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MOMENTE DES LEBENS

Der Siegener Künstler Christian Feigs zeigt seine Werke in Freudenberg

„Charakterköpfe, die er bei spontanen Begegnungen aufgenommen hat, sind die Stärke von Christian Feigs,“ lobt 4Fachwerk-Vorsitzender bei der Ausstellungseröffnung den Künstler, der aktuell seine Werke in Freudenberg zeigt.

Christian Feigs, Jahrgang 1971, absolvierte in Siegen ein Architekturstudium, lebt heute in der Krönchenstadt und leitet bei der Gemeinde Burbach eine Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Raumplanung.

Neben dem Blick für Quartiersgestaltung oder Baurecht entwickelt der Diplom-Ingenieur als Künstler die Aufmerksamkeit für eine besondere Szenerie, die er bildhaft festhält. Aus seinen Beobachtungen entwickelt sich eine spezifische Foto-Kunst. „Er jagt dem richtigen Augenblick nach und sammelt Momente, die er fotografisch oder literarisch festhält,“ erläutert Kuratorin Dr. Ingrid Leopold den stimmigen Titel der Ausstellung „Momente des Lebens“. 

Die Eröffnung ist als Dialog angekündigt. Der Journalist Tim Lehmann entlockt Christian Feigs Erinnerungen und Einschätzungen über sei Sujet, über sein künstlerisches Vorgehen. Das „Knipsen“ beginnt für ihn bereits in Grundschul-Zeiten, schon früh also setzt sich der junge Christian mit technischen Details wie Belichtung und Blende auseinander.

Das führt in der Weiterentwicklung dazu, immer mehr auch „optisch orientiert“ zu sein. „Fotografieren schärft den Blick auf Dinge, die man sonst nicht sieht,“ erläutert Feigs. Und sein „Sehen“ habe sich immer mehr ausgebildet. „Beobachten“ sei sein Schlüsselwort. „Ich versuche den Moment zu erwischen.“

Arrangierte Studioaufnahmen sind nicht sein Ding, er fühlt sich wohl als „Street-Fotograf“. Vom Abbilden von Architektur wandelt sich der Schwerpunkt zur „Faszination für das Gesicht“. „Mimik erzählt ein ganzes Leben,“ findet der Fotokünstler und kann sich für seine Aufnahmen sowohl für die Unbefangenheit von Kindern wie für die Gesichtslinien von Älteren begeistern, die für ein gelebtes Leben sprächen.

Zu seiner Technik gehört es, den Hintergrund dunkel oder verschwommen zu halten, um die Aufmerksamkeit gezielt auf Augen oder Gesichtszüge zu lenken.

„Beim Anschauen des Bildes von einem Musiker meint man die Töne seines Saxofons zu hören,“ diese starke Ausdruckkraft wünscht sich Christian Feigs. Die besten Aufnahmen entstünden, wenn der Mensch sich unbeobachtet fühlt. Fast zu jedem seiner Bilder könne er eine Geschichte erzählen.

Seine schwarz-weiß-Aufnahmen dominieren die Freudenberger Ausstellung. Farbige Landschafts-Fotos ergänzen sie. Sie entstanden bei einer Island-Reise. „Die beindruckenden Naturschauspiele, extreme Wettersituationen oder Wasserfälle haben mich fasziniert.“

Fotografie visualisiert Personen, Gegenstände oder Räume, die aber ebenso durch „Kopfbilder“ entstehen können: Wenn geschriebene Texte die Fantasie von Lesern und Zuhörern so beflügeln, dass man sich in Geschichten bildhaft hineinversetzt fühlt.

Christian Feigs verbindet Wörter zu Geschichten für die Jüngsten. Seine Tochter habe ihn zum Schreiben gebracht. Zunächst erzählte Geschichten habe er zu Papier gebracht. „Ein wunderbarer Ausgleich zum sonstigen Behördenkram!“  Christian Feigs gehört sowohl dem Deutschen Verband für Fotografie, dem Fotokreis Siegen e.V. wie auch dem Bundesverband junger Autoren an.

Die Bilder und Bücher von Christian Feigs sind im 4Fachwerk-Museum bis zum 14. Mai 2023 zu sehen. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Absprache möglich. Eine Lesung aus seinen Kinderbüchern ist für den 2. Mai 2023 geplant.

