Tod fand Hermann Kuhmichel nach einem Bericht von Michael Thon (März 2014) besondere Freude daran, einmal in der Woche Auszubildenden und Mitarbeitern der Firma SIEMAG in Dahlbruch künstlerisch zu unterrichten Zur „Gruppe Kuhmichel“, die sich mit  zahlreichen Kunsttechniken beschäftigte, gehörte übrigens auch Rolf Stein. Er ist der Kunst treu geblieben und Exponate von ihm werden in einer weiteren 4Fachwerk-Ausstellung ab dem 7. März in Freudenberg präsentiert (Gemeinschaftsausstellung Heike Paul und Rolf Stein: „Farbräume zu Metallglanz“, Malerei, Skulpturen, Reliefs). „Wir freuen uns, dass dieser künstlerische Brückenschlag in die Gegenwart gelingen konnte“, so Dieter Siebel, Vorsitzender des Freudenberger Museumsvereins.

Breite schöpferische Vielfalt präsentiert

Große Besucherschar bei der Ausstellungs-Eröffnung von Elisabeth Mangelsdorf und Tzveta Grebe

Kunst und Kultur umfassend zu erleben, war der Wunsch der 4Fachwerk-Museums-Akteure. So waren nicht nur Kunstwerke zu sehen, sondern auch ein Kunstgenuss zu hören. Gesangsbeiträge der Sopranistin Irene Carpentier führten nach der Begrüßung durch Dieter Siebel in den Abend ein. Sie interpretierte den Goethe-Text „Ich ging im Walde so für mich hin“, der mit der Strophe endet: „ Und pflanzt es wieder/Am stillen Ort/ Nun zweigt es immer/Und blüht so fort.
Ja, dass was Elisabeth Mangelsdorf und Tzveta Grebe im Stillen in ihren Ateliers erschafften, blüht in den dem kleinen, aber feinen Museum im Alten Flecken in der Tat auf. Dr. Ingrid Leopold sprach in ihrer Einleitung von „hochbegabten multitalentierten Künstlerinnen“ und stellte deren Lebensweg und die Fortentwicklung ihrer schöpferischen Werke im Detail vor.

Elisabeth Mangelsdorf, in Hanau geboren, habe als Kind schon viel gezeichnet und ihre Mitschülerinnen portraitiert. Der Krieg vernichtete jedoch alle Pläne, sich ernsthaft mit „Schönen Künsten“ zu beschäftigen. Am Anfang ihres späteren künstlerischen Weges stand das Hobby, für ihre kleine Tochter eine Puppe zu basteln. Sie stellte kleine Wesen her, die aber auch den Älteren gefielen: „Bald konnte sie kaum den Aufträgen nachkommen, Puppen nach Wunsch für Erwachsene zu fertigen. Oft musste sie Personen in Miniaturausgabe nachbilden oder sie in ihren Berufen darstellen. Das Puppenmachen wurde zur ernsthaften Profession.“
Heute begegnen wir Elisabeth Mangelsdorf als Schafferin ausdrucksstarker Skulpturen. Sie folgte irgendwann dem dringenden Wunsch, sich zur Bildhauerkunst hin zu verändern. Sie verwirklichte ihren Traum, besuchte u. a. die Schule für Gestaltung in Siegen, begann zu töpfern und Steine zu bearbeiten. Über Jahre hält sie Kontakt zu der Künstlerinnengemeinschaft „SKULPTURA 17“ von acht Bildhauerinnen, die sich seit 1992 wöchentlich trifft, um gemeinsam zu werkeln und Exponate naturalistischer oder abstrakter Art zu schaffen. Für ihre Büste des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker erhielt sie höchstes Lob.

Tzveta Grebe erblickte das Licht der Welt in Levski/Bulgarien. Nach der Oberschule für „Schöne Künste“ in Sofia mit Abiturabschluss „Kunstmalerin“ studierte sie an der Akademie für „Bildende Kunst“ in Sofia. Ihr Studium beendete sie mit dem Magisterdiplom. Seit 1998 lebt sie in Deutschland und zum Beginn ihrer Kariere hier zählte 2001 der erste Preis beim IHK-Künstlerwettbewerb zum Thema „Gesichter“.  121 Künstlerinnen und Künstlern hatten 210 Arbeiten eingereicht und Tzveta Grebe, die heute in Kreuztal lebt, durfte sich über den Erfolg mit ihrem Webbild „Selbstportrait als Sechsjährige in der ersten Klasse“ freuen.
Im März 2006 erging an sie anlässlich des Jubiläums „550 Jahre Stadtrechte Freudenberg“ die Einladung, im Stadtmuseum ihre Federstrichzeichnungen mit Motiven aus dem Flecken zu zeigen.
Die Bandbreite des Wirkens von Tzveta Grebe reicht also von ausdruckstarken Bleistift-Zeichnungen, Federstrich-Darstellungen über ganz außergewöhnliche Web-Portraits bis hin zur „Kunst am Bau“. In dem sie Fassaden, Stromkästen und Trafohäuschen überwiegend mit Siegerländer Motiven ein anderes Aussehen gibt, trägt sie künstlerisch dazu bei, Straßen- und Stadtbilder zu verschönen.
Ein solches exemplarisches Werk finden die Besucher neben der Eingangstür des Museums.

