Freudenberger Stadtmuseum vor 40 Jahren eröffnet

Der heutige Trägerverein 4FACHWERK erinnerte an das Jubiläum

Die ersten Überlegungen, Freudenbergs Geschichte an einem Ort zu sammeln, lassen sich auf die Zeit nach der kommunalen Neugliederung 1969 datieren.  Galt es doch, die Historie der Gemeinden des alten Amtes Freudenberg als Grundlage für die Geschichte der neuen Stadt zu bündeln. Ganz konkret wurde es nach intensiven Vorüberlegungen im September 1976: Der Grundsatzbeschluss für die Errichtung eines Museums, den Durchbau des Hauses Mittelstraße 4-6 und die Übertragung der Aufgabe an die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) fand die Zustimmung des damaligen Stadtrates.

Der Rahmenplan, den das Dortmunder Architekturbüro LTK für die zukünftige Entwicklung der neuen Großgemeinde entwickelt hatte, sah viele Neubauten unterhalb der Altstadt und Richtung Marktplatz vor. Ausdrücklich war aber auch der „immaterielle Wert“ und die „Gestaltungs-Originalität der historischen Bausubstanz“ im Blick. Und so schien es den Stadtvätern jener Zeit passend, selbst mit einer „Visitenkarte“ im Flecken in einem Fachwerkhaus platziert zu sein. Im November 1979 begannen dann letztendlich die Bauarbeiten. 35 Monate sollte es dauern, bis das Stadtmuseum am 16. Juli 1982 eingeweiht werden konnte.

An diesen runden Geburtstag, an das 40-jährige Jubiläum, erinnerte 4Fachwerk Freudenberg mit einer Festveranstaltung im Rathaussaal. Denn seit 2014 trägt der Museumsverein ehrenamtlich die Verantwortung für das Museum und seine Weiterentwicklung. Als Ehrengäste konnten die ehemaligen Ratsmitglieder Gerd Hilse, Ernst Hoof und Karl-Dieter Uebach als diejenigen Zeitzeugen begrüßt werden, die den damaligen Dringlichkeitsbeschluss am 16. November 1979 mitunterzeichnet hatten. Zu ihnen gesellten sich die damalige städtische Schriftführerin Renate Jung und der frühere Leiter des Kultur- und Touristikamtes Wilfried Kray, die für die Verwaltung jahrelang Verantwortung für das Museum trugen. Kray organisierte rund 150 Sonderausstellungen.

Bernd Brandemann vom 4Fachwerk-Arbeitskreis Stadtgeschichte ließ „40 Jahre Museum“ mit zahlreichen Bildern Revue passieren. Willkommen heißen konnte er auch den Hilchenbacher Historiker Gerd Schäfer, der das Museum einst konzipierte und auch eine kurze Zeit lang leitete. Dann wurde er 1985 zum Chef des Iserlohner Stadtmuseums berufen. „Dass das Haus in Freudenberg möglich wurde, lag an diesem guten Konzept,“ zitierte Brandemann den damaligen LWL-Kulturdezernenten Josef Sudbrock.

Nach Schäfer übernahm ab 1985 der Freudenberger Realschullehrer Martin Stücher die Museumsleitung. Auf ihn ging eine zeitweise Zusammenarbeit mit der Universität Siegen zurück. Stücher war es auch, der die „Achenbach’schen Scheunen“ an der Krottorferstraße für die Präsentation von Großgeräten ins Spiel brachte. Heute ist der HuV Freudenberg Träger dieser historischen Gebäudegruppe.

Die Leiterin des LWL-Museumsamtes für Westfalen, Dr. Ulrike Gilhaus, gratulierte für Landschaftsverband Westfalen-Lippe: „Der LWL war damals Geburtshelfer und hat die Stadt einige Jahre begleitet.“ Als der Bestand des Museums im Zuge der kommunalen Finanzprobleme ab 2010 auf der Kippe stand, wie in so vielen Gemeinden, war es die örtliche Beteiligung an der „Kulturagenda für Westfalen“, die Aktiven den Mut gab, über eine ehrenamtliche Trägerschaft nachzudenken. So bildete sich im Januar 2014 der Verein 4Fachwerk Freudenberg“, um das Haus zu übernehmen. „Sie haben Courage gehabt, neu anzufangen und durchzuhalten“, lobte die Münsteraner Amtsleiterin. Museen müssten immer mehr soziale Orte der Begegnung und Mitwirkung sein. Der ländliche Raum habe auch durch Corona an Bedeutung als Lebensmittelpunkt gewonnen. Deshalb sei es auch für die Wirtschaft lohnend, gerade hier durch Unterstützung und Sponsoring in Gemeinschaft zu investieren.

Um daran mitzuwirken, Häuser zu revitalisieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ein Museum den veränderten Interessen und Bedürfnissen des Publikums besser entsprechen kann, gebe es die Initiative „Kleine Museen im Wandel“. Dabei möchten die Kooperationspartner LWL-Museumsamt für Westfalen sowie Westfälischer Heimatbund e. V. (WHB) die Vernetzung und Neuausrichtung kleiner Museen fördern.

Dr. Ulrike Gilhaus erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass der Museums-Gründungsboom in den 1970er Jahren 1978 erst zur Gründung der LWL-Fachstelle geführt habe, um die Initiativen beratend zu unterstützen.

Erster Beigeordneter und Kämmerer Julian Lütz, der die Stadt an diesem Tag offiziell vertrat, verwies auf das schwierige Umfeld für Museen. Sie müssten um Zuspruch kämpfen und seien nach Umfrage-Ergebnissen für viele Jugendliche bedeutungslos. Deshalb sei es wichtig, mit veränderten Konzepten die Wahrnehmung der Menschen heute zu erreichen. Das 4Fachwerk-Museum habe sich durch ehrenamtliches Engagement einen festen Platz in der Gesellschaft erarbeitet und sei Ankerpunkt für Kunst, Kultur und Geschichte im Alten Flecken. „Ich freue mich sehr über die enge Zusammenarbeit mit der Stadt,“ so Lütz.

Wolfgang Suttner trat als Sprecher des Deutschen Kunstrates zur Gratulation ans Mikrofon. Gerade kleinen Museen gelinge es, die Besonderheiten und Vorzüge einer Region zu zeigen. Die Arbeit des 4Fachwerk-Museums finde er ausgezeichnet: „Die gesetzten Schwerpunkte ergänzen und erhellen sich gegenseitig.“ Suttner zeigte sich sehr erfreut, dass das Museum nun auch von dem Förderprogramm „Neustart Kultur“ profitieren kann. Der Deutsche Kunstrat habe intensiv darauf hingewirkt, dass in Folge des ersten Corona-Lockdowns 2020 die Bundesregierung ein umfassendes Rettungs- und Zukunftsprogramm für den Kultur- und Medienbereich geschaffen habe. „Es ist ganz wichtig, den Kulturbetrieb und die kulturelle Infrastruktur dauerhaft zu erhalten.“

Das Freudenberger Museum will die Fördermittel nutzen, um das Dachgeschoss mit bedeutenden Uhrenausstellung zu optimieren.

4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel lud die große Zahl der Gäste anschließend zu einem Empfang in das Fachwerkhaus in die Mittelstraße. Er dankte seinen Vereinsmitgliedern für die vielfältigen Aktivitäten: „Das ist schon ein tolles Team!“. Im Museum bot die gerade eröffnete Ausstellung mit historischen Fotos aus dem Alten Flecken reichlich Gesprächsstoff.