Flecker Geschichten, die das Leben schrieb…

Schon die neunte Anekdoten-„Lechtstonn“ im 4Fachwerk

Fries` Werner’che hatte mit seiner Mutter, den Fleckern bestens bekannt als Tante Margret vom Kindergarten, den Gottesdienst zum Schulbeginn des Jahrgangs besucht. Dort war mit Inbrunst das Kirchenlied „Jesu hilf siegen, du Fürste des Lebens“ gesungen worden. Den ersten Teil des Strophensatzes bewegte den Jungen am Nachhauseweg immer noch „Jesu hilf siegen“ – und er machte sich so seine Gedanken. Dann meinte er an seine Mutter gewandt: „Singen dann de Sejenner Sonnigs och in der Kirche ‚Jesus hilf Freudenberg‘?“

Eine der Geschichten, die das Leben im Alten Flecken schrieb, die als „Schwätte“ in Erinnerung blieben und jetzt bei der „Lechtstonn“ wieder „das Tageslicht“ erblickten. Denn solche Überlieferungen gaben Dieter Siebel und Martin Quandel im 4Fachwerk-Museum zu Besten. Beide kennen den Flecken seit Kindesbeinen an, interessieren sich für solche Geschichten und haben solche Anekdoten gesammelt.

So begegnen den vielen Museums-Besuchern Urgesteine aus den Altstadt-Gassen, die dort früher lebten und durch bemerkenswerte Begebenheiten zu einer gewissen Berühmtheit gelangten. Immer für Geschichten gut jene „Männer-WG“ in der Mittelstraße, in der die drei Kray-Brüder Robert (Schalterbeamter der Volksbank), Walter (angehender Dentist) und Gustav (Hausmann und Lokalpolitiker) zusammenlebten. Bekannt ist der Streit beim Mittagessen: Der eine ruft „Mach dat Feestern zu“, der andere opponiert „Nu laas et oppen“. Der Dritte schlägt genervt und verärgert den Fensterflügel mit solcher Wucht zu, dass das Glas aus dem Rahmen und zerbrochen zu Boden fällt. „Nu is et zu un opp“. Wer will dieser Weisheit widersprechen?

Dieter Siebel und Martin Quandel erinnern an Weißgerbers Hermann und Lydia, deren Onkel „Weißgerbers Hermann“ dafür bekannt war, die Dinge immer etwas größer zu sehen. „Fröher worrn de Duffeln so gruoss, dat nur ene in en Sack passte“. Deshalb, so der Stellmacher, hätten die auch mit einer Kreissäge verkleinert werden müssen. Als „Kriegsveteran“ erinnerte er sich immer wieder an jenen schrecklichen Moment, als im Schützengraben eine Kanonenkugel Kopf und Körper seines Hauptmanns trennte und der dennoch laut und bestimmt gerufen hätte „Weißgerber übernehmen sie!“
Kämpfe ganz anderer Art hatten Flecker Frauen zu bestehen, wenn sich eine kleine Maus in der Schublade des Küchentisches oder im Oberteil des Küchenschrankes zwischen allerlei Lebensmitteln verschanzt hatten – und das in der „armen Zeit“. Jedenfalls auch Knie’s Tante Frieda hatte an den Kötteln in der Butter entdeckt, dass das kleine graue Nagetier noch in der „Schubbe“ sein musste. Über solche in Gedichtform oder als kleine Geschichten vorgetragenen „Herausforderungen“ konnten die Gäste heute herzlich lachen.
Mit Schmidt’s Theo, Leck’s Ernst, Küsterin Emmi Ohrndorf, Haak‘s Hermann oder mit Stahl’s Karl-Wilhelm verbinden sich lustige Sprüche, die Situationskomik, Schlagfertigkeit und eine besondere Flecker Eigenart dokumentieren, mit den Höhen und Tiefen des täglichen Lebens irgendwie klar zu kommen.

Wieder war die „Lechtstonn“ ein Erfolg, eine „Erzähl-Stunde“ über die es hieß: „Alle lustern, die Uhr tickt und der Opa hustet…“. Es war bereits die neunte Auflage der Erinnerung an Typen und Typisches aus dem Alten Flecken. Allerdings erstmals mit Martin Quandel, der die Premiere bestens meisterte, was der lange Beifall für die beiden Flecker eindrucksvoll zum Ausdruck brachte. Kleinkunst im Alten Flecken, auch die ist so im „4Fachwerk“ zuhause.

Ausstellungseröffnung „BEGEGNUNGEN“

Werke von Nina Niederhausen im 4 Fachwerk Museum

So viele Kinder sind noch nie bei einer Ausstellungeröffnung hier gewesen, staunte Dieter Siebel. Und die jungen Gäste konnte er mit einer historischen Milchmann-Schelle beeindrucken. Er begrüßte die überaus zahlreichen Besucher zur Vernissage „BEGEGNUNGEN“, einer Werkschau, in der Bilder von Nina Niederhausen im 4Fachwerk-Museum gezeigt werden.

„Ich male und zeichne, seitdem ich einen Stift in der Hand halten kann,“ erzählt Nina Niederhausen. Die junge Künstlerin, die in Hamm an der Sieg aufgewachsen ist, jetzt in Brachbach lebt und in Freudenberg arbeitet, empfindet ihr kreatives Wirken als „schönste Entspannung“. Beim Malen könne sie für sich Kraft schöpfen.

Sie geht mit größter Disziplin zu Werke, um ihr Können ständig weiterzuentwickeln: „Ich bin vom Prinzip ‚Daily Painting‘ fasziniert, also jeden Tag ein kleines Kunstwerk anzufertigen, um meine Fertigkeiten zu trainieren.“ Tatsächlich sei es bei ihr ein „Weekend-Painting“, also entstehen ihre kleinformatigen Werke mit Öl- und Acrylfarben oder als Aquarell zumeist am Wochenende. Denn auch ihrem Beruf als Logopädin geht sie mit Akribie nach.  

Für ihre Ausdrucksformen gilt ein Prinzip: „Ich möchte Dinge figürlich darstellen.“ Abstraktionen seien nicht ihr Ding. Sie stellt Menschen in Alltagssituationen dar, sucht für Objekte den nicht althergebrachten Blick, verwendet interessante Perspektiven, um eigentlich Bekanntes mit neuen Aspekten zu bereichern.

Nina Niederhausens Freudenberger Werkschau strahlt ein frisches und farbenfrohes Gesamtbild aus. „Ihre Bilder sind so lebensbejahend,“ fand Dr. Ingrid Leopold bei der Ausstellungseröffnung. Die positive Ausstrahlung ihres künstlerischen Ausdrucks lasse verstehen, dass die gekonnten Kompositionen der jungen Künstlerin so gefragt sind.

Auf ein Ausstellungsbild weist ihr Bruder Kai Niederhausen besonders hin. Es trägt den Titel „Gleichgültigkeit“ und unterstreiche besonders Nina‘s Anliegen, Menschen zu beobachten und gerade auch denen nahe zu sein, denen es schlechter geht. Das Werk erinnert an frühe Werke von Gerhard Richter und einer Maxime „Verwischen, um klar zu sehen“. „Ja, die fotorealistischen abbildhaften Arbeiten Richters mit oft monochromer Farbgestaltung in ihrer figürlichen Wirkung, beeindrucken mich sehr,“ zeigt Nina Niederhausen großen Respekt vor dem in Dresden geborenen und in Köln lebenden Künstler.

Dass sie einer „kreativen Familie“ entstammt und ihr „Kunst“ mit in die Wiege gelegt wurde, zeigte sich am Eröffnungsabend durch jene bemerkenswerte Einführung ihres in Köln lebenden Bruders Kai Niederhausen, der als Grafity-Künstler „Semor“ weltweit unterwegs ist: „Nina kann mit ihren Bildern ganz eigene Geschichten erzählen, sie vermag mit ihren Motiven Sehnsüchte zu entwickeln.“ Er sei beeindruckt, wie es ihr gelinge, auf der Leinwand Fürsorge, Zerbrechlichkeit und Glück darzustellen. „Sie hat ein feines Gespür im Leben und in der Malerei. Mit den Momentaufnahmen, die sie auf der Leinwand einfängt, löst sie etwas aus.“ Ihre kleinformatigen Arbeiten ermöglichten für Viele erstmals einen direkten Zugang zur Kunst. Kai Niederhausen begann mit elf Jahren das Sprayen als gestalterische Ausdrucksform für sich zu entdecken. Seitdem sind dreißig Jahre vergangen und heute betreibt er diese Kunstform ganz professionell.

Begeistert zeigte sich auch Dieter Siebel: „Ich wünsche mir, dass zahlreiche Besucher kommen und diese großartige Kreativität erleben.“ Nina Niederhausen dankte dem 4Fachwerk-Team, dass gerade immer wieder Künstlern aus der Region, auch jüngeren, die Möglichkeit gegeben werde, sich in diesem besonderen Ambiente vorzustellen. Jedenfalls der Eröffnungsabend ließ den Titel „Begegnungen“ Wirklichkeit werden, da in der Tat so viele Gäste miteinander die gezeigten Formen und Farben auf sich wirken lassen konnten und sich darüber ins Gespräch kamen.  

Die Ausstellung ist bis zum 19. März 2023 zu sehen. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen können abgesprochen werden. Der Eintritt beträgt drei Euro.

Kunstgenuss im Alten Flecken

4Fachwerk lädt zu Sonderführungen „zwischen den Jahren“ ein

 „Zwischen den Jahren“ – für viele Menschen eine besondere Zeit: Die Tage nach Weihnachten bis zum Jahreswechsel beschreiben einen festlich-entspannten Zeitabschnitt, der sich so gut zum Treffen im Familien- und Freundeskreis wie zu gemeinsamen Unternehmungen eignet.

Ein Ziel für solche Aktivitäten könnte das Freudenberger 4Fachwerk-Museum sein. Für Mittwoch, den 28. Dezember 2022, 15:00 Uhr, wird zu einer zusätzlichen Führung durch die aktuelle Achenbach-Ausstellung eingeladen. Dr. Ingrid Leopold, die die Präsentation der Werke des Siegerländer Künstler-Ehepaars Hans und Hanna Achenbach zusammengestellt hat, wird über das Leben und die das künstlerische Schaffen der beiden berichten. Den ehrenamtlichen Freudenberger Museums-Aktiven ist es gelungen, eine sehr umfangreiche Auswahl von Achenbach-Malereien und -Monotypien zusammenzustellen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir sowohl von der Familie wie von Sammlern in so großer Zahl Leihgaben bekommen konnten,“ so Dr. Ingrid Leopold. Das schaffe eine wirkliche Sicht über die Bandbreite deren gestalterischen Wirkens. Die Ausstellung wird ansonsten noch bis zum 22. Januar 2022 gezeigt.  

Übrigens lassen sich nicht nur im Museum selbst Kunstwerke betrachten. Bis zum Heilig-Abend-Tag sind im Alten Flecken dann alle 24 Türen bzw. Fenster mit adventlichen Motiven geöffnet, so dass sich die gesamte Altstadt zum weihnachtlich-stimmungsvollen Kunst-Rundgang eignet. Dieter Siebel, der vor 20 Jahren diese Art eines begehbaren Adventskalenders in Freudenberg erfand, wird am Dienstag, 27. Dezember 2022, ab 16:00 Uhr, hierzu eine Führung anbieten und die Werke der 22 daran beteiligten Künstlerinnen und Künstler vorstellen. Treffpunkt hierfür ist das 4Fachwerk-Museum in der Mittelstraße 4-6.
„Wir freuen uns, wenn der Alte Flecken mit seiner besonderen Atmosphäre gerade in dieser Phase zwischen altem und neuem Jahr Raum und Zeit geben kann, Hektik beiseite zuschieben, um Kunst zu genießen,“ so die 4Fachwerker.

Adventliche Sonderführungen durch Achenbach-Ausstellung

„Der Museumsbesuch kann ein wundervoller Einstieg in die Vorweihnachtszeit sein“, zeigt sich Dr. Ingrid Leopold vom 4Fachwerk-Museumsverein überzeugt und freut sich auf den „Freudenberger Advent“. Am 1. Adventswochenende verwandelt sich der Alte Flecken wieder zu einem stimmungsvollen Treffpunkt. Und mittendrin bietet aus diesem Anlass das 4Fachwerk-Museum zwei Sonderführungen durch die Hans-und-Hanna-Achenbach-Ausstellung an.

Am Samstag, 26. November, wird Ulrike David den Gästen Leben und Wirken des bekannten Siegerländer Künstler-Ehepaars nahebringen, am Sonntag, 27. November, übernimmt diese Aufgabe Dr. Ingrid Leopold. Beide Veranstaltungen beginnen jeweils um 15:00 Uhr, der Eintritt beträgt drei Euro.

Vom bisherigen Zuspruch zu ihrer aktuellen Ausstellung zeigen sich die Museums-Aktiven sehr angetan. Traditionell wird die letzte Ausstellung eines Jahres Siegerländer Künstlern gewidmet. Entstanden ist diesmal eine einzigartige Präsentation mit Werken von Hans Achenbach ((1891-1972) und seiner Frau Hanna (1892-1982). Beide galten in ihrer Zeit als ganz bedeutende Künstlerpersönlichkeiten der Region. Ihr gestalterisches Erbe beinhaltet auch Werke, die der Winter- und Weihnachtszeit zuzuordnen sind. Zu den christlichen Motiven, denen sich seine Großeltern widmeten, sagte ihr Enkel Dr. Martin Grotepaß: „Die christliche Ethik war ihnen sehr wichtig, über das Zerwürfnis zwischen Katholiken und Protestanten haben sie sich jedoch sehr geärgert.“

Die Ausstellung wird noch bis zum 22. Januar 2023 gezeigt.

Märchenhaft, ursprünglich, den Menschen und der Natur nahe

4Fachwerk-Museum zeigt das künstlerische Erbe von Hans und Hanna Achenbach

Schon einmal schmückten Werke von Hans und Hanna Achenbach das 4Fachwerk-Museum in Freudenberg. 2014 begann der damals frisch gegründete Museumsverein mit seiner Ausstellung „Alte Meister“ eine bis heute fortgeführte Tradition: „Einmal im Jahr wollen wir verstorbenen Siegerländer Künstlerinnen und Künstlern Raum geben, die mit ihrem Wirken künstlerische Ausdrucksformen und -Ausbildung in unserer Region einst maßgeblich bestimmt haben,“ erklärt Dr. Ingrid Leopold, die auch wieder als Kuratorin der aktuell bevorstehenden Ausstellung wirkt.

War es 2014 noch Teil einer Übersicht, stehen 2022 Hans Achenbach (1891-1972) und Hanna Achenbach (1892-1982) allein auf dem Programm des ehrenamtlich geführten Museums mitten im Alten Flecken. „Wir sind sehr dankbar, dass wir eine solche Fülle von Arbeiten des Künstler-Ehepaars zeigen können,“ freut sich 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel. Das Museum sei so in der Lage, tatsächlich eine umfassende Palette ihres Könnens zu zeigen.

Ihren gemeinsamen Siegerländer Lebensweg begannen Hans und Hanna Achenbach in (Netphen-) Obernau. Ein wohl gesuchter und gefundener Sehnsuchtsort: „Ich liebe die stille Schönheit Deiner Heimat und ich würde gerne auf einem Dorf und in bäuerlicher Umgebung leben,“ zitiert in einem Bericht Erika Falkson aus einem von Hanna Achenbach in Gleiwitz verfassten Brief an eine Siegener Freundin. „Den Reichtum des einfachen Lebens hat Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht,“ porträtiert Hans Löw ihren Ehemann 1953. Die Wahl der Umgebung, die Einsamkeit des Siegerländer Lebens, dürfte ein Wesensbekenntnis sein, heißt es bei ihm weiter.

Am 25. November 1920 hatten Hans Achenbach und Hanna Junemann in Düsseldorf-Eller geheiratet. Beide lernten sich während ihres dortigen Kunststudiums kennen.

Zwei Jahre leben die Achenbachs bescheiden von ihrer künstlerischen Tätigkeit in Obernau. 1923 und 1924 werden ihre beiden Töchter (Karin 1923, Renate 1924) geboren. Ihr Zuhause wird Siegen. Sie wohnen im elterlichen Haus von Hans Achenbach, 1938 konnten sie in ihr eigenes Eigenheim in der Winschenbach einziehen.

Beide üben zugleich einen Lehrberuf aus: Sie unterrichten „künstlerisches Weben“ an der Siegener Auschule. Von 1933 bis 1937 leitet Hans Achenbach den Fachbereich Weben an der Berufsschule für Mädchen in Siegen.

Hanna Achenbach (Maria Johanna Junemann) erblickt am 2. Dezember 1892 in Dortmund das Licht der Welt – als Tochter des Fabrikdirektors Johann Konrad Junemann und seiner Ehefrau Maria.

Als 22-jährige nimmt sie 1914 ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf auf, das bis 1919 andauert. Hier lernt sie ihren Mitstudenten Hans Achenbach kennen und lieben. Wilhelm Ludwig Hans Achenbach, so sein vollständiger Name, entstammt ebenfalls einer Fabrikantenfamilie.

Sein Vater Caspar Gustav Achenbach (1858-1915) war Mitbegründer des „Ohler Eisenwerks Achenbach, Kölsche & Co. Er hatte Emilie Berta Schneider (1865-1944) geheiratet, Hans, geboren am 3. März 1891, ist ihr zweiter Sohn.

Ihren Siegerländer Wurzeln folgend, ziehen die Eltern im Jahr 1900 nach Siegen. Nach dem Besuch des hiesigen Realgymnasiums studiert Hans Achenbach an der Königlich-Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, denen sich Ausbildungen an den Kunstgewerbeschulen Düsseldorf und Wuppertal anschließen. Im Jahr 1913 kehrt er zunächst nach Siegen zurück und begibt sich ein Jahr später nach München, um hier aktuelle Kunstentwicklungen mitzuerleben. Der I. Weltkrieg bestimmt dann Hans Achenbachs Biografie. Es heißt, er meldet sich 1915 freiwillig als Soldat und nimmt am Kriegsgeschehen bis 1918 teil. Nach seiner Heirat mit Hanna Junemann sind beide bald dem Siegerland fest verbunden.

Hans Achenbach engagiert sich früh beim 1922 gegründeten Arbeitskreis Siegerländer Künstler (ASK). Eine Zeitungsanzeige (SZ 09. 12. 1922) nennt Hans und Hanna Achenbach-Junemann als Ausstellende („Malerei und Graphik“) bei der „Weihnachtsausstellung des Siegerländer Kunstvereins“ in der „Gesellschaft Erholung“. In den Nachkriegsjahren sind beide dann über Jahrzehnte bei den ASK-Ausstellungen regelmäßig vertreten, Hans Achenbach bezeichnet die Presse als „Nestor der Siegerländer Künstlergemeinschaft“ (SZ 5. 12. 1972). „Er ist als Künstler konsequent seinen Weg gegangen,“ sagt sein Kollege Theo Meier-Lippe über ihn.

Die Betrachtung der Natur, von Landschaften und Tieren, das Beobachten des nahen Umfeldes der Menschen, ihre Arbeitsgewohnheiten im Jahresverlauf verbinden Hans und Hanna Achenbach, die jedoch zu jeweils ganz eigenständigen charakteristischen Ausdrucksformen finden.

Löw zitiert aus einem Brief Achenbachs aus dem Jahr 1947: „Für mich ist das Märchen die Urform aller Kunst.“ Märchen und Mythen hätten seinen Bildern die Signatur gegeben. „Achenbach bleibt immer im Märchenhaften, im Lebendigen, von der Phantasie Beflügeltem,“ unterstreicht die Siegener Zeitung (09. 10. 1954) dieses Merkmal. Seine Werke seien „klar und kindlich, aber nicht kindisch.“ Ähnlich „wie trauliche Volksmärchen, feinfühlig ausgearbeitet, lebendig“ werden seine Monatsblätter beschrieben (SZ 03. 11. 1952). Den Reichtum des einfachen Lebens habe Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht.

Hier zeigt sich die Seelenverwandtschaft des Künstlerehepaars. Denn: „Das einfache Leben in ihrem Umkreis regte sie zu vielen starken Bildern an,“ heißt es über Hanna Achenbach. „In ihren Portrait- und Genrebildern von Kindern und einfachen Menschen, Bäuerinnen und Marktfrauen, zeigt sie sich immer wieder als Heimatchronistin,“ schreibt Erika Falkson über sie weiter. Ihre Bilder seinen dem Leben „abgelauscht“, ein Ergebnis intensiver Beobachtung. Hanna Achenbachs Credo: „Ich möchte das (meine Bilder) für alle verständlich sind. Man soll spüren, dass mich die Menschen und das Leben intensiv beschäftigt haben.“

Apropos Heimatchronist: Das vielfältige Siegerländer Leben verewigt Hans Achenbach ebenso auf zahlreichen Kalenderblättern, die in den Ausgaben des „Siegerländer Heimatkalenders“ erschienen sind. In einer bemerkenswerten Artikelfolge haben Alfred Becker, Kirsten Schwarz und Cornelia Becker(-Bartscherer) die Zeichnungen inhaltlich zu- und künstlerisch eingeordnet (SIEGERLAND 2008, 2009) und damit eine wichtige Retrospektive auf sein Werk vorgenommen. „Sein vielfältiges Werk wurde bestimmt von Naturverbundenheit, Tierliebe und der Faszination guter Geschichten,“ so ein Fazit von Kirsten Schwarz (SIEGERLAND 86, 2009).

In Freudenberg wird eine umfängliche Werkschau die nachhaltige Erinnerung an das Ehepaar Achenbach ermöglichen, die Zeitzeugen bereits zu den „profiliertesten Vertreter der Siegerländer Künstlerschaft“ zählten (SZ 01. 12. 1962). Die Besucher werden Werke aus einer anderen Epoche vorfinden, die konzentriert auf das Wesentliche visuelle Informationen vermitteln, wie Emotionen zu wecken vermögen, die ausdrucksstark und charakteristisch spezifische Handschriften erkennen lassen. Auch nach Jahren haben sie von ihrer Wirkung nichts eingebüßt und zeigen bis heute, wie vielschichtig und tiefgründig gerade schlichte Darstellungsweisen sein können. Darin beweist sich die gestalterische Stärke von Hans und Hanna Achenbach, die ein großes künstlerisches Erbe hinterlassen haben, das wert ist, wieder einmal in den Mittelpunkt gerückt zu werden.

Frau Dr. Leopold machte die interessierten Besucherinnen und Besucher im Detail mit den ausgestellten Kunstwerken vertraut. Die umfangreiche Präsentation zeigt, dass Hans Achenbach sich in seinem schöpferischen Wirken mit fast allen Techniken der bildenden Kunst beschäftigte. Er war Maler, Zeichner und Grafiker – schuf Landschaften und Darstellungen aus der Arbeitswelt der Siegerländer, dem Hauberg und der Landwirtschaft, Tiere in expressionistisch beeinflusster Monotypietechnik – Bilder mit christlichen Motiven und Aussagen – Illustrationen zu Büchern (in einer Vitrine finden sich Zeichnungen zur Autobiografie von Jung Stilling: „Henrich Stillings Jugend“).

Hanna Achenbach Junemann war beständiger in ihrer Kunst. Ihre Bilder – vorwiegend in Öl –  sind Momentaufnahmen des Alltags. Sie war naturverbunden, liebte die Siegerländer Landschaft, – Blumen, – ihre Mitmenschen, und insbesondere die Kinder. Entsprechend suchte sie ihre Motive aus und fand bald begeisterte Abnehmer ihrer Kunst. Ihre Blumen – und Kinderbilder waren gefragt, sie sind zeitlos und finden selbst in der Moderne  noch Liebhaber und Liebhaberinnen.

Die gegenständliche Kunst aus der Vergangenheit, die wir Ihnen zeigen, wurde uns von Sammlern bereitwillig zur Präsentation zur Verfügung gestellt. Die meisten Bilder wurden uns von dem Enkel des Künstlerehepaares , Herrn Dr. Grotepaß , überlassen. Sie können zum Teil künstlich erworben werden. Zum Ende der Veranstaltung hat er eine humorvolle „Laudatio“ auf seine Großeltern gehalten. Den persönlichen Worten konnte man entnehmen, dass er sie verehrt und geliebt hat, sowohl den Großvater „Henner“, als auch die Großmutter „Ömi“, die Beide sehr genügsam waren. Die Kunst sei ihr Lebensinhalt gewesen!

Die Ausstellung „Hans und Hanna Achenbach – ein Künstlerehepaar aus dem Siegerland“ beginnt am 5. November 2022 und wird bis zum 22. Januar 2023 im 4Fachwerk-Museum zu sehen sein.