Die Betrachter werden viel Freude haben, aber auch Zeit brauchen, die vielfältigen und facettenreichen Arbeiten auf sich wirken zu lassen. Das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ beschloss dann auch musikalisch die Vernissage – und alle Gäste sangen gemeinsam mit Irene Carpentier kräftig mit. Viele nutzten zudem anschließend die Gelegenheit, sich mit beiden Künstlerinnen eingehend auszutauschen

Die Ausstellung ist bis zum 15. September 2019 zu sehen. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Das Haus ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

TRILOG: Kunstsommer in Freudenberg

An einem Sommerabend im wahrsten Sinne hielt der „SiegenerKunstsommer 2019“ in Freudenberg Einzug. Die Ausstellung, die Werke der drei Künstler Ulrike Stausberg und Peter Leidig aus Gummersbach sowie Ingo Schultze-Schnabel aus Neunkirchen zeigt, erfreute sich einer wortreichen Eröffnung.

4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel begrüßte die vielen Gäste, durch hochsommerliche Temperaturen motiviert, mit einem Zitat von Vincent van Gogh: „Es ist ebenso interessant und schwer, etwas gut zu sagen, wie es gut zu malen ist.“ Denn, die drei Künstler, die sich in dieser Formation vor zwei Jahren bei einer Ausstellung in Engelskirchen kennen gelernt hatten, wollten die Vernissage mit einem gemeinsamen Gespräch über Kunst gestalten.

Erstes Fazit: Alle drei haben mit Farben zu tun, jeden zeichnet eine ganz andere Handschrift aus und sie gehen mit unterschiedlichen Perspektiven an ihr Werk. „Verschiedenheit ist uns wichtig, denn gerade in der Kunst gibt es ja nicht nur die eine Wahrheit.“

Ulrike Stausberg, die in Hamburg Grafik-Design studierte, stellte sich als gebürtige Mausbacherin vor und bekannte „Ich habe mich der freien Kunst verschrieben – und das mit allen Konsequenzen.“ Auch Peter Leidig, hinter dem eine Ausbildung von 13 Semestern an der Kölner Hochschule für Kunst und Design liegt, die er als Meisterschüler abschloss, betont Ernsthaftigkeit: „Kunst ist mein Beruf, nicht mein Hobby!“ Ingo Schulz-Schnabel hatte sich beruflich dem Schuldienst verschrieben, aber „immer mit der Kunst gekämpft“. Dieser Spagat habe ihm gutgetan.

„Wie fangen Bilder an?“ Ulrike Stausberg antwortet knapp und präzise: „Denken einstellen. Ich beginne ohne Idee – bis zu dem Moment ‚Jetzt ist es da‘“. Peter Leidig legt sich seine Materialen zurecht, fügt zusammen, bildet einen Gegenpol. Auch bei ihm dauert der Prozess bis zu dem „Ok, jetzt stimmt’s.“ Seine Acrylbilder versteht er als Reaktion auf die Objekte.

Auch Freudenberg ist Teil des. Mit seinem Ziel, an einer aktiven Kunstlandschaft tätig zu sein, erreicht er in den nächsten Wochen das 4Fachwerk-Mittenrdin-Museum im Alten Flecken. 

Der „KunstSommer“ ist für viele Künstlerinnen und Künstler eine wichtige Einrichtung für die Region geworden. Drei von ihnen, davon entwickelt ihre Kunst aus vermeintlichen Kritzeleien, die bei näherer Betrachtung ein kreatives Zusammenspiel und eine „schöpferische, zauberhafte Welt“ erkennen lassen.

Einer eher konkreten Kunst ist Peter Leidig, Mitglied des Vereins Düsseldorfer Künstler, ehemals Student an der zuzuordnen. Überwiegend mit farbigen Acrylstäben als Material entwickelt er leuchtende, kraftvoll wirkende Kompositionen, die als Wandbild oder als freistehendes Objekt beeindrucken.

Ingo Schulz-Schnabl ist bekannt für seine mehrteiligen Arbeiten, freie Malerei kennzeichnen seine Bildelemente. Er sorgt bei dem Betrachter für reichlich Beschäftigung: Bald bildet sich eine Vorstellung, vielleicht eine Landschaft mit ihrem Licht oder eine Stillleben-artige Situation. Sobald eine Festlegung getroffen scheint, kann sich die Suche nach einer neuen visuellen Botschaft fortsetzen.

Die Ausstellung, die auch durch ein gemeinsames Gespräch eröffnet wird, findet am Mittwoch, 19. Juni 2019, um 19:00 Uhr im 4Fachwerk-Museum statt.

Die Ausstellung ist bis zum 28. Juli 2019 zu sehen. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Das Haus ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

GEFEIERTE AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG FÜR ANNE L. STRUNK

Eine Eröffnung mit einem außergewöhnlichen Auftakt: Die Niederfischbacher Sopranistin Manuela Meyer, Dozentin für Gesang an der Uni Köln, interpretierte „Somewhere over the Rainbow“, den Titelsong aus dem Filmklassiker „Der Zauberer von Oz“. Und als am Schluss, nach einem gemeinsamen Kanon „Es tönen die Lieder“, Künstlerin, Sängerin und Laudatorin sich den Fotografen stellten, galt eine in der Tat mit der prallen Farbenkraft des Frühlings erfüllte Ausstellung als eröffnet.

Die in Daaden lebende Künstlerin Anne L. Strunk (Jahrgang 1954) präsentiert im Freudenberger 4Fachwerk-Museum eine beeindruckende Werkschau. „Was für eine Kombination: Dieses altehrwürdiges Fachwerkgebäude mit modernen farbenprächtigen Bildern, die glücklich machen,“ fand Dr. Ingrid Leopold in ihren einführenden Worten. Sie stellte die Künstlerin als eine „Malerin aus Leidenschaft“ vor. „Ihre Werke zeigen, dass sie das Leben liebt.“

Ingrid Leopold betrachtet die aktuelle Ausstellung im Jahr der Erinnerung an „100 Jahre Frauenwahlrecht“ als glücklichen Zufall. Die Protagonistinnen für Frauenrechte hätten damals lange dunkle Kleider und dekorative, große Hüte getragen. Statt eigener Rechte seien sie von ihren Männern, nachdem sie „unter die Haube“ gekommen seien, quasi ‚behütet‘ worden. Leopold: „Was für ein Kontrast dazu sind die Frauen auf den Bildern von Anne L. Strunk, sie genießen ihr Leben, sie kommunizieren.“

Frauen redeten nun einmal gerne und viel. „Das, was sie beschäftigt, passt nicht in eine Warteschleife.“ Auch dieses Spontane komme in den Werken zum Ausdruck. Gerade in diesen technisierten Zeiten seien soziale Kontakte von hoher Bedeutung. In Harmonie zu leben, öffne den Blick für die Schönheiten der Welt. Ingrid Leopold zitiert für die Beschreibung von Anne L. Frank Pablo Picasso: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Anne L. Strunk studierte Malerei und Grafik am Institut für Bildende Kunst in Bochum, in Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen fanden ihre Bilder großen Zuspruch. Zu einem Höhepunkt zählt dabei die ARTEXPO in New York im Jahre 2009.

Die zahlreichen Gäste, die wieder der Einladung zu einer Vernissage gefolgt waren, nutzen noch lange die Gelegenheit, sich mit der Künstlerin über ihre Werke und ihr Wirken auszutauschen.

Die Freudenberger Ausstellung „Malerei im Farbenrausch“ ist bis zum 9. Juni 2019 zu sehen. Jeweils mittwochs, samstags und sonntags ist die Ausstellung von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3 Euro. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

Zu Neuem durch Verfremdung

Künstlerinnen-Gemeinschaftsausstellung im Freudenberger 4Fachwerk-Museum
 

Kunst als Formationsprozess: Das Ursprüngliche wird durch die Künstlerinnen zu einem Objekt mit neuem Ausdruck verwandelt. Dieser Ansatz verbindet Helge Seekamp und Erika Stei, denen jetzt das Freudenberger 4Fachwerk-Museum ein Forum für ihre Präsentationen bietet.


Erika Stei aus Wilnsdorf (Jahrgang 1945) beschäftigt sich mit den Werkstoffen Speckstein und Alabaster. Daraus entwickelt sie Skulpturen, die durch ihre Form aber ebenso mit ihren spezifischen Farben und Strukturen eine eigene visuelle Gewichtung erlangen. Handwerkliches Können und einen sicheren gestalterischen Blick verhelfen Erika Stei, beheimatet im Kunstvereins Siegen und in der Künstlergruppe „Skulptura 17“, zu variantenreichen Werken, für die sie große Anerkennung findet.
Helga Seekamp aus Siegen (Jahrgang 1942) ist in Freudenberg mit ihrem fotographischen Werk vertreten. Sie studierte an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst in Trier, später in Siegen und an der Freien Akademie Gießen. Die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Bearbeitung sind ihr Handwerkszeug, um mit experimenteller Verfremdung aus Detailaufnahmen völlig neue Bildwirkungen entstehen zu lassen. Eine inspirierende Farbigkeit, Ausschnitte oder der Fokus auf spezielle Details fordern die Betrachter zu einer veränderten subjektiven Wahrnehmung. Reizvoll, wie ihre meist Natur-Motive sich zu einer technisch-abstrahierten Komposition verwandeln.

„Wir sind überrascht und begeistert, wie harmonisch die beiden ‚Bilder- und Strukturwelten‘ zu einander passen,“ kommentierten sie bei der Eröffnung die Raumwirkung des Museums, das ausdrücklich die Nähe des Betrachters zu den Objekten zulassen will.

Bis auf den letzten Platz gefüllt zeigte sich das 4Fachwerk-Kunstforum, als die Ausstellung mit einer Interview-Einleitung zwischen Franz-Josef Weber (Kunstverein Siegen) und Erika Stei sowie Helga Seekamp eröffnet wurde. Für den Museumsverein begrüßte Vize-Vorsitzende Dr. Ingrid Leopold die zahlreichen Gäste: „Das jeweils ‚Verfremdete‘ begegnet sich hier harmonisch und eröffnet einen Dialog des Sehens,“ freute sie sich über das so engagierte und ausdrucksstarke Werk der beiden Künstlerinnen. Und denen war nicht nur mit diesem Beginn am „Internationalen Frauentag“ viel Beifall gewiss.

Die Ausstellung ist bis zum 21. April 2019 in Freudenberg zu sehen. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind auf Nachfrage möglich. Der Eintritt beträgt 3 Euro.

Sehenswerte Malerei und Druckgrafik

Sehenswerte Malerei und Druckgrafik
Prof. Dr. Michael Schumann und Kurt Wiesner stellen gemeinsam in Freudenberg aus

„Wir wollen nicht nur ihre Werke betrachten, sondern mit den Künstlern ins Gespräch kommen.“ Diesen Anspruch formulierte Michael Müller zur Eröffnung der neuen Ausstellung im Freudenberger 4Fachwerk-Mittendrin-Museum. Zu sehen sind Kunstwerke von Kurt Wiesner und Michael Schumann. Spannend sei es, Hintergründe zu kennen, etwas über die Herangehensweise und die Inspiration zu erfahren.

Was beide fast gleichaltrigen Künstler verbindet, Dr. Michael Schumann (Siegen, Jahrgang 1942) wie Kurt Wiesner (Neunkirchen, Jahrgang 1943), ist die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler (ASK), die umgesetzte Leidenschaft, sich nach einem erfolgreichen Berufsleben einem Kunststudium zu widmen und die deutlich spürbare Freude der Beiden an ihrem kreativen Tun.

Der eine, Wiesner, so 4Fachwerker Michael Müller in seinen kurzen Begrüßungsworten, sei Pragmatiker, Techniker, der an seine Druckgrafiken konzeptionell herangehe. Der andere, der Maler und ehemalige Hochschullehrer Schumann, spreche über seine Werke selbst von einem „kalkulierten Kontrollverlust“. Künstlerisches Handeln dränge in unbekannte Räume vor, so dessen Credo. „Bei meiner Technik muss man vorausdenken“, erläutert Kurt Wiesner. Er kombiniert für seine Werke Tiefdruck, Radierung und Hochdruck. Und trotz aller konkreten Planung spiele der „Zufall“ in der Umsetzung für die Wirkung eines Blattes dann doch eine Rolle. Die Exponate, die Professor Schumann in Freudenberg zeigt, bezeichnet er selbst als „Kiwi-Bilder“, in ihrer Farbigkeit von einer Neuseeland-Reise beeinflusst: „Ich war dort von dem Licht und den Farben tief beeindruckt und musste mein Farbspektrum völlig neu aufbauen.“ Seine Werke sind abstrakt angelegt. Dennoch: „Plötzlich sehe ich darin etwas Gegenständliches und kann meine Bilder neu entdecken.“

„Die Macht des Zufalls ist ein starker Partner des Künstlers,“ zog 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel aus seiner Erfahrung Bilanz. Gelungen ist dem Museum eine außergewöhnlich abwechslungsreiche Ausstellung. Die Werke der beiden starken Künstler-Persönlichkeiten, durch unterschiedliche Techniken entstanden, stellen sich anhand der räumlichen Nähe einem interessanten Vergleich. Schon am ersten Abend fanden sie begeisterte Betrachter: Wieder einmal konnte das Museum zur Vernissage „volles Haus“ verbuchen.

Die Ausstellung ist bis zum 3. März 2019 zu sehen.
Der Eintritt beträgt 3 Euro. